Grabdenkmal, Nr. 64, Ortt, 1714

Aus Historisches Lexikon Wasserburg
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Autor: Ferdinand Steffan/Redaktion
 

Grabdenkmal, Nr. 64, Ortt, 1714, Gesamtansicht.
Grabdenkmal, Nr. 64, Ortt, 1714, Skizze Lobming.

Personen

Johann Franz von Ortt (auch Orth, Orttner), Mautner. († 14.7.1714)

Standort

Estermann-Kapelle[1] als Bodenbelag verwendet.

Früherer Standort

in dasiger Pfarrkirche auf der Evangeliums Seite des Chor Altars, hinter selben, und ausserhalb zwischen der Corpus Christi, und Bäcken Kapellen (= an der Mauer zwischen Kapelle 5 und 6[2]).[3]

Beschreibung

Von einem einst repräsentativen Epitaph ist nur noch die fast quadratische, glatte Platte mit dem Text erhalten. Über dem Schriftfeld befand sich in einem Rundbogen die Darstellung der Auferstehung mit den Wächtern am Grabe. Der innere Rahmen bestand aus Blätterwerk, um den sich Blüten, Totenköpfe und Engel mit den Symbolen der Vergänglichkeit gruppierten.

Material

Rotmarmor.

Maße

Höhe: 66 cm   Breite: 67 cm

Transkription/Übersetzung

Inschrift Original Deutsche Übersetzung[4]
EN IACET VIATOR, hic
Prænob(ilis). & Stren(uus). D (ominus) FRANC
Ab ORTT: S(ancti): R(omani): I(mperii): Eques S(erenissimi):
E(lectoris): B(avariae): CONS(iliarius):
Telon(arius) Wasserburgi. XIV Iulii Anno
MDCCXIV pie defunctus. Vir iustus
Labore Sudore ac Senio confectus,
Viduus Ecclesiam hanc sibi ut Spon:
sam elegit & eam pro Asse instituit, ac
restauravit. Sui æternam Hæreditatem
precatur               Ecclesia
REQUIESCAT           IN PACE
Siehe, Wanderer, hier liegt
der vornehme und gestrenge Herr Johann Franz(iskus)
von Ortt, Ritter des Heiligen Römischen Reiches, des durchlauchtigsten
Kurfürsten von Bayern Rat [und]
Mautner zu Wasserburg, am 14. Juli im Jahre
1714 fromm verschieden ist. Er war ein gerechter Mann,
von Arbeit, Mühe und Alter geschwächt/verzehrt,
hat er sich als Witwer dieses Gotteshaus wie zu seiner Braut
erwählt und es entsprechend seinem Vermögen eingerichtet und
restauriert. Ein ewiges Erbe (einen ewigen Lohn)
wünscht ihm         die Kirche
Er ruhe            in Frieden.

Erläuterung

Grabstein von Georg Ferdinand Hartmann 1717 geschaffen, laut Kirchenrechnung.[5] Zur Person: Johann Franz von Orth war von 1711 – 1714 Mautner in Wasserburg, nachdem er vorher vom 25.7.1685 – 13.9.1708 Rent- und Landschreiber in Burghausen war. Davor hatte er das Gerichts- und Kastengegenschreiberamt in Aichach vom 11.11.1675 – 25.7.1685 inne. Am 13.7.1688 erhielt er den Ratstitel und wurde darin 1708 bestätigt – er unterschreibt damals als Johann Franz von Orth. 1708 (13.9. wurde sein Nachfolger eingesetzt) resignierte er auf die Stelle und bewarb sich um das Mautamt Wasserburg. Der Zeitraum von 1708 – 1711 ist nicht belegt. Welche Einrichtungen er für die Pfarrkirche gestiftet hat bzw. was er hat renovieren lassen, entzieht sich unserer Kenntnis. Reithofer[6] zählt ihn unter die Gutthäter und vermerkt, dass er die Stadtpfarrkirche zur Universalerbin von 15.600 fl. eingesetzt habe. Erst drei Jahre nach seinem Tod hat die Pfarrei einen Grabstein in Auftrag gegeben, wie aus der Kirchenrechnung von 1717 hervorgeht: Ferdinand Hartmann Bildthauern ratione verfertigten Grabsteins resp. Epitaphi vor Herrn von Ortt gewest. Churf. Mautner alhir und dises Gottshaus gewesten [bene]factorn 49 fl. Der Maler Heller/Höller musste die Schrift vergolden: Martin Höller Mallern rigore zötls von Vegoltung besagten Epitaphi u. was dazu gehörig 27 fl. Auch wenn wir nicht wissen, welche Stiftungen Johann Franz von Orth gemacht hat, so scheint der erhaltene Grabstein eher bescheiden zu sein, da die Rahmung aus Laubwerk mit Engeln samt Todessymbolen und das Auferstehungsrelief verschollen sind.

Wappen

In Vierpass, wobei der untere Halbkreis nicht mehr erhalten ist. Geviertet mit Doppeladler in Herzschild. 1 schreitender Löwe mit Herz in Pranken, auf dem ein Kreuz steht. 2 Ritter mit erhobenem Schwert. 3 geschweiftes Prankenkreuz. 4. Geteilt, oben Halbmond, unten Stern. Als Bekrönung Helme mit Doppeladler und Löwe mit Herz und Krone. Wappen bislang nicht zuzuordnen.

Erhaltung

Stark abgetreten, z.T. mit Mörtel verschmiert, vom Relief und der Rahmung fehlt jede Spur.

Literatur

Kebinger, Kapellenkranz St. Jakob, Nr. 5 und 6.
Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi Nr. 60.
Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch, Nr. 71.
Höckmayr, Friedhöfe und Grabdenkmäler, Nr. 37.
Maier, Lateinische Grabinschriften, 19.
Geiß, Verwaltungs-Beamte Altbayerns, 147. (hier wird nur ein Amtsjahr 1715 vermerkt, was jedoch nicht stimmen kann).
Ferchl, Behörden und Beamte 2, 1269. (vermerkt, dass von 1714 – 1715 das Mautamt unbesetzt war und vom Kastner verwaltet wurde).
Ferchl, Behörden und Beamte 1, 29, 86.
StadtA Wasserburg a. Inn, I2c900.
Steffan, Bildhauer des Barock, 200.
o.V., Merkwürdigkeiten St. Jakobspfarrkirche, 116.
Reithofer, Geschichte Stadt Wasserburg, 42.

Empfohlene Zitierweise:

Ferdinand Steffan, Grabdenkmal, Nr. 64, Ortt, 1714, publiziert am 09.12.2019 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Grabdenkmal,_Nr._64,_Ortt,_1714 (28.03.2024)
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