Grabdenkmal, Nr. 53, Martein, 1513: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Familie Martein besaß eine eigene Kapelle mit Altar, die sich im heutigen Nordeingang befand (= Kapelle Nr. 3). Sie wurde beim Einbau des Nordportals 1826 entfernt. Bei Renovierung 1979/80 wurde die Gruft der Martein letztmalig geöffnet. Lobming<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi|Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi]] Nr. 82.</ref> nennt als Todesjahr irrtümlich 1413. Zu den Personen: Ein Erasmus Martein stiftete 1415 zu einer ewigen Messe für die Martein 60 gute Dukaten und 2 ungarische Gulden zu einem ewigen Licht und zur Anschaffung zweier guter Meßgewänder und eines Missales. Dieses Meßbuch wird in der Pfarrkirchenrechnung von 1432 im Inventar genannt: ''Item ein gut Meßbuch zu des Asm Martein Altar''<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, I2a427|StadtA Wasserburg a. Inn, I2a427]].</ref>. Sicher gehen auch eine gotische Monstranz und ein Kelch, jeweils mit dem Wappen der Martein versehen, auf diese Familie zurück.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Heiserer, Geschichte Wasserburg|Heiserer, Geschichte Wasserburg]], 318f.</ref> Nach Lehner<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch|Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch]], Nr. 68.</ref> sind diese Gegenstände nicht mehr vorhanden. Vergleiche auch [[Grabdenkmal, Nr. 92, Martein, 15. Jh]] vor dem Eingang zur Gruftkirche, das für einen Michael Martein errichtet worden war. In der St. Achatz-Kirche befanden sich zwei Fensterscheiben vom Ende des 15. Jhs. mit dem Wappen der Martein und einer Darstellung des hl. Martin, die heute im Städt. Museum verwahrt werden.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Museum Wasserburg a. Inn, Inv. Nr. 1568|Museum Wasserburg a. Inn, Inv. Nr. 1568]].</ref> Eine Zuschreibung der Scheiben an Wolfgang Leb wird vermutet, lässt sich aber archivalisch nicht belegen.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Liedke, Wolfgang Leb|Liedke, Wolfgang Leb]].</ref> Die Familie Martein besaß unter anderem die Steinmühle an der Wuhr, die Jörg Martein 1521 verkaufte. Die Martein müssen auch mit der Familie Scheuchenstu(e)l aus Rosenheim verschwägert gewesen sein, da sie ebenfalls das Wappen mit dem Knaben auf dem Dreiberg führen. Zu den Scheuchenstul von Rosenheim siehe Otto Titan von Hefner, Die Chronik von Rosenheim.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Hefner, Die Chronik von Rosenheim|Hefner, Die Chronik von Rosenheim]], 204 - 207.</ref> Hefner gibt allerdings nicht an, wann sich die Linien getrennt haben. Grabstein der Scheuchenstu(e)l an der Hausmauer gegenüber der Westseite der Nikolaus-Kirche in Rosenheim, um 1500, fast völlig abgeschliffen.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis##Bomhard, Kunstdenkmäler I|Bomhard, Kunstdenkmäler I]], Nr. 54.</ref> Ebenso kleines Sippschaftswappen am Epitaph für Stephan Plank (Vater und Sohn), 1. Drittel 16. Jh., Pfarrkirche St. Nikolaus am südlichen Turmpfeiler.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Bomhard, Kunstdenkmäler I|Bomhard, Kunstdenkmäler I]], Nr. 53.</ref> Eine Elisabeth Scheuchenstul ist mit Stephan Widder verheiratet (siehe Grabdenkmal, Nr. 58, Widder, 1509).
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Die Familie Martein besaß eine eigene Kapelle mit Altar, die sich im heutigen Nordeingang befand (= Kapelle Nr. 3). Sie wurde beim Einbau des Nordportals 1826 entfernt. Bei Renovierung 1979/80 wurde die Gruft der Martein letztmalig geöffnet. Lobming<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi|Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi]] Nr. 82.</ref> nennt als Todesjahr irrtümlich 1413. Zu den Personen: Ein Erasmus Martein stiftete 1415 zu einer ewigen Messe für die Martein 60 gute Dukaten und 2 ungarische Gulden zu einem ewigen Licht und zur Anschaffung zweier guter Meßgewänder und eines Missales. Dieses Meßbuch wird in der Pfarrkirchenrechnung von 1432 im Inventar genannt: ''Item ein gut Meßbuch zu des Asm Martein Altar''<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, I2a427|StadtA Wasserburg a. Inn, I2a427]].</ref>. Sicher gehen auch eine gotische Monstranz und ein Kelch, jeweils mit dem Wappen der Martein versehen, auf diese Familie zurück.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Heiserer, Geschichte Wasserburg|Heiserer, Geschichte Wasserburg]], 318f.</ref> Nach Lehner<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch|Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch]], Nr. 68.</ref> sind diese Gegenstände nicht mehr vorhanden. Vergleiche auch [[Grabdenkmal, Nr. 92, Martein, 15. Jh]] vor dem Eingang zur Gruftkirche, das für einen Michael Martein errichtet worden war. In der St. Achatz-Kirche befanden sich zwei Fensterscheiben vom Ende des 15. Jhs. mit dem Wappen der Martein und einer Darstellung des hl. Martin, die heute im Städt. Museum verwahrt werden.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Museum Wasserburg a. Inn, Inv. Nr. 1568|Museum Wasserburg a. Inn, Inv. Nr. 1568]].</ref> Eine Zuschreibung der Scheiben an Wolfgang Leb wird vermutet, lässt sich aber archivalisch nicht belegen.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Liedke, Wolfgang Leb|Liedke, Wolfgang Leb]].</ref> Die Familie Martein besaß unter anderem die Steinmühle an der Wuhr, die Jörg Martein 1521 verkaufte. Die Martein müssen auch mit der Familie Scheuchenstu(e)l aus Rosenheim verschwägert gewesen sein, da sie ebenfalls das Wappen mit dem Knaben auf dem Dreiberg führen. Zu den Scheuchenstul von Rosenheim siehe Otto Titan von Hefner, Die Chronik von Rosenheim.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Hefner, Die Chronik von Rosenheim|Hefner, Die Chronik von Rosenheim]], 204 - 207.</ref> Hefner gibt allerdings nicht an, wann sich die Linien getrennt haben. Grabstein der Scheuchenstu(e)l an der Hausmauer gegenüber der Westseite der Nikolaus-Kirche in Rosenheim, um 1500, fast völlig abgeschliffen.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis##Bomhard, Kunstdenkmäler I|Bomhard, Kunstdenkmäler I]], 54.</ref> Ebenso kleines Sippschaftswappen am Epitaph für Stephan Plank (Vater und Sohn), 1. Drittel 16. Jh., Pfarrkirche St. Nikolaus am südlichen Turmpfeiler.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Bomhard, Kunstdenkmäler I|Bomhard, Kunstdenkmäler I]], 53.</ref> Eine Elisabeth Scheuchenstul ist mit Stephan Widder verheiratet (siehe Grabdenkmal, Nr. 58, Widder, 1509).
  
 
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[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Bezold, Bezirksämter Traunstein und Wasserburg|Bezold, Bezirksämter Traunstein und Wasserburg]], 2081.<br>
 
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[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Höckmayr, Friedhöfe und Grabdenkmäler|Höckmayr, Friedhöfe und Grabdenkmäler]], Nr. 33.<br>
 
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Version vom 19. November 2019, 13:00 Uhr

Autor: Ferdinand Steffan/Redaktion
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Grabdenkmal, Nr. 53, Martein, 1513, Gesamtansicht.

Personen

Christoph Martein († 27.12.1513)
Elisabeth Martein (1. Gattin)
Margret Martein (2. Gattin)

Standort

Estermann-Kapelle an der Nordwand.

Früherer Standort

in dasiger Pfarrkirche ist auf der Epistl Seite des Chor Altars in der St. Eugenia oder St. Martin und Reiterischen Kapelle [=Kapelle 3, heute nördlicher Seiteneingang][1] an der Mauer dieser Grabstein[2]

Beschreibung

Das große Vollwappen der Familie wird im oberen Drittel des Bildfeldes von einem stilisierten Astwerkbogen gerahmt, der mit fünf Sippschaftswappen belegt ist. Umlaufende Inschrift auf dem Plattenrand, durch schmale Leiste vom Bildfeld getrennt. Liedke[3] schreibt dieses Epitaph dem Wolfgang Leb zu. Es müsste eine der letzten Arbeiten Lebs sein, für den die archivalischen Nachweise 1514 enden.

Material

Rotmarmor.

Maße

Höhe: 200 cm   Breite: 112 cm

Transkription/Übersetzung

Inschrift Original
Hie ligt der Ersam und vest
crystof martein ist geschtorben am Sand Johann
tag in beinachtn a. d. M . CCCC [C]
X III u̅d elisabet u̅d margret sein hausfraw dn got gnat

Erläuterung

Die Familie Martein besaß eine eigene Kapelle mit Altar, die sich im heutigen Nordeingang befand (= Kapelle Nr. 3). Sie wurde beim Einbau des Nordportals 1826 entfernt. Bei Renovierung 1979/80 wurde die Gruft der Martein letztmalig geöffnet. Lobming[4] nennt als Todesjahr irrtümlich 1413. Zu den Personen: Ein Erasmus Martein stiftete 1415 zu einer ewigen Messe für die Martein 60 gute Dukaten und 2 ungarische Gulden zu einem ewigen Licht und zur Anschaffung zweier guter Meßgewänder und eines Missales. Dieses Meßbuch wird in der Pfarrkirchenrechnung von 1432 im Inventar genannt: Item ein gut Meßbuch zu des Asm Martein Altar[5]. Sicher gehen auch eine gotische Monstranz und ein Kelch, jeweils mit dem Wappen der Martein versehen, auf diese Familie zurück.[6] Nach Lehner[7] sind diese Gegenstände nicht mehr vorhanden. Vergleiche auch Grabdenkmal, Nr. 92, Martein, 15. Jh vor dem Eingang zur Gruftkirche, das für einen Michael Martein errichtet worden war. In der St. Achatz-Kirche befanden sich zwei Fensterscheiben vom Ende des 15. Jhs. mit dem Wappen der Martein und einer Darstellung des hl. Martin, die heute im Städt. Museum verwahrt werden.[8] Eine Zuschreibung der Scheiben an Wolfgang Leb wird vermutet, lässt sich aber archivalisch nicht belegen.[9] Die Familie Martein besaß unter anderem die Steinmühle an der Wuhr, die Jörg Martein 1521 verkaufte. Die Martein müssen auch mit der Familie Scheuchenstu(e)l aus Rosenheim verschwägert gewesen sein, da sie ebenfalls das Wappen mit dem Knaben auf dem Dreiberg führen. Zu den Scheuchenstul von Rosenheim siehe Otto Titan von Hefner, Die Chronik von Rosenheim.[10] Hefner gibt allerdings nicht an, wann sich die Linien getrennt haben. Grabstein der Scheuchenstu(e)l an der Hausmauer gegenüber der Westseite der Nikolaus-Kirche in Rosenheim, um 1500, fast völlig abgeschliffen.[11] Ebenso kleines Sippschaftswappen am Epitaph für Stephan Plank (Vater und Sohn), 1. Drittel 16. Jh., Pfarrkirche St. Nikolaus am südlichen Turmpfeiler.[12] Eine Elisabeth Scheuchenstul ist mit Stephan Widder verheiratet (siehe Grabdenkmal, Nr. 58, Widder, 1509).

Wappen

Vollwappen = Martein: Nackter Knabe in Rot auf schwarzem Dreiberg mit Flammen stehend, den rechten Arm in die Hüfte gestemmt. Stechhelm mit rotem Flug, davor in Wiederholung der Knabe, Helmdecke rot und silbern.
Rechts oben: Bart/Barth: Kopf eines bärtigen Mannes.
Oben links: Neuching (?)blaue Gugel in Gold.
Zweite Reihe rechts: T(h)orrer von Eurasburg = abgekehrtes rotes Steinbockgewaff in weiß.
Zweite Reihe links: Hauszeichen, unbekannt.

Erhaltung

Rechtes unteres Eck weggebrochen, sodass nur 3 bzw. 4 Zahlzeichen für Hundert zu sehen sind.

Literatur

Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi Nr. 82.
Kebinger, Kapellenkranz St. Jakob, Nr. 3.
Liedke, Wolfgang Leb.
Heiserer, Geschichte Wasserburg, 318f.
Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch, Nr. 68.
Bomhard, Kunstdenkmäler I, 53 und 54.
Bezold, Bezirksämter Traunstein und Wasserburg, 2081.
Höckmayr, Friedhöfe und Grabdenkmäler, Nr. 33.
Steffan, Spätgotische Sepulkralplastik zu St. Jakob, Nr. 27.
Brunhuber, Zur Geschichte St.Jakobs, 20.
StadtA Wasserburg a. Inn, I2a427.
Hefner, Die Chronik von Rosenheim, 204 - 207.
Museum Wasserburg a. Inn, Inv. Nr. 1568.


Empfohlene Zitierweise:

Ferdinand Steffan, Grabdenkmal, Nr. 53, Martein, 1513, publiziert am 19.11.2019 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Grabdenkmal,_Nr._53,_Martein,_1513 (28.03.2024)
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