Grabdenkmal, Nr. 83, Lunghamer, 1564: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Lexikon Wasserburg
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J. W. v. Prey sagt über die Lunghamer ''werden anfangs Burgersgenossene zu Wasserburg gewesen sein'', die später die Hofmark Hilling bzw. Hilgen bei Vilsbiburg innehatten. Über die Wasserburger Linie bringt er nur wenige Daten (siehe unten). In Wasserburg besaßen die Lunghamer das Eckhaus Schmidzeile-Marienplatz Haus Nr. 1 (heute Gewandhaus Gruber, früher Hs. Nr. 53, Lebzelter Surauer-Haus). Im Erker des 1. Obergeschoßes befindet sich das Allianzwappen des Leonhart Lunghamer und vermutlich seiner beiden Ehefrauen. Heinrich Mayr hat vor dem Umbau 1934 eine Skizze der Malereien angefertigt, von denen heute nur noch Teile des damaligen Bestandes vorhanden sind: Das Wappen des Leonhart Lunghamer steckte damals vermutlich noch unter dem Putz, dafür waren unter den beiden Hausmarken und seitlich davon Reste von Inschriften vorhanden: ''L(?)ennhart [...]ima 88 H.F.'' und evtl eine weitere 8. Die beiden Hausmarken sind auf dem Foto nur schwer zu erkennen (die farbige Originalzeichnung müsste im Archiv/Museum noch vorhanden sein). Die rechte Hausmarke mit dem A entspricht jener auf dem Epitaph und wäre also Katharina Lunghamer zuzuordnen. Die linke Hausmarke eines C mit einem senkrechten Strich und zwei Querstrichen, die jeweils ein Kreuz ergeben, müsste zu einer ersten (namentlich bislang) unbekannten Ehefrau gehören. Das Lunghamer Wappen befand sich auch auf einem Fresko mit der Darstellung der ehernen Schlange und einer Kreuzigungsgruppe an der südlichen Seitenschiffwand in St. Jakob in der Nähe der Kapelle 14. Die Malerei ist mit 1562 datiert und zeigt in den Ecken die beiden Hausmarken. Der zugehörige Text dürfte von Heiserer stammen und bringt nur eine teilweise Wiederholung der Epitaph-Inschrift: ''„Hier ligt begraben der / Leonhart Lunghamer / den [...] Tag Dezember 1564 bis Anno 68 starb / Ana Katharina Lunghamer sein Hausfrau [...].''
  
 
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Wappen der Lunghamer: in schräg rechts geteiltem Feld schreitender Steinbock.<br>
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Hausmarke der Ehefrau: Buchstabe A mit darüber liegendem Kleinbuchstaben b, dessen Oberlänge mit einem kurzen Querstrich versehen ist, sodass ein Kreuz entsteht.<br>
 
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Rechts oben: Lunghamer – Postler (Isener/Wasserburger Ratsherrengeschlecht).<br>
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Rechts unten: Gumpeltsheimer – Lunghamer (Wasserburger Geschlechter) – bezieht sich auf Georg Gumpeltsheimer (Stifter einer Aussteuer-Stiftung), verheiratet mit Sabine Lunghamer.<br>
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Links unten: Pfundtner – Lunghamer (Münchner Geschlecht, vergleiche Grabdenkmal, Nr. 22, Pfundtmer, 1599).
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Zum Allianzwappen Lunghamer-Postler lässt sich bei Prey ermitteln, dass ein Wolfgang Lunghamer der Jüngere ca. 1548 die Anna Postler von Isen geheiratet hat. Nach dem Tod ihres Vaters Georg 1538 hatte sie 1539 den Freihof zu Steinberg bei Isen geerbt, den später ihr Mann Wolfgang Lunghamer zum Lehen hatte. Wolfgang Lunghamer der Jüngere dürfte 1592 gestorben sein, Anna Postler 1600. Wolfgang Lunghamer und Anna Postler hatten einen Sohn Georg, der ca. 1583 geheiratet und drei Kinder gezeugt hatte. Damit erschöpfen sich die Daten bei Prey, die sich mit dem Epitaph in Verbindung bringen lassen. Sabine/Sabina Lunghamer, Tochter des Leonhard, war mit Georg Gumpeltsheimer dem Jüngeren verheiratet.
  
 
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Version vom 15. Oktober 2019, 09:44 Uhr

Autor: Ferdinand Steffan/Redaktion
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Personen

Leonhard Lunghamer
Katharina Lunghamer

Standort

In Kapelle 14[1] (Krieger-Gedächtnis-Kapelle) in die Westwand eingemauert.

Früherer Standort

ausserhalb dasiger Pfarrkirche auf der Epistel Seite des Chor Altars auf dem freythof an der Kirchmauer, oberhalb der Seiten Eingangs Thür[2] Bis September 1942 am Turmpfeiler des südlichen Seitenschiffs.

Beschreibung

Querformatiges, reich im Stil der Renaissance verziertes Rotmarmor-Epitaph. Rechts ein fast quadratisches Feld mit Kreis und Allianzwappen von Leonhart Lunghamer und seiner Ehefrau, Helm, Helmdecke und Kleinod. An den Scheitelpunkten oben und unten Engelsköpfchen bzw. Maskaron, seitlich jeweils zwei Drachenköpfe, die sich gegenüber stehen. In den Ecken zwischen Bändern vier Sippschaftswappen zu den Kindern. In der linken Hälfte hochrechteckiges Feld mit Rollwerk- bzw. Blätterrahmen. Der Verstorbene kniet betend vor einem Kreuz mit weit ausschwingenden Lendentuchenden. Darüber Schriftfeld. Der Rahmen wird oben von einem Maskaron zwischen Rollwerk bekrönt.

Material

Dunkler Rotmarmor mit nur wenigen Einschlüssen.

Maße

Höhe: 103 cm   Breite: 214 cm

Transkription/Übersetzung

Inschrift Original
Ano dny 1564. Jar am Montag den
11 tag December starb der Ersam weiss
Leonhart Lunghamer und Katherina sein
Hausfraw am 22 tag Apprill Im 1586 jar
Gott wel ine und uns Allen ain frölliche
Auf ersteung verleichen A:

Erläuterung

J. W. v. Prey sagt über die Lunghamer werden anfangs Burgersgenossene zu Wasserburg gewesen sein, die später die Hofmark Hilling bzw. Hilgen bei Vilsbiburg innehatten. Über die Wasserburger Linie bringt er nur wenige Daten (siehe unten). In Wasserburg besaßen die Lunghamer das Eckhaus Schmidzeile-Marienplatz Haus Nr. 1 (heute Gewandhaus Gruber, früher Hs. Nr. 53, Lebzelter Surauer-Haus). Im Erker des 1. Obergeschoßes befindet sich das Allianzwappen des Leonhart Lunghamer und vermutlich seiner beiden Ehefrauen. Heinrich Mayr hat vor dem Umbau 1934 eine Skizze der Malereien angefertigt, von denen heute nur noch Teile des damaligen Bestandes vorhanden sind: Das Wappen des Leonhart Lunghamer steckte damals vermutlich noch unter dem Putz, dafür waren unter den beiden Hausmarken und seitlich davon Reste von Inschriften vorhanden: L(?)ennhart [...]ima 88 H.F. und evtl eine weitere 8. Die beiden Hausmarken sind auf dem Foto nur schwer zu erkennen (die farbige Originalzeichnung müsste im Archiv/Museum noch vorhanden sein). Die rechte Hausmarke mit dem A entspricht jener auf dem Epitaph und wäre also Katharina Lunghamer zuzuordnen. Die linke Hausmarke eines C mit einem senkrechten Strich und zwei Querstrichen, die jeweils ein Kreuz ergeben, müsste zu einer ersten (namentlich bislang) unbekannten Ehefrau gehören. Das Lunghamer Wappen befand sich auch auf einem Fresko mit der Darstellung der ehernen Schlange und einer Kreuzigungsgruppe an der südlichen Seitenschiffwand in St. Jakob in der Nähe der Kapelle 14. Die Malerei ist mit 1562 datiert und zeigt in den Ecken die beiden Hausmarken. Der zugehörige Text dürfte von Heiserer stammen und bringt nur eine teilweise Wiederholung der Epitaph-Inschrift: „Hier ligt begraben der / Leonhart Lunghamer / den [...] Tag Dezember 1564 bis Anno 68 starb / Ana Katharina Lunghamer sein Hausfrau [...].

Wappen

Wappen der Lunghamer: in schräg rechts geteiltem Feld schreitender Steinbock.
Hausmarke der Ehefrau: Buchstabe A mit darüber liegendem Kleinbuchstaben b, dessen Oberlänge mit einem kurzen Querstrich versehen ist, sodass ein Kreuz entsteht.
Sippschaftwappen:
Rechts oben: Lunghamer – Postler (Isener/Wasserburger Ratsherrengeschlecht).
Rechts unten: Gumpeltsheimer – Lunghamer (Wasserburger Geschlechter) – bezieht sich auf Georg Gumpeltsheimer (Stifter einer Aussteuer-Stiftung), verheiratet mit Sabine Lunghamer.
Links oben: Lunghamer – Weißenfelder (Münchner bzw. Rosenheimer Ratsherrengeschlecht).
Links unten: Pfundtner – Lunghamer (Münchner Geschlecht, vergleiche Grabdenkmal, Nr. 22, Pfundtmer, 1599). Zum Allianzwappen Lunghamer-Postler lässt sich bei Prey ermitteln, dass ein Wolfgang Lunghamer der Jüngere ca. 1548 die Anna Postler von Isen geheiratet hat. Nach dem Tod ihres Vaters Georg 1538 hatte sie 1539 den Freihof zu Steinberg bei Isen geerbt, den später ihr Mann Wolfgang Lunghamer zum Lehen hatte. Wolfgang Lunghamer der Jüngere dürfte 1592 gestorben sein, Anna Postler 1600. Wolfgang Lunghamer und Anna Postler hatten einen Sohn Georg, der ca. 1583 geheiratet und drei Kinder gezeugt hatte. Damit erschöpfen sich die Daten bei Prey, die sich mit dem Epitaph in Verbindung bringen lassen. Sabine/Sabina Lunghamer, Tochter des Leonhard, war mit Georg Gumpeltsheimer dem Jüngeren verheiratet.

Erhaltung

Gut.

Literatur

Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi Nr. 105.
Steffan, Freskenzyklus St. Jakob, 187.
Kebinger, Kapellenkranz St. Jakob, Nr. 14.
Bezold, Bezirksämter Traunstein und Wasserburg, 2083.
Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch, Nr. 65.
Brunhuber, Zur Geschichte St.Jakobs, Abb. 47, 49f.
Skrabal, Zwölf alte Ratsbürgergeschlechter, 542 – 544.

Empfohlene Zitierweise:

Ferdinand Steffan, Grabdenkmal, Nr. 83, Lunghamer, 1564, publiziert am 15.10.2019 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Grabdenkmal,_Nr._83,_Lunghamer,_1564 (28.03.2024)
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