Grabdenkmal, Nr. 60, Chnoll, 1654
Autor: Ferdinand Steffan/Redaktion
Personen
Johann Wolfgang Chnoll / Knoll († 29.5.1654)
Standort
Pfarrkirche St. Jakob (Innen)
Estermann-Kapelle[1], an der südlichen Schmalseite, oben (über Grabdenkmal, Nr. 61, Angermaier, 1594)
Früherer Standort
Unbekannt, da bei Lobming[2] nicht erwähnt.
Beschreibung
Das Epitaph wird von einer schmalen Randleiste eingefasst und in ein gleich großes Schrift- und Bildfeld mit dem Wappen unterteilt. Der Text steht auf einer rechteckigen Tafel, die von gestreckten Voluten gerahmt und einem Totenkopf mit Gebein oben abgeschlossen ist. Diese Tafel ruht gleichsam auf zwei seitlichen Pfeilern, von denen nur das Kapitell sichtbar ist, während der Rest von einem Volutengebilde mit angesetztem Blattwerk verdeckt wird, das oben in eine plastische, in mehreren Windungen nach hinten gezogene Volute ausläuft. Dazwischen steht das Allianz-Wappen des Verstorbenen mit Zeichen seiner priesterlichen Funktion und dem persönlichen Wappen. Meistersignatur GP = Gregor Pichler[3] auf der Randleiste rechts unten.
Material
Rotmarmor.
Maße
Höhe: 107 cm Breite: 71 cm
Transkription/Übersetzung
Inschrift Original | Deutsche Übersetzung[4] |
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HOC SVB SAXO SITVS MVLTVM R(everen)DVS IN CHR(ist)O NOBILIS, ET DOCTISSI9(mus): IOANNES WOLFGANGVS CHNOLL. I(uris) V(triusque) CANDIDAT9(us): PROTONOT(arius): AP(osto)LIC9(us), VENERABILIS CAPITVLI MÖRIN GENSIS DECANVS, ET INCLYTÆ HVIVS VRBIS AQVIBVRGENSIS OCTO AC VIGINTI ANNO SEDVLVS CVRIO VIXIT SVPREMVM XXIX. MAY. ANNO M. DC. LIV. ÆTATIS LXIII. CVIVS ANIMA COELO VIVAT ÆTERNUM. AMEN. |
Unter diesem Stein liegt der hochwürdigste in Christus vornehme und hochgelehrte Johannes Wolfgang Chnoll, Kandidat beider Rechte, Apostolischer Protonotar, des angesehenen Kapitels von Mörin- gen Dekan, und dieser berühmten Stadt Wasserburg achtund- zwanzig Jahre eifriger Seelsorger. Er starb am 29. Mai im Jahre 1654 im Alter von 63 Jahren. Seine Seele möge auf ewig im Himmel wohnen. Amen. |
Erläuterung
Zur Person: Johann Wolfgang Chnoll (Knoll) war von 1626 – 54 Pfarrer in Wasserburg, früher Dekan des Kapitels von Möringen und apostolischer Protonotar, das heißt er hatte den höchsten Rang eines Prälaten inne. Der Verstorbene stammt aus Aichach. Das Stadtarchiv verwahrt noch ein Buch von Ioanne Adelzreiter aus seiner Bibliothek mit seinem Exlibris[5]. Chnoll wird als Reformator des Kirchenwesens in Wilhelm Jensens[6] Chiemgau-Novellen unrühmlich erwähnt und von Kern in seinem (verschollenen) Tagebuch[7] wegen seiner Neuerungen im Wasserburger Kirchenwesen getadelt.
Wappen
Rechts: Kelch auf Buch als Standessymbol
Links: persönliches Wappen: geteilt, oben zwei Kugeln/Knollen (redendes Wappen), unten drei Sterne über Dreiberg, Stechhelm mit Flug und Wiederholung des Wappens, reiche Helmdecken.
Erhaltung
Sehr gut.
Literatur
Kebinger, Kapellenkranz St. Jakob, Nr. 7.
Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi.
Steffan, Bildhauer des Barock, 75.
Bezold, Bezirksämter Traunstein und Wasserburg, 2080.
Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch, Nr. 60.
Höckmayr, Friedhöfe und Grabdenkmäler, Nr. 35.
Maier, Lateinische Grabinschriften, 12.
Steffan, Bildhauer des Barock, 82 - 83.
Westenrieder, vaterländische Historie, 146ff.
Jensen, Chiemgau-Novellen, 244.
Adelzreiter, Maximiliani.
Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Steffan, Grabdenkmal, Nr. 60, Chnoll, 1654, publiziert am 02.07.2024 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Grabdenkmal,_Nr._60,_Chnoll,_1654 (06.12.2024)
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- ↑ Kebinger, Kapellenkranz St. Jakob, Nr. 7.
- ↑ Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi.
- ↑ Gregor Pichler - Bildhauer in Wasserburg, vgl. Steffan, Bildhauer des Barock, 75.
- ↑ Maier, Lateinische Grabinschriften, 12.
- ↑ Adelzreiter, Maximiliani.
- ↑ Jensen, Chiemgau-Novellen, 244.
- ↑ Westenrieder, vaterländische Historie, 146ff.