Gabriel Neumeier: Unterschied zwischen den Versionen

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==Lebenslauf==
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==Lebenslauf<ref>Zusammenfassung aus Zeitungsausschnitten der Wasserburger Zeitung sowie amtlichen Schreiben in: [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]]./ [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Kirmayer, Nachkriegsentwicklung|Kirmayer, Nachkriegsentwicklung]].</ref>==
  
Geboren wurde Gabriel Neumeier im ersten Jahr des 20. Jahrhunderts in München. Schon mit drei Jahren verwaist, wuchs der gebürtige Münchner im Knabenerziehungsheim in Algasing bei Dorfen auf. Mit 14 Jahren kam er in die Lehre und erlernte das Buchdruckerhandwerk. Nach Jahren der Wanderschaft legte er 1930 die Meisterprüfung ab. In Laufen, wo er dann tätig war, lernte er seine Frau, eine Wasserburgerin, kennen. 1936 wurde die Ehe geschlossen, aus der eine Tochter und ein Sohn hervorging. Seit Heirat lebte das Ehepaar Neumeier in Wasserburg.
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Geboren wurde Gabriel Neumeier im ersten Jahr des 20. Jahrhunderts in München. Schon mit drei Jahren verwaist, wuchs er im Knabenerziehungsheim in Algasing bei Dorfen auf. Mit 14 Jahren kam er in die Lehre und erlernte das Buchdruckerhandwerk. Nach Jahren der Wanderschaft legte er 1930 die Meisterprüfung ab. In Laufen, wo er dann tätig war, lernte er seine Frau, eine Wasserburgerin, kennen. 1936 wurde die Ehe geschlossen, aus der eine Tochter und ein Sohn hervorging. Seit Heirat lebte das Ehepaar Neumeier in Wasserburg.
  
Neumeier galt als ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Seit 1919 war er SPD- und Gewerkschaftsmitglied und wurde deshalb nach 1933 wiederholt in ''Schutzhaft'' genommen. 1945 wurde er doch noch zur Wehrmacht eingezogen, nachdem er in den Jahren zuvor Zivilangestellter gewesen war. Bis zum Februar 1946 war er in amerikanischer Kriegsgefangenschaft.
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Neumeier galt als ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Seit 1919 war er SPD- und Gewerkschaftsmitglied und wurde deshalb nach 1933 drei Mal in ''Schutzhaft'' genommen. Erst 1945 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, nachdem er in den Jahren zuvor Zivilangestellter des Wehrmeldeamtes gewesen war. Bis zum Februar 1946 geriet er nach dem Krieg in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
  
 
Privat war Neumeier als ''sehr geselliger Mann'' bekannt.
 
Privat war Neumeier als ''sehr geselliger Mann'' bekannt.
  
Im Sommer 1976 verlor Gabriel Neumeier durch einen Autounfall seine Frau und musste seither selbst mit einer schweren Gehbehinderung zurechtkommen.
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Im Sommer 1976 verlor Gabriel Neumeier seine Frau durch einen Autounfall. Ebenfalls verletzt, musste er seither mit einer schweren Gehbehinderung zurechtkommen.
  
 
Gabriel Neumeier verstarb 1985 in Wasserburg a. Inn.
 
Gabriel Neumeier verstarb 1985 in Wasserburg a. Inn.
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Das Stadtarchiv Wasserburg a. Inn verwahrt neben den vorgangsmäßigen amtlichen Dokumenten aus Neumeiers Amtszeit auch dessen [https://www.wasserburg.de/index.php?id=1051 Nachlass].
  
 
==Amtszeit als Erster Bürgermeister der Stadt Wasserburg a. Inn 1948-1972==
 
==Amtszeit als Erster Bürgermeister der Stadt Wasserburg a. Inn 1948-1972==
  
1948 wurde Neumeier von der SPD als Bürgermeisterkandidat nominiert und mit großer Mehrheit gewählt. Bis 1972 stand er an der Spitze der Stadt, deren Einwohner ihn bei den Kommunalwahlen jedesmal erneut im Amt bestätigten. In der Nachkriegszeit plante er den für die Entwicklung der Stadt wichtigen Wohnungsbau und schuf Wohnraum für die v.a. durch Flüchtlingszuzug stark angewachsene Bevölkerung Wasserburgs. Nach Überwindung der unmittelbaren Nachkriegsnotzeiten setzte sich Neumeier intensiv für den Bau von Schulen und Kindergärten in Wasserburg ein.
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1948 wurde Neumeier von der SPD als Bürgermeisterkandidat nominiert und in einem Stichwahlentscheid am 9.5.1948 zum Bürgermeister gewählt. Bis 1972 stand er an der Spitze der Stadt, deren Einwohner ihn bei den Kommunalwahlen jedesmal erneut im Amt bestätigten, bei den Wiederwahlen 1952 und 1956 mit über 70%. Seine erste Stadtratssitzung leitete Neumeier am 31.5.1948. Von 1948 bis 1972 war das Bürgermeisteramt der Stadt noch ein Ehrenamt, für das eine jährliche Aufwandsentschädigung gezahlt wurde, die sich nach der Einwohnerzahl beziehungsweise nach dem Gesetz über Kommunale Wahlbeamte richtete.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]].</ref>
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In der Nachkriegszeit plante Neumeier den für die Entwicklung der Stadt wichtigen Wohnungsbau und schuf Wohnraum für die v.a. durch Flüchtlingszuzug stark angewachsene Bevölkerung Wasserburgs. So entstanden von 1949 bis 1960 neun Wohnblöcke mit 74 Wohnungen.<ref>Zeitungsausschnitt Wasserburger Zeitung, 12 (16.1.1960) in: [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]].</ref>
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Nach Überwindung der unmittelbaren Nachkriegsnotzeiten setzte sich Neumeier intensiv für den Bau von Schulen und Kindergärten in Wasserburg ein.
  
 
  ''Der Kommunalpolitiker erfüllte seine Aufgabe mit großem persönlichen Einsatz, Verantwortungsgefühl und im Bemühen um Verständigung und Ausgleich über parteipolitische Grenzen hinweg. Zugleich pflegte er einen durchaus eigenständigen und manchmal auch eigenwilligen Stil, der aber durchaus der Stadt zugute kam. So stünde etwa heute das Kreiskrankenhaus nicht an so idealer Stelle, hätte nicht Gabriel Neumeier seinerzeit einen seiner 'einsamen Beschlüsse' gefaßt, der dann erst nachträglich vom Stadtrat die Zustimmung erhielt. Das Bemühen um Industrieansiedlung, die Verbesserung der Infrastruktur und die Behebung der damaligen Wohnungsnot — Neumeier arbeitete an führender Stelle in der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft mit — war ihm ein besonderes Anliegen. Nachhaltig und erfolgreich setzte sich Gabriel Neumeier als Bürgermeister für Wasserburg als Schulstadt ein. Der Bau der Hauptschule am Klosterweg war ein markantes Ereignis während seiner Amtszeit, in der auch der Kindergarten an der Gartenstraße entstand und von der Stadt der Grund für die damals neue Staatliche Knabenrealschule bereitgestellt wurde. Nicht zu vergessen ist, daß mit dem Grunderwerb für das heutige Sport- und Freizeitzentrum in der Ära Neumeier begonnen wurde.''<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Kirmayer, Nachkriegsentwicklung|Kirmayer, Nachkriegsentwicklung]].</ref>
 
  ''Der Kommunalpolitiker erfüllte seine Aufgabe mit großem persönlichen Einsatz, Verantwortungsgefühl und im Bemühen um Verständigung und Ausgleich über parteipolitische Grenzen hinweg. Zugleich pflegte er einen durchaus eigenständigen und manchmal auch eigenwilligen Stil, der aber durchaus der Stadt zugute kam. So stünde etwa heute das Kreiskrankenhaus nicht an so idealer Stelle, hätte nicht Gabriel Neumeier seinerzeit einen seiner 'einsamen Beschlüsse' gefaßt, der dann erst nachträglich vom Stadtrat die Zustimmung erhielt. Das Bemühen um Industrieansiedlung, die Verbesserung der Infrastruktur und die Behebung der damaligen Wohnungsnot — Neumeier arbeitete an führender Stelle in der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft mit — war ihm ein besonderes Anliegen. Nachhaltig und erfolgreich setzte sich Gabriel Neumeier als Bürgermeister für Wasserburg als Schulstadt ein. Der Bau der Hauptschule am Klosterweg war ein markantes Ereignis während seiner Amtszeit, in der auch der Kindergarten an der Gartenstraße entstand und von der Stadt der Grund für die damals neue Staatliche Knabenrealschule bereitgestellt wurde. Nicht zu vergessen ist, daß mit dem Grunderwerb für das heutige Sport- und Freizeitzentrum in der Ära Neumeier begonnen wurde.''<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Kirmayer, Nachkriegsentwicklung|Kirmayer, Nachkriegsentwicklung]].</ref>
  
Neumeier gehörte verschiedenen Gremien wie dem Kreistag oder auch dem Bayerischen Städtetag an.
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In der Tat war der Erwerb der Grundstücke mit 7,1 ha für den späteren Kreiskrankenhausbau, eingeweiht 1964, ein politischer Coup, der von Neumeier selbst als ''Blitzaktion'' bezeichnet wurde. Die Abfolge der Handlungen hatte jedoch nicht der Geschäftsordnung des Stadtrates entsprochen. Rechtlich bindend (durch Notarvertrag) schloss Neumeier nämlich den Erwerb der verschiedenen Grundstücke in der Burgau im Jahr 1958 ab, ohne hierfür durch den Stadtrat legitimiert worden zu sein. Die Entscheidung ließ er sich erst anschließend im Stadtrat bestätigen.<ref>Stadtratsprotokoll vom , [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1287|StadtA Wasserburg a. Inn, III1287]].</ref> Danach wurden die Grundstücke dem Landkreis kostenlos zum Bau des Kreiskrankenhauses überlassen.<ref>Bericht der Stadt Wasserburg zu den kommunalen Verdiensten des 1. Bürgermeisters Gabriel Neumeier an das Landratsamt Wasserburg vom 28.4.1971, [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]].</ref>
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Politische Ziele habe Neumeier in seinem Amt eher nicht verfolgt: ''das Wohl der Allgemeinheit stand immer im Vordergrund'' seiner Tätigkeit.<ref>Zeitungsausschnitt Wasserburger Zeitung, 10 (14.1.1960) in: [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]].</ref>
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Weiterhin sei Neumeiers Handeln stets von ''sozialem Empfinden'' geprägt gewesen.<ref>Zeitungsausschnitt Wasserburger Zeitung, (16.1.1985) in: [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]].</ref>
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Neumeier gehörte verschiedenen Gremien wie dem Kreistag oder auch dem Bayerischen Städtetag an. Durch die Übernahme von zahlreichen Ehrenämtern, habe er ''an der Gestaltung des Gemeinschaftslebens in hervorragendem Maße teilgenommen''.<ref>Bericht der Stadt Wasserburg zu den kommunalen Verdiensten des 1. Bürgermeisters Gabriel Neumeier an das Landratsamt Wasserburg vom 28.4.1971, [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]].</ref>
  
 
==Daten zur Amtszeit==
 
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===Wahlergebnisse der Wasserburger Bürgermeisterwahlen===
 
===Wahlergebnisse der Wasserburger Bürgermeisterwahlen===
  
===Öffentliche Ämter, Kommunale Funktionen und Mitgliedschaften in Verbänden, Vereinen und Organisationen===
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===Öffentliche Ämter, Kommunale Funktionen und Mitgliedschaften in Verbänden, Vereinen und Organisationen<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]]./ Zeitungsausschnitt Wasserburger Zeitung (3.8.1970) in: [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]]./ Bericht der Stadt Wasserburg zu den kommunalen Verdiensten des 1. Bürgermeisters Gabriel Neumeier an das Landratsamt Wasserburg vom 28.4.1971, [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]].</ref>===
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* SPD Mitglied ab 1919
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* Mitglied der Arbeiterwohlfahrt ab 1921
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* Mitglied der Gewerkschaft für Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr ab 1929
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* Mitglied im Verwaltungsrat und Vorstand der Kreis- und Stadtsparkasse, teils als Mitglied, teils als Vorsitzender ab 1948
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* Aufsichtsratsvorsitzender und Stellvertretender Vorsitzender der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft ab 1950
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* Vorsitzender der Volkshochschule ab 1952
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* Mitglied des Hauptausschusses/Finanzausschusses des Bayerischen Städtetags (Städteverband) ab 1952
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* ehrenamtlicher Sozialrichter am Sozialgericht München von 1954-1974
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* Vorsitzender der Berufsschulverbände ab 1954 bis zu deren Übernahme durch den Kreis 1971
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* Kreistagsmitglied Landkreis Wasserburg a. Inn ab 1.5.1956
  
SPD Mitglied ab 1919
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* Tätigkeit als Standesbeamter mit über 1.000 Trauungen
ehrenamtlicher Sozialrichter am Sozialgericht München von 1954-1974
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Mitglied der Arbeiterwohlfahrt ab 1921, Mitglied der Gewerkschaft für Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr ab 1929
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* Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins
Mitglied des TSV 1880 Wasserburg ab 1951
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* Mitglied des TSV 1880 Wasserburg ab 1951 sowie zahlreichen weiteren örtlichen Vereinen
  
 
===Ehrungen===
 
===Ehrungen===
  
Neumeier setzte sich intensiv für den Bau von Schulen und Kindergärten in Wasserburg ein. Außerdem war er federführend an der Grundstückserwerbung für das neue Kreiskrankenhaus beteiligt, dessen Errichtung (eingeweiht 1964) der Bürgermeister damit maßgeblich anschob. V.a. in der Nachkriegszeit plante er den, für die Entwicklung der Stadt wichtigen Wohnungsbau und schuf Wohnraum für die gewachsene Bevölkerung Wasserburgs.
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* Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland, 1970<ref>Zeitungsausschnitt Wasserburger Zeitung (3.8.1970) in: [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]].</ref>
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* Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Wasserburg a. Inn, 1972<ref>Stadtratsbeschluss vom 4.5.1972, [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]].</ref>
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* Kommunale Verdienstmedaille des Bayerischen Staatsministeriums des Innern für Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung in Bronze, 1973<ref>Bekanntgabe im Stadtrat vom 23.3.1973, [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]].</ref>
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* Träger der Johann-Christian-Eberle-Medaille (höchste Auszeichnung im deutschen Sparkasssenwesen)<ref>Traueranzeige der Kreis- und Stadtsparkasse anlässlich des Todes Gabriel Neumeiers, Wasserburger Zeitung (14.6.1985) in: [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]].</ref>
  
===Weitere Ehrungen/Ehrenmitgliedschaften===
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===Auflistung von gemeindlichen Projekten und Aufgaben der Amtszeit des 1. Bürgermeisters Gabriel Neumeier===
  
===Auflistung von gemeindlichen Projekten und Aufgaben der Amtszeit des 1. Bürgermeisters Gabriel Neumeier===
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'''1948 bis 1960<ref>Zeitungsausschnitt Wasserburger Zeitung, 12 (16.1.1960) in: [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]].</ref>'''
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* Wohnungsbau Burgerfeld
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* Erneuerung Kernhausfassade
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* (Teil-)Grunderwerb für Kreiskrankenhausbau
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* Berufsschulbau
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* Schlachthausumbau
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* Erneuerung Turnhallenbau am Gries
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* Neubau eines zweiten Wasserhochbehälters
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* Ausbau und Verbesserung der Straßenbeleuchtung
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* Förderung des Fremdenverkehrs
  
Hochbau:
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'''1960 bis 1972<ref>Zeitungsausschnitt Wasserburger Zeitung (3.8.1970) in: [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]]./ Bericht der Stadt Wasserburg zu den kommunalen Verdiensten des 1. Bürgermeisters Gabriel Neumeier an das Landratsamt Wasserburg vom 28.4.1971, [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, III1449|StadtA Wasserburg a. Inn, III1449]].</ref>'''
Straßenbau:
 
Abwasserbeseitigung und Wasserbau:
 
Bebauungspläne:
 
  
==Bibliografie/Veröffentlichungen von Gabriel Neumeier==
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* Wohnungsbau mit Bau von ca. 2.000 Wohnungen bis August 1970 (Förderung und Mitwirkung als Bürgermeister und Stellvertretender Vorsitzender der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft)
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* Einwerbung von Fördergeldern (''Bundesbauort Wasserburg'')
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* Industrieansiedlung mit ca. 1.000 Arbeitsplätzen
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* Erneuerung der Kanalisation
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* Bau einer neuen ''zentralen Volksschule'', eingeweiht 1969/70 (heute Mittelschule)
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* Beginn der Planungen für eine Sammelkläranlage
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* Erwerb eines 4,6 ha großen Grundstücks für den späteren Bau eines Sortzentrums (heute BADRIA)
  
 
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Version vom 14. Februar 2020, 13:58 Uhr

Autor: Matthias Haupt

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Biografie Gabriel Neumeier
(Diese Person besitzt keinen GND-Normdatensatz)

Einführung
Gabriel Neumeier war von 1948 bis 1972 der gewählte Erste Bürgermeister der Stadt Wasserburg a. Inn. Die Nachkriegsgeschichte der Stadt wurde maßgeblich von seiner Person mitbestimmt.

Lebensdaten

Gabriel Neumeier * 14.1.1900 München, † 11.6.1985 Wasserburg a. Inn.

Amtliches Foto des Ersten Bürgermeisters Gabriel Neumeier, 1960er Jahre.

Lebenslauf[1]

Geboren wurde Gabriel Neumeier im ersten Jahr des 20. Jahrhunderts in München. Schon mit drei Jahren verwaist, wuchs er im Knabenerziehungsheim in Algasing bei Dorfen auf. Mit 14 Jahren kam er in die Lehre und erlernte das Buchdruckerhandwerk. Nach Jahren der Wanderschaft legte er 1930 die Meisterprüfung ab. In Laufen, wo er dann tätig war, lernte er seine Frau, eine Wasserburgerin, kennen. 1936 wurde die Ehe geschlossen, aus der eine Tochter und ein Sohn hervorging. Seit Heirat lebte das Ehepaar Neumeier in Wasserburg.

Neumeier galt als ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Seit 1919 war er SPD- und Gewerkschaftsmitglied und wurde deshalb nach 1933 drei Mal in Schutzhaft genommen. Erst 1945 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, nachdem er in den Jahren zuvor Zivilangestellter des Wehrmeldeamtes gewesen war. Bis zum Februar 1946 geriet er nach dem Krieg in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Privat war Neumeier als sehr geselliger Mann bekannt.

Im Sommer 1976 verlor Gabriel Neumeier seine Frau durch einen Autounfall. Ebenfalls verletzt, musste er seither mit einer schweren Gehbehinderung zurechtkommen.

Gabriel Neumeier verstarb 1985 in Wasserburg a. Inn.

Das Stadtarchiv Wasserburg a. Inn verwahrt neben den vorgangsmäßigen amtlichen Dokumenten aus Neumeiers Amtszeit auch dessen Nachlass.

Amtszeit als Erster Bürgermeister der Stadt Wasserburg a. Inn 1948-1972

1948 wurde Neumeier von der SPD als Bürgermeisterkandidat nominiert und in einem Stichwahlentscheid am 9.5.1948 zum Bürgermeister gewählt. Bis 1972 stand er an der Spitze der Stadt, deren Einwohner ihn bei den Kommunalwahlen jedesmal erneut im Amt bestätigten, bei den Wiederwahlen 1952 und 1956 mit über 70%. Seine erste Stadtratssitzung leitete Neumeier am 31.5.1948. Von 1948 bis 1972 war das Bürgermeisteramt der Stadt noch ein Ehrenamt, für das eine jährliche Aufwandsentschädigung gezahlt wurde, die sich nach der Einwohnerzahl beziehungsweise nach dem Gesetz über Kommunale Wahlbeamte richtete.[2]

In der Nachkriegszeit plante Neumeier den für die Entwicklung der Stadt wichtigen Wohnungsbau und schuf Wohnraum für die v.a. durch Flüchtlingszuzug stark angewachsene Bevölkerung Wasserburgs. So entstanden von 1949 bis 1960 neun Wohnblöcke mit 74 Wohnungen.[3]

Nach Überwindung der unmittelbaren Nachkriegsnotzeiten setzte sich Neumeier intensiv für den Bau von Schulen und Kindergärten in Wasserburg ein.

Der Kommunalpolitiker erfüllte seine Aufgabe mit großem persönlichen Einsatz, Verantwortungsgefühl und im Bemühen um Verständigung und Ausgleich über parteipolitische Grenzen hinweg. Zugleich pflegte er einen durchaus eigenständigen und manchmal auch eigenwilligen Stil, der aber durchaus der Stadt zugute kam. So stünde etwa heute das Kreiskrankenhaus nicht an so idealer Stelle, hätte nicht Gabriel Neumeier seinerzeit einen seiner 'einsamen Beschlüsse' gefaßt, der dann erst nachträglich vom Stadtrat die Zustimmung erhielt. Das Bemühen um Industrieansiedlung, die Verbesserung der Infrastruktur und die Behebung der damaligen Wohnungsnot — Neumeier arbeitete an führender Stelle in der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft mit — war ihm ein besonderes Anliegen. Nachhaltig und erfolgreich setzte sich Gabriel Neumeier als Bürgermeister für Wasserburg als Schulstadt ein. Der Bau der Hauptschule am Klosterweg war ein markantes Ereignis während seiner Amtszeit, in der auch der Kindergarten an der Gartenstraße entstand und von der Stadt der Grund für die damals neue Staatliche Knabenrealschule bereitgestellt wurde. Nicht zu vergessen ist, daß mit dem Grunderwerb für das heutige Sport- und Freizeitzentrum in der Ära Neumeier begonnen wurde.[4]

In der Tat war der Erwerb der Grundstücke mit 7,1 ha für den späteren Kreiskrankenhausbau, eingeweiht 1964, ein politischer Coup, der von Neumeier selbst als Blitzaktion bezeichnet wurde. Die Abfolge der Handlungen hatte jedoch nicht der Geschäftsordnung des Stadtrates entsprochen. Rechtlich bindend (durch Notarvertrag) schloss Neumeier nämlich den Erwerb der verschiedenen Grundstücke in der Burgau im Jahr 1958 ab, ohne hierfür durch den Stadtrat legitimiert worden zu sein. Die Entscheidung ließ er sich erst anschließend im Stadtrat bestätigen.[5] Danach wurden die Grundstücke dem Landkreis kostenlos zum Bau des Kreiskrankenhauses überlassen.[6]

Politische Ziele habe Neumeier in seinem Amt eher nicht verfolgt: das Wohl der Allgemeinheit stand immer im Vordergrund seiner Tätigkeit.[7] Weiterhin sei Neumeiers Handeln stets von sozialem Empfinden geprägt gewesen.[8]

Neumeier gehörte verschiedenen Gremien wie dem Kreistag oder auch dem Bayerischen Städtetag an. Durch die Übernahme von zahlreichen Ehrenämtern, habe er an der Gestaltung des Gemeinschaftslebens in hervorragendem Maße teilgenommen.[9]

Daten zur Amtszeit

Wahlergebnisse der Wasserburger Bürgermeisterwahlen

Öffentliche Ämter, Kommunale Funktionen und Mitgliedschaften in Verbänden, Vereinen und Organisationen[10]

  • SPD Mitglied ab 1919
  • Mitglied der Arbeiterwohlfahrt ab 1921
  • Mitglied der Gewerkschaft für Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr ab 1929
  • Mitglied im Verwaltungsrat und Vorstand der Kreis- und Stadtsparkasse, teils als Mitglied, teils als Vorsitzender ab 1948
  • Aufsichtsratsvorsitzender und Stellvertretender Vorsitzender der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft ab 1950
  • Vorsitzender der Volkshochschule ab 1952
  • Mitglied des Hauptausschusses/Finanzausschusses des Bayerischen Städtetags (Städteverband) ab 1952
  • ehrenamtlicher Sozialrichter am Sozialgericht München von 1954-1974
  • Vorsitzender der Berufsschulverbände ab 1954 bis zu deren Übernahme durch den Kreis 1971
  • Kreistagsmitglied Landkreis Wasserburg a. Inn ab 1.5.1956
  • Tätigkeit als Standesbeamter mit über 1.000 Trauungen
  • Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins
  • Mitglied des TSV 1880 Wasserburg ab 1951 sowie zahlreichen weiteren örtlichen Vereinen

Ehrungen

  • Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland, 1970[11]
  • Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Wasserburg a. Inn, 1972[12]
  • Kommunale Verdienstmedaille des Bayerischen Staatsministeriums des Innern für Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung in Bronze, 1973[13]
  • Träger der Johann-Christian-Eberle-Medaille (höchste Auszeichnung im deutschen Sparkasssenwesen)[14]

Auflistung von gemeindlichen Projekten und Aufgaben der Amtszeit des 1. Bürgermeisters Gabriel Neumeier

1948 bis 1960[15]

  • Wohnungsbau Burgerfeld
  • Erneuerung Kernhausfassade
  • (Teil-)Grunderwerb für Kreiskrankenhausbau
  • Berufsschulbau
  • Schlachthausumbau
  • Erneuerung Turnhallenbau am Gries
  • Neubau eines zweiten Wasserhochbehälters
  • Ausbau und Verbesserung der Straßenbeleuchtung
  • Förderung des Fremdenverkehrs

1960 bis 1972[16]

  • Wohnungsbau mit Bau von ca. 2.000 Wohnungen bis August 1970 (Förderung und Mitwirkung als Bürgermeister und Stellvertretender Vorsitzender der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft)
  • Einwerbung von Fördergeldern (Bundesbauort Wasserburg)
  • Industrieansiedlung mit ca. 1.000 Arbeitsplätzen
  • Erneuerung der Kanalisation
  • Bau einer neuen zentralen Volksschule, eingeweiht 1969/70 (heute Mittelschule)
  • Beginn der Planungen für eine Sammelkläranlage
  • Erwerb eines 4,6 ha großen Grundstücks für den späteren Bau eines Sortzentrums (heute BADRIA)

Empfohlene Zitierweise:
Matthias Haupt, Gabriel Neumeier, publiziert am 14.02.2020 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Gabriel_Neumeier (24.04.2024)
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  1. Zusammenfassung aus Zeitungsausschnitten der Wasserburger Zeitung sowie amtlichen Schreiben in: StadtA Wasserburg a. Inn, III1449./ Kirmayer, Nachkriegsentwicklung.
  2. StadtA Wasserburg a. Inn, III1449.
  3. Zeitungsausschnitt Wasserburger Zeitung, 12 (16.1.1960) in: StadtA Wasserburg a. Inn, III1449.
  4. Kirmayer, Nachkriegsentwicklung.
  5. Stadtratsprotokoll vom , StadtA Wasserburg a. Inn, III1287.
  6. Bericht der Stadt Wasserburg zu den kommunalen Verdiensten des 1. Bürgermeisters Gabriel Neumeier an das Landratsamt Wasserburg vom 28.4.1971, StadtA Wasserburg a. Inn, III1449.
  7. Zeitungsausschnitt Wasserburger Zeitung, 10 (14.1.1960) in: StadtA Wasserburg a. Inn, III1449.
  8. Zeitungsausschnitt Wasserburger Zeitung, (16.1.1985) in: StadtA Wasserburg a. Inn, III1449.
  9. Bericht der Stadt Wasserburg zu den kommunalen Verdiensten des 1. Bürgermeisters Gabriel Neumeier an das Landratsamt Wasserburg vom 28.4.1971, StadtA Wasserburg a. Inn, III1449.
  10. StadtA Wasserburg a. Inn, III1449./ Zeitungsausschnitt Wasserburger Zeitung (3.8.1970) in: StadtA Wasserburg a. Inn, III1449./ Bericht der Stadt Wasserburg zu den kommunalen Verdiensten des 1. Bürgermeisters Gabriel Neumeier an das Landratsamt Wasserburg vom 28.4.1971, StadtA Wasserburg a. Inn, III1449.
  11. Zeitungsausschnitt Wasserburger Zeitung (3.8.1970) in: StadtA Wasserburg a. Inn, III1449.
  12. Stadtratsbeschluss vom 4.5.1972, StadtA Wasserburg a. Inn, III1449.
  13. Bekanntgabe im Stadtrat vom 23.3.1973, StadtA Wasserburg a. Inn, III1449.
  14. Traueranzeige der Kreis- und Stadtsparkasse anlässlich des Todes Gabriel Neumeiers, Wasserburger Zeitung (14.6.1985) in: StadtA Wasserburg a. Inn, III1449.
  15. Zeitungsausschnitt Wasserburger Zeitung, 12 (16.1.1960) in: StadtA Wasserburg a. Inn, III1449.
  16. Zeitungsausschnitt Wasserburger Zeitung (3.8.1970) in: StadtA Wasserburg a. Inn, III1449./ Bericht der Stadt Wasserburg zu den kommunalen Verdiensten des 1. Bürgermeisters Gabriel Neumeier an das Landratsamt Wasserburg vom 28.4.1971, StadtA Wasserburg a. Inn, III1449.