Berggasse: Unterschied zwischen den Versionen

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Namenprägung vor 1912 ''(Bergstraße)'' nach der örtlichen Lage. Diese Gasse, welche heute in eine Treppe über-geht, führt den Burgberg empor. Historisch, im Grund-riss 1615, wird der Zugang von der Burg zum Weg durch ein Tor als ''Gwelb hinab'' bezeichnet, während der ei-gentliche Weg hinauf zur Burg im Plan ohne Bezeichnung blieb. An dieser Stelle muss an den urkundlich über-lieferten Namen ''Furtaller Berg'' erinnert werden, der heute völlig in Vergessenheit geraten ist, in den Quellen des Stadtarchivs allerdings lebendig bleibt: U.a.: Am 29. 09.1524 verkaufte Lienhart Erlacher ein Pfund Pfennige jährliche Gilt aus seiner Behausung am ''Furtaller Berg im Zipfel''. Da der ''Zipfl – Weberzipfel'' bis zum Bau der ''Neustraße'', (die 1852 den ersten weite-ren Weg aus der Stadt in Richtung München/zur Münchner Straße darstellte) ursprünglich geschlossen war, muss der ''Furtaller Berg'', der auf Grund der Urkunde in der Nähe des ''Weberzipfels'' zu verorten ist, neben der hauptsächlichen Straße, – ''der Schmidzeile'' –  den zwei-ten Weg von der Stadt zur Burg gebildet haben. Hinaus-kommend aus dem ''Gwelb'' hinter dem nochmals eigens ein-gefriedeten Schloss, könnte der ''Furtaller Berg'' somit Teil des ''Landweges'' sein, der aus der Stadt – zunächst durch ''Ledererzeile'' und vor ''dem Zipfel'' abbiegend über die ''Berggasse'', durch das ''Gwelb'', über das mittlere und äußere Tor, bzw. auch in umgekehrter Richtung – führ-te. Damit wäre dieser Erschließungs-Weg der nördlichen Altstadt mutmaßlich auch Teil der Handelswege, die, wenn man Befestigungssituation und einge¬zeichnete Wege untersucht, (Grundriss 1615/Vermessungsplan 1813) zu-min¬dest bis in das späte 18. und frühe 19. Jahrhun-dert, ebenso wenig über ''den Hag'' hinaus verlaufend zu suchen sind, wie an der ''Köbingerbergstraße''. In dem Na-men Furt, fnhd. – Straße, ist die Bedeutung als Durch-gangsweg gleichfalls enthalten. Mit der Lokalisierung wäre ein zweiter Zugang von der Burg zur nördlichen Stadt, bzw. umgekehrt zur Burg hinauf, logisch inner-halb der Ringmauer Wasserburgs nachzuzeich¬nen. Weiter könnte mit diesem Weg auch die tatsächlich vorge-schriebene „Arbeitsteilung des Salz¬transportes“ (Salzordnungen des 16./17. Jahrhunderts) verbunden werden: Die Wasserburger Salzsender besorgten demnach den Transport des Salzes aus Traunstein nach Wasser-burg und legten, nach der Einfahrt über die Innbrücke, das Salz zunächst nieder (Salz-stadl/Niederlage/Lagerflächen der Salzsenderhäuser). Die Münchener Salzsender hatten wiederum „die Schei-ben“ in der Stadt abzuholen, konnten (auch) über den ''Furtaller Berg'' einfahren, im Bereich Salzsenderzeile bzw. auf dem Gries beladen und am Mauthaus vorbei, über Schmidzeile und Burg, hinausfahren, (dann am Inn entlang, nicht über den Köbingerberg). Die, im Gegen-satz zur heutigen Geländesituation, befahrbar einge-zeichnete Darstellung des Weges ''(Furtaller Berg)'' im Grundriss 1615 bis zum Vermessungsplan 1813 und die tatsächlich durch Bö¬gen dargestellten Einfahrten auf die Burg rücken diese Annahmen in den Bereich hoher Wahrscheinlichkeit, wenn man anerkennt, dass andere ''Auswege'' aus der Stadt, zum einen in den schriftlichen Quellen (bis in das 19. Jahrhun¬dert) nicht beschrieben werden, zum anderen aber auch in den vorhandenen Plä-nen nicht ersichtlich sind. Logisch scheint der Han-delsweg mit beiden Wegen über die Burg (die bedeuten-dere Durchgangs¬straße führte sicher über die ''Schmidzeile'' – am Mauthaus vorbei – ''in die Burg'' – und aus den Toren hinaus in die ''Münchner Straße'') allemal zu sein, wenn man die ursprüngliche Funktion der Wasserburger ''Hallgrafen'' und ihrer ''Wazzerburch'' ab dem 12. Jahrhun-dert in erster Linie mit der Sicherung des Salzhandels ver¬bindet. Der ''Furtaller Bergweg'' musste beim Eingang in die Burg durch ein Gewölbe führen, da die Burg rundum befestigt war. Der Eingang zur Burg über die ''Berggasse'' konnte so gesichert und geschützt werden.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Haupt, Straßennamen|Haupt, Straßennamen]], 31-32.</ref>
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Namenprägung vor 1912 ''(Bergstraße)'' nach der örtlichen Lage. Diese Gasse, welche heute in eine Treppe übergeht, führt den Burgberg empor. Historisch, im Grundriss 1615, wird der Zugang von der Burg zum Weg durch ein Tor als ''Gwelb hinab'' bezeichnet, während der eigentliche Weg hinauf zur Burg im Plan ohne Bezeichnung blieb.
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[[Datei:Grundrissplan 1615 mit Einzeichnungs der Stadtbefestigungsanlagen.jpg|miniatur|Stadtplan von Tobias Volckmer d. J. von 1615 mit Hervorhebung der Befestigungsanlagen.]]
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An dieser Stelle muss an den urkundlich überlieferten Namen ''Furtaller Berg'' erinnert werden, der heute völlig in Vergessenheit geraten ist, in den Quellen des Stadtarchivs allerdings lebendig bleibt: U.a.: Am 29.9.1524 verkaufte Lienhart Erlacher ein Pfund Pfennige jährliche Gilt aus seiner Behausung am ''Furtaller Berg im Zipfel''. Da der ''Zipfl – Weberzipfel'' bis zum Bau der ''Neustraße'', (die 1852 den <u>ersten</u> weiteren Weg aus der Stadt in Richtung München/zur Münchner Straße darstellte) ursprünglich geschlossen war, muss der ''Furtaller Berg'', der auf Grund der Urkunde in der Nähe des ''Weberzipfels'' zu verorten ist, neben der hauptsächlichen Straße, – ''der Schmidzeile'' –  den zweiten Weg von der Stadt zur Burg gebildet haben. Hinauskommend aus dem ''Gwelb'' hinter dem nochmals eigens eingefriedeten Schloss, könnte der ''Furtaller Berg'' somit Teil des ''Landweges'' sein, der aus der Stadt – zunächst durch ''Ledererzeile'' und vor ''dem Zipfel'' abbiegend über die ''Berggasse'', durch ''das Gwelb'', über das mittlere und äußere Tor, bzw. auch in umgekehrter Richtung – führte. Damit wäre dieser Erschließungs-Weg der nördlichen Altstadt mutmaßlich auch Teil der Handelswege, die, wenn man [[Baugeschichte der historischen Stadtbefestigung|Befestigungssituation]] und eingezeichnete Wege untersucht, (Grundriss 1615/Vermessungsplan 1813) zumindest bis in das späte 18. und frühe 19. Jahrhundert, ebenso wenig über ''den Hag'' hinaus verlaufend zu suchen sind, wie an der ''Köbingerbergstraße''. In dem Namen Furt, fnhd. – Straße, ist die Bedeutung als Durchgangsweg gleichfalls enthalten. Mit der Lokalisierung wäre ein zweiter Zugang von der Burg zur nördlichen Stadt, bzw. umgekehrt zur Burg hinauf, logisch innerhalb der [[Baugeschichte der historischen Stadtbefestigung|Ringmauer]] Wasserburgs nachzuzeichnen. Weiter könnte mit diesem Weg auch die tatsächlich vorgeschriebene 'Arbeitsteilung des Salztransportes' (Salzordnungen des 16./17. Jahrhunderts) verbunden werden: Die Wasserburger Salzsender besorgten demnach den Transport des Salzes aus Traunstein nach Wasserburg und legten, nach der Einfahrt über die Innbrücke, das Salz zunächst nieder (Salzstadl/Niederlage/Lagerflächen der Salzsenderhäuser). Die Münchener Salzsender hatten wiederum 'die Scheiben' in der Stadt abzuholen, konnten (auch) über den ''Furtaller Berg'' einfahren, im Bereich Salzsenderzeile bzw. auf dem Gries beladen und am Mauthaus vorbei, über Schmidzeile und Burg, hinausfahren, (dann am Inn entlang, nicht über den Köbingerberg). Die, im Gegensatz zur heutigen Geländesituation, befahrbar eingezeichnete Darstellung des Weges ''(Furtaller Berg)'' im Grundriss 1615 bis zum Vermessungsplan 1813 und die tatsächlich durch Bögen dargestellten Einfahrten auf die Burg rücken diese Annahmen in den Bereich hoher Wahrscheinlichkeit, wenn man anerkennt, dass andere ''Auswege'' aus der Stadt, zum einen in den schriftlichen Quellen (bis in das 19. Jahrhundert) nicht beschrieben werden, zum anderen aber auch in den vorhandenen Plänen nicht ersichtlich sind. Logisch scheint der Handelsweg mit beiden Wegen über die Burg (die bedeutendere Durchgangsstraße führte sicher über die ''Schmidzeile'' – am Mauthaus vorbei – ''in die Burg'' – und aus den Toren hinaus in die ''Münchner Straße'') allemal zu sein, wenn man die ursprüngliche Funktion der Wasserburger ''Hallgrafen'' und ihrer ''Wazzerburch'' ab dem 12. Jahrhundert in erster Linie mit der Sicherung des Salzhandels verbindet. Der ''Furtaller Bergweg'' musste beim Eingang in die Burg durch ein Gewölbe führen, da die Burg rundum befestigt war. Der Eingang zur Burg über die ''Berggasse'' konnte so gesichert und geschützt werden.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Haupt, Straßennamen|Haupt, Straßennamen]], 32-34.</ref>
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Aktuelle Version vom 29. Mai 2019, 08:04 Uhr

Autor: Matthias Haupt
Berggasse Straßennamen

Namenprägung vor 1912 (Bergstraße) nach der örtlichen Lage. Diese Gasse, welche heute in eine Treppe übergeht, führt den Burgberg empor. Historisch, im Grundriss 1615, wird der Zugang von der Burg zum Weg durch ein Tor als Gwelb hinab bezeichnet, während der eigentliche Weg hinauf zur Burg im Plan ohne Bezeichnung blieb.

Stadtplan von Tobias Volckmer d. J. von 1615 mit Hervorhebung der Befestigungsanlagen.

An dieser Stelle muss an den urkundlich überlieferten Namen Furtaller Berg erinnert werden, der heute völlig in Vergessenheit geraten ist, in den Quellen des Stadtarchivs allerdings lebendig bleibt: U.a.: Am 29.9.1524 verkaufte Lienhart Erlacher ein Pfund Pfennige jährliche Gilt aus seiner Behausung am Furtaller Berg im Zipfel. Da der Zipfl – Weberzipfel bis zum Bau der Neustraße, (die 1852 den ersten weiteren Weg aus der Stadt in Richtung München/zur Münchner Straße darstellte) ursprünglich geschlossen war, muss der Furtaller Berg, der auf Grund der Urkunde in der Nähe des Weberzipfels zu verorten ist, neben der hauptsächlichen Straße, – der Schmidzeile – den zweiten Weg von der Stadt zur Burg gebildet haben. Hinauskommend aus dem Gwelb hinter dem nochmals eigens eingefriedeten Schloss, könnte der Furtaller Berg somit Teil des Landweges sein, der aus der Stadt – zunächst durch Ledererzeile und vor dem Zipfel abbiegend über die Berggasse, durch das Gwelb, über das mittlere und äußere Tor, bzw. auch in umgekehrter Richtung – führte. Damit wäre dieser Erschließungs-Weg der nördlichen Altstadt mutmaßlich auch Teil der Handelswege, die, wenn man Befestigungssituation und eingezeichnete Wege untersucht, (Grundriss 1615/Vermessungsplan 1813) zumindest bis in das späte 18. und frühe 19. Jahrhundert, ebenso wenig über den Hag hinaus verlaufend zu suchen sind, wie an der Köbingerbergstraße. In dem Namen Furt, fnhd. – Straße, ist die Bedeutung als Durchgangsweg gleichfalls enthalten. Mit der Lokalisierung wäre ein zweiter Zugang von der Burg zur nördlichen Stadt, bzw. umgekehrt zur Burg hinauf, logisch innerhalb der Ringmauer Wasserburgs nachzuzeichnen. Weiter könnte mit diesem Weg auch die tatsächlich vorgeschriebene 'Arbeitsteilung des Salztransportes' (Salzordnungen des 16./17. Jahrhunderts) verbunden werden: Die Wasserburger Salzsender besorgten demnach den Transport des Salzes aus Traunstein nach Wasserburg und legten, nach der Einfahrt über die Innbrücke, das Salz zunächst nieder (Salzstadl/Niederlage/Lagerflächen der Salzsenderhäuser). Die Münchener Salzsender hatten wiederum 'die Scheiben' in der Stadt abzuholen, konnten (auch) über den Furtaller Berg einfahren, im Bereich Salzsenderzeile bzw. auf dem Gries beladen und am Mauthaus vorbei, über Schmidzeile und Burg, hinausfahren, (dann am Inn entlang, nicht über den Köbingerberg). Die, im Gegensatz zur heutigen Geländesituation, befahrbar eingezeichnete Darstellung des Weges (Furtaller Berg) im Grundriss 1615 bis zum Vermessungsplan 1813 und die tatsächlich durch Bögen dargestellten Einfahrten auf die Burg rücken diese Annahmen in den Bereich hoher Wahrscheinlichkeit, wenn man anerkennt, dass andere Auswege aus der Stadt, zum einen in den schriftlichen Quellen (bis in das 19. Jahrhundert) nicht beschrieben werden, zum anderen aber auch in den vorhandenen Plänen nicht ersichtlich sind. Logisch scheint der Handelsweg mit beiden Wegen über die Burg (die bedeutendere Durchgangsstraße führte sicher über die Schmidzeile – am Mauthaus vorbei – in die Burg – und aus den Toren hinaus in die Münchner Straße) allemal zu sein, wenn man die ursprüngliche Funktion der Wasserburger Hallgrafen und ihrer Wazzerburch ab dem 12. Jahrhundert in erster Linie mit der Sicherung des Salzhandels verbindet. Der Furtaller Bergweg musste beim Eingang in die Burg durch ein Gewölbe führen, da die Burg rundum befestigt war. Der Eingang zur Burg über die Berggasse konnte so gesichert und geschützt werden.[1]

Empfohlene Zitierweise:
Matthias Haupt, Berggasse, publiziert am 29.05.2019 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Berggasse (28.03.2024)