Heiliggeist-Spital mit Kirche

Aus Historisches Lexikon Wasserburg
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Autor: Gerald Dobler

Heiliggeist-Spital mit Kirche (Spital Bruckgasse 2, Spitalkirche Bruckgasse 4)

Einführung

Ansicht des Spitals einschließlich des westlichen Traktes und der Spitalkirche von Südwesten.

Das Wasserburger Spital diente seit 1338/41 etwa 630 Jahre lang ununterbrochen der Unterbringung vor allem alter und nicht arbeitsfähiger Wasserburger Bürger. Es wurde erst 1971 aufgelöst. Die Spitalstiftung entwickelte sich im Laufe der Zeit zur reichsten Stiftung Wasserburgs.[1]

Allgemeine Geschichte / Baugeschichte

Das Spital mit der Spitalkirche (alte Hausnr. 51) wurde (kurz) vor 1338 durch Zacharias von Hohenrain, Pfleger des Landgerichts Wasserburg (Pfleger bis 1357, † 1372) gestiftet. In diesem Jahr wurden im August und September für das Spital ein Haus und eine Fleischbank (Verkaufsstand für Fleisch und Fleischprodukte) angekauft, was Christoph Nonnast zufolge darauf hindeutet, dass es sich noch in der Ausbauphase befand.[2] Berg gibt dagegen konkret September 1338 als Beginn der Errichtung des Spitals an. Ihr zufolge kaufte Zacharias von Hohenrain das Rudelhaus zwischen der Stadtmauer und dem Alten Mauthaus, brach es ab, ließ südlich der Stadtmauer durch den Bau von Wasserbürsten (Pfahlgründungen) einen neuen Baugrund im Inn herstellen und hier das Spitalgebäude, nördlich der Stadtmauer, die er bestehen ließ, die Spitalkirche errichten.[3] Damit wurde, wie üblich, das Spital ursprünglich außerhalb der Stadtmauer errichtet. Bayer vermutet für den ursprünglichen Bau eine Holzkonstruktion.[4] Nach Nonnast ist die Stiftung durch einen herzoglichen Beamten ungewöhnlich, sonst treten eher die Städte selbst oder vermögende Bürger als Stifter auf.[5]

Ein Spital diente im Mittelalter der Unterbringung kranker, armer und pflegebedürftiger (später auch alter) Menschen. Eine medizinische Behandlung fand in vergleichbaren Einrichtungen eher selten statt. Auch in Wasserburg ist eine Funktion als Krankenhaus nicht nachweisbar.[6]

Beim Stadtbrand von 1339 wurde das Spital zerstört. 1341 heißt es in einer Urkunde, dass das Spital de novo errexit, von neuem errichtet worden sei. Es wird der Bau eines nicht großen Glockenturmes (campanile non magnum) mit einer Glocke für die Kirche gestattet.[7]

Das Spital bildete bereits seit der Gründung einen eigenen Pfarrsprengel, der bis 1812 bestand, und besaß einen eigenen Friedhof.[8]

Am 3. Mai 1380 wurden Spital und Spitalkirche erneut durch einen Brand zerstört und noch im selben Jahr wiederhergestellt. Im folgenden Jahr erfolgte die Neuweihe der Spitalkirche durch den Freisinger Weihbischof Nikolaus.[9]

1404 erfolgte der Verkauf einer Teilfläche an der Rückseite des alten Mauthauses an das Hl. Geist-Spital.[10]

1407 wird eine Gruft neben dem Alten Mauthaus genannt.[11]

Zwischen 1467 und 1618 wird ein eigenes Bad, die Badestube, Spitalbad bzw. Bruckbad erwähnt.[12] Nach Bayer befand sich dieses Bad auf der Südseite des Inns.[13]

1550f. wurde der Kasten, wohl die oberen Geschosse des Spitals, renoviert und erhielt u.a. ein neues Gewölbe.[14]

1552 wird ein Brunnen genannt.[15]

1569-71 erfolgte offenbar eine weitgehende Neuerrichtung bzw. ein durchgreifender Umbau des Spitals nach einem Visier eines gewissen Sitzingers oder Stitzingers (?) durch den Stadtmaurermeister Andree. Der Dachstuhl des Kastens wurde angehoben.[16]

1579 und 1614 wird auf dem Friedhof ein Karner erwähnt,[17] vermutlich die 1407 genannte Gruft.

Wohl erst nach 1644 wurde das Spital um ein Geschoss (das Dachgeschoss) erhöht. Die Ansicht von Merian von 1644 zeigt das Gebäude bereits mit Zinnenkranz, jedoch etwas niedriger und mit Grabendächern in Nord-Süd-Richtung.[18]

Am 7. April 1725 zerstörte ein Brand den Getreidekasten, den Wagenstall, die Gesindestube und Anderes.[19]

Zwischen 1813 und 1824 wurden das Erdgeschoss und das 1. Obergeschoss des zuvor zum Komplex des Alten Mauthaus gehörenden Traktes westlich der Kirche angekauft.

1822/23 stellte man einen neuen Eingang durch das Brucktor her.[20]

1839/40 erhielt das Spital die Räume im Brucktor zur Benutzung.[21]

Ab 1846 wurde die Kirche regotisiert. In diesem Zuge wurde auch die Abschlussmauer zum früheren Friedhof in neugotischen Formen neu hergestellt und mit einem Wandbrunnen mit einer Tafel zum Gedenken an die Gründung des Spitals versehen. (Dass es sich um eine Wiederbegründung 1341 nach Brand handelt, bleibt auf der Tafel unerwähnt). Der ehemalige Friedhof wurde gepflastert (Pflaster schon 1800 erwähnt).

1855 erfolgte der Einbau der Haupttreppe im Spital.[22]

1862 wurde der Betrieb des Spitals den Barmherzigen Schwestern übertragen.[23]

Um 1892 wurde das Spital um das Pensionat, das ursprüngliche Fleischhaus östlich des Brucktors, erweitert, das als Altersheim diente, 1901 wurde dafür der Verbindungsgang im 1. Obergeschoss an der Nordseite des Brucktors hergestellt.[24]

1929 wurde im Zuge der Verbreiterung der Tordurchfahrt der Durchgang neben dem Brucktor angelegt. Weiterhin kam das sogenannte Ferstlhaus, nördlich des Pensionates zur Heilig-Geist-Spitalstiftung und zum somit nun abschließend zusammengewachsenen Gebäudeensemble, heute Brucktorensemble genannt, hinzu.[25]

Bis 1934 erfolgte die Entdeckung reicher Renaissanceornamentik in Grau und Schwarz an den gesamten Fassaden.[26]

1971 endete die Nutzung als Spital, die Bewohner übersiedelten in das Caritas-Altenheim im Burgerfeld.[27]

1976/77 erfolgte eine Renovierung der Gewölbehalle im Erdgeschoss des Traktes westlich der Kirche, an der Westseite des ehemaligen Friedhofs.[28]

1978 wurde in den Räumen des Spitals das sogenannte Imaginäre Museum mit plastischen Repliken berühmter Gemälde von Günter Dietz eröffnet.

1982 wurde die Terrasse vor der Westfassade des Spitals angelegt.[29]

1983 stellte man die Grisaillemalereien an der Ostfassade des Spitals neu her.[30]

2010 wurde die Sanierung des Brucktorensembles abgeschlossen. Zur Sanierungsmaßnahme zählte jedoch nicht der westliche Gebäudetrakt des ursprünglichen Spitals.[31]

2016 erfolgte nach der Schließung des Imaginären Museums die Eröffnung der Sammlung Wasserburg aus fünf Jahrhunderten von Bernd Joa, die zuvor im Rathaus untergebracht war.

Zur Nutzung und Verwaltung des Spitals

Bereits vor der Mitte des 15. Jahrhunderts hatte sich der Schwerpunkt des Spitals in Richtung eines Altenheimes bzw. eines Heimes für nicht arbeitsfähige Wasserburger Bürger verschoben. 1434 lebten im Spital 48 Pfründner (eingemietete Bewohner). In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden drei Klassen von Pfründnern unterschieden. Jedoch wurden auch jetzt noch in geringem Umfang Kranke aufgenommen. Die Pfründner brachten in der Regel gegen eine lebenslange Versorgung ihr Vermögen in die Stiftung ein. Die der oberen Klasse verfügten über eigene Kammern, während die der unteren Klassen in Zimmern mit mehreren Bewohnern bzw. zusammen in einem Saal (untere Stubn) untergebracht waren. Die Pfründner besaßen eigene Betten und Truhen für ihre Kleider und sonstige Gegenstände, in geringem Umfang auch weitere Möbel. Das Personal bestand aus einem Spitalschreiber (erst im 17. Jahrhundert dann ein Hausmeister, eine Art Hausaufseher), einer Krankenmagd, einer Magd für das Vieh, wohl einer weiteren für die normalen Hausarbeiten, einem Bäcker, einem Knecht und einem Baumann, der vermutlich für die Instandhaltung der Gebäude zuständig war.[32] Die Aufsicht über das Spital führte von Anfang an der Rat der Stadt, der dafür zwei auf Zeit gewählte Spitalmeister bestellte.[33] 1555 werden 42 Pfründner genannt.[34] 1566 befanden sich 60 Insassen im Spital.[35] 1643 werden 34 Bewohner genannt, davon 25 Frauen und neun Männer.[36] 1650 sind 29, 1759 27 und 1797 26 Pfründner überliefert.[37] 1855 werden ca. 40 Bewohner genannt,[38] 1863-1875 zwischen 25 und 31,[39] in der Mitte des 20. Jahrhundert über 30.[40]

Eine Spitalordnung ist erstmals aus der Zeit um 1600 überliefert. Hier heißt es: derzeiten auf der Obern Stuben Manns- u. Weibspersohnen 15 Pfriendter, welche aigne Kämer habe. Auf der undtern Stuben auch 29 Pfriendter Mannß- und Weibspersohnen, so alle auf dem Cassten [Dachboden des Spitals?] die Ligerstatt haben.[41]

Grundrisse des Spitals und der östlich angrenzenden Bauten von 1824, unten Kellergeschoss, oben Erdgeschoss.
Grundrisse des Spitals und der östlich angrenzenden Bauten von 1824, unten 1. Obergeschoss, oben 2. Obergeschoss.

Das Spitalgebäude

Der Spitalbau westlich des Brucktors ist, wie das Brucktor und das ehemalige Fleischhaus östlich desselben, über mächtigen Substruktionen (Unterbauten eines Gebäudes) mit Gewölben errichtet, die sich an der Südseite mit drei großformatigen Spitzbögen zum Inn hin öffneten sowie ursprünglich wohl mit zwei weiteren entsprechenden Bögen an der Westseite. Diese Bögen wurden erst um 1982 zugemauert. Auch das Erdgeschoss ist vollständig mit Tonnengewölben gewölbt. Sigmund Benker gibt für den Keller wohl 14. Jahrhundert an. Die Treppenanlagen und die Raumeinteilung setzt er in die Barockzeit. Die Fenstereinteilung an der Innseite ist ihm zufolge mit dem 3. von 5 nachweisbaren Anstrichen erfolgt. An der Südseite der Kirche befindet sich ein großformatiger Lichtschacht. Die ältesten Pläne von 1824 zeigen im Erdgeschoss östlich den Flez, die Küche und die Krankenstube mit einer Kammer für die Krankenwärterin, westlich eine große Pfründnerstube. Im ersten Obergeschoss war damals die Wohnung des Benefiziaten untergebracht. Im zweiten Obergeschoss befanden sich die Gemeindestube, eine weitere Küche, ein Zimmer für den Mesner, vier Kammern und zwei Stuben.

Der Trakt westlich der Kirche (mit Ausnahme der bereits zugehörigen alten Sakristei im Erdgeschoss sowie dem zweiten Obergeschoss und dem Dachgeschoss) wurde erst zwischen 1813 und 1824 angekauft (Vermessungsplan von 1813; Grundrisse von 1824; siehe auch Altes Mauthaus). Er enthält im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss zwei zweischiffige und dreijochige Säle mit zwei Freipfeilern, halbrunden Gurtbögen mit Fasen (abgeschrägte Fläche) und Kreuzgratgewölben. Diese könnten noch der spätromanischen / frühgotischen Zeit angehören, wie einerseits die Spitzbogenblenden und Biforien (gekuppelte Fenster) an der Ostfassade des Traktes in den obersten Geschossen und andererseits der Umstand nahelegt, dass die Sakristei mit ihrem spätgotischen Netzgewölbe im Erdgeschoss offenbar nachträglich in den Saal eingebaut wurde.[42]

Spital, westlicher Trakt, Saal im 1. Obergeschoss, Blick Richtung Nordwesten.

1555/63 gehört dieser Trakt bzw. dessen obere Geschosse? dem Bürger Wolfgang Wider.[43] 1824 diente der untere Saal als Holzgewölbe, der obere als Pfründner-Schlafsaal.

An der Ostfassade befindet sich in einer Wandnische ein Gemälde eines Gnadenstuhls (Hl. Dreifaltigkeit). Es wurde ursprünglich im späten 19. Jahrhundert im barocken Stil von Heinrich Dendl auf der Wand und 1932 von dem Kunstmaler Bernhard Otterpohl auf einer Eternitplatte neu ausgeführt.[44]

Die Spitalkirche Heilig-Geist

Blick durch die Spitalkirche Richtung Osten.

Die Spitalkirche ist ein annähernd rechteckiger, dreijochiger Bau ohne ausgeschiedenen Chor mit einem Satteldach. Die Südwand wird durch die ehemalige, aber wohl ausgedünnte Stadtmauer (Breite unter 1 m) gebildet, die hier einen leichten Knick hat. Über dem Ostgiebel sitzt ein Dachreiter mit Spitzhelm des späten 19. Jahrhunderts. Für den Dachreiter wurden an der Ostwand innenseitig Mauerpfeiler eingebaut. Die Joche werden durch unterschiedlich tiefe Wandpfeiler voneinander geschieden, zwischen denen sich Schildbögen erheben. Das Netzrippengewölbe (Sterngewölbe) setzt über profilierten Konsolen an. Im Scheitel finden sich drei runde Schlusssteine mit Bemalung, östlich mit einem Christushaupt, in der Mitte mit dem Wappen Bayerns und westlich mit dem Wappen der Hohenrain. In der Ostwand ist eine Gruppe aus drei spitzbogigen Fenstern eingebaut, im Giebel darüber ein Rosettenfenster des 19. Jahrhunderts. In der Nordwand sind ebenfalls drei Fenster vorhanden. Das Maßwerk der Fenster ist erneuert, im mittleren Fenster der Nordwand sind zwei runde Scheiben mit den Wappen Wasserburgs und der Hohenrain eingebaut. Die Westempore entstammt der Barockzeit. Im südlichen Teil der Westwand ist die netzrippengewölbte Sakristei des 15. Jahrhunderts angebaut, in den älteren Saal im westlichen Trakt des Spitals hinein.

Hager vermutete, dass die Umfassungsmauern der Kirche noch der Gründungszeit, also der Zeit um 1340 entstammen.[45] Nonnast gibt dagegen an, dass die Kirche ihre Grundform mit großer Wahrscheinlichkeit erst Ende des 15. Jahrhunderts erhalten habe, wahrscheinlich durch den Baumeister Wolfgang Wiser.[46] Sigmund Benker gibt für die Wölbung der Kirche wohl 15. Jahrhundert an.[47] Dass die Außenmauern jedenfalls älter als das Gewölbe sind, ergibt sich aus der Tatsache, dass die Wandpfeiler eine sehr unterschiedliche Tiefe aufweisen, um die Schiefstellungen der Wände auszugleichen und so die Ausführung eines regelmäßigen Gewölbes zu ermöglichen. Die Wandpfeiler sind somit zusammen mit dem Gewölbe eingebaut. Im Westgiebel der Kirche ist noch ein niedrigerer Giebel eines älteren Bauzustandes sichtbar.

Um 1480/90 erhielt die Kirche eine Ausmalung mit figürlichen Bestandteilen (freigelegt nur Evangelistensymbole, siehe unten), vermutlich zusammen mit einem neuen Hochaltar.

1564 wurde die Kirche weiß getüncht.

1570 wurden die Fassaden neu verputzt und bemalt.

1618 erfolgte eine umfassende Renovierung mit einer erneuten Ausmalung. Die Kirche erhielt einen Dachreiter für die beiden Glocken, die zuvor offenbar in Maueröffnungen in der Wand hingen. Es erfolgte der Einbau neuer Fenster und der Empore sowie eine Außenrenovierung.[48]

1635 erfolgte der Neubau einer Sakristei am Ostende der Nordseite der Kirche.[49]

1638 sollten die Spitalkirche und der Friedhof neu geweiht werden, da sie kurz zuvor profaniert, also zweckentfremdet worden waren.[50]

1672 wurde der Innenraum getüncht.

1684 erfolgte der Einbau eines Chors für die Musikanten und eine Neufassung.

Eine weitere Neufassung und ein Außenanstrich folgten 1696.[51]

1698 wurden die beiden Kirchenportale erneuert.[52]

1710 wurden erneut die Fassaden getüncht.[53]

Ab 1780 erhielt die Kirche einen neuen Seitenaltar mit einer Kreuzigungsgruppe und einem Hintergrund mit Engeln mit Leidenswerkzeugen in Wandmalerei (in Öltechnik), vermutlich von dem Wasserburger Maler Matthias Schrott.[54]

Zwischen 1846 und 1869 wurde die Kirche regotisiert. 1848ff. erfolgte eine Außen- und Innenrenovierung: In der Ostfassade wurde die alte Aufzugsöffnung zum Dachraum vermauert und das Rosettenfenster im Giebel eingebaut, der Innenraum erhielt eine Neufassung.[55] 1850 erneuerte man die Maßwerke der alten Fenster. Der Raum wurde danach schon 1859 und 1866 erneut neu gefasst. 1867-69 schließlich erhielt die Kirche einen neuen Hochaltar nach Plänen des Wasserburger Bildhauers Simon Geigenberger.[56]

1879/80 wurde der Dachreiter erneuert, er bekam jetzt eine Spitzhaube statt einer Zwiebel.[57]

Spitalkirche, Plan der Ostfassade mit dem geplanten neuen Dachreiter von 1879.

Weitere Innenanstriche folgten 1914 und 1951.

1952 wurden die Malereien an der Ostfassade freigelegt.[58]

1976/77 brach man die barocke Sakristei ab, die irrtümlich als Bau des 19. Jahrhunderts angesehen worden war, parallel erfolgte die Wiederherstellung der alten Sakristei mit ihrem Netzgewölbe, verbunden mit der erneuten Öffnung der vermauerten alten Sakristeitüre.[59] Im Spitalhof entdeckte man bei den Arbeiten Skelette.[60]

2001-03 wurde die letzte Innenrestaurierung durchgeführt.

Die Kirche besaß - wie viele andere Kirchen im Mittelalter - mehrere Ablassbriefe, aus der Zeit von 1381 von dem Freisinger Weihbischof Nikolaus, weiter von acht Kardinälen, erwirkt 1480 durch den Wasserburger Bürger Hans Baumgartner, und von Papst Alexander VI. und 13 Kardinälen, erwirkt von der Wasserburger Bürgerin Maria Kipfinger und ihrer Tochter Christina.[61]

Ausstattung

An der Ostfassade der Kirche befanden sich Grisaillemalereien mit einem überlebensgroßen Christophorus aus der Zeit um 1570 oder um 1600/1618, die 1952 von dem Münchner Kunstmaler Gotthard Bauer freigelegt worden waren.[62]

Ostfassade der Spitalkirche nach der Restaurierung 1989.

Die Malereien wurden 1988/89 von dem Restaurator Reiner Neubauer restauriert und 2010 aufgrund ihres schlechten Zustandes gesichert und wieder übertüncht.

Im mittleren südlichen Joch über dem heutigen Eingang ist an der Unterseite des Schildbogens ein Wandmalereifragment aus der Zeit um 1480/90 mit den Symbolen der vier Evangelisten und Rankenwerk sichtbar, das 1914ff. freigelegt und restauriert wurde.

Am östlichen Pfeiler daneben ist ein kleinformatiges Terrakotta-Relief des 15. Jahrhunderts mit dem hl. Eremiten Antonius und einem Stifter eingemauert.

Der neugotische Hochaltar enthält ein Holzrelief mit der Darstellung des Pfingstfestes, bei dem es sich um einen Rest des spätgotischen Hochaltars der Kirche handelt.[63] Es wurde 1951 freigelegt.[64]

Im Museum Wasserburg befindet sich schließlich noch die kleinformatige Figur einer Ährenkleidmadonna[65] aus der Zeit um 1420, von der ebenfalls die Herkunft aus dem ehemaligen Hochaltar angenommen wird.

Quellen

Monumenta Boica 1, 304-306, Nr. 61.
BayHStA, GL fasz. 4371 Nr. 90.
BayHStA, GL fasz. 4372 Nr. 96.
StadtA Wasserburg a. Inn, II780.
Kirmayer, Chronik.
Berg, Brucktor, Spital, Bruckgasse 5/7.
Berg, Spitalkirche.

Literatur

Bauer, Spital, Geschichte.
Bezold, Bezirksämter Traunstein und Wasserburg, 2094.
Brunhuber, Spital, Schlachtfest.
Braun, Altbayern, Spitalkirchen.
Nonnast, Armenwesen Wasserburg, 24-39.
Empfohlene Zitierweise:
Gerald Dobler, Heiliggeist-Spital mit Kirche, publiziert am 12.09.2024 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Heiliggeist-Spital_mit_Kirche (13.10.2024)
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  1. Eine Darstellung der Stiftungsgeschichte steht aus, ist aber für das Historische Lexikon geplant.
  2. Nonnast, Armenwesen Wasserburg, 24f../ StadtA Wasserburg a. Inn, I2a141, StadtA Wasserburg a. Inn, I2a171.
  3. Berg, Spitalkirche, 5./ StadtA Wasserburg a. Inn, Stiftungsurkunde von 1341 (Urkunden Kloster Attel) zitiert nach Berg, Spitalkirche./ Manuskript von L. Bayer zur Geschichte des Spitals, 1936 (= Bayer 1936), zitiert nach Berg, Spitalkirche./ Kirmayer, Chronik./ AEM, Pfarrakten Wasserburg, März 1841 (Übersetzung der Urkunde von 1341, zitiert nach Berg, Spitalkirche, 54f.)
  4. Bayer 1936 zitiert nach Berg, Spitalkirche, 47.
  5. Nonnast, Armenwesen Wasserburg, 24f.
  6. Nonnast, Armenwesen Wasserburg, 34.
  7. Monumenta Boica 1, 304-306, Nr. 61.
  8. Berg, Spitalkirche, 41, 55./ Kirmayer, Chronik.
  9. Berg, Spitalkirche, 5./ Schreiben des Archivs des Erzbistums München vom 29.5.2019 an Walter Brugger.
  10. Berg, Brucktor, Spital, Bruckgasse 5/7, 14f.
  11. Berg, Spitalkirche, 5.
  12. Berg, Spitalkirche, 6, 19-22, Spitalrechnungen 1467, 1470, 1471, 1533, 1550, 1555, 1569, 1571, 1618./ Nonnast, Armenwesen Wasserburg, 37, Spitalrechnung 1524, StadtA Wasserburg a. Inn, I2c-HLG-43.
  13. Bayer 1936 zitiert nach Berg, Spitalkirche, 47.
  14. Spitalrechnung 1550, 1551 zitiert nach Berg, Spitalkirche, 20.
  15. Spitalrechnung 1552 zitiert nach Berg, Spitalkirche, 6.
  16. Spitalrechnung 1569, 1570, 1571 zitiert nach Berg, Spitalkirche, 7, 21. Erwähnt werden u.a. Fundamentierungsarbeiten, außerdem 12.000 Ziegel und ein neuer Dachstuhl, sowie 1570 die Neuverputzung der Fassaden der Kirche.
  17. Spitalrechnung 1579, 1614 zitiert nach Berg, Spitalkirche, 7f.
  18. In diesem Geschoss befindet sich in der Westwand des Brucktors eine vermauerte Schießscharte. In der Ostwand des Spitals nördlich des Tores sind offenbar vermauerte Zinnen vorhanden. Die Ansicht von Wening von 1701 zeigt offenbar bereits den aufgestockten Zustand.
  19. Berg, Spitalkirche, 27.
  20. Berg, Spitalkirche, 30.
  21. Berg, Spitalkirche, 30.
  22. Berg, Brucktor, Spital, Bruckgasse 5/7, 22.
  23. Berg, Spitalkirche, 42.
  24. Berg, Spitalkirche, 43.
  25. Zum Brucktorensemble und zur Sanierung des Pensionats und des Ferstlhauses bis zum Jahr 2010 vgl. Haupt, Sanierung des Brucktor-Ensembles.
  26. Berg, Brucktor, Spital, Bruckgasse 5/7, 26.
  27. Berg, Spitalkirche, 48.
  28. Berg, Spitalkirche, 17, 48.
  29. Berg, Brucktor, Spital, Bruckgasse 5/7, 26.
  30. Berg, Brucktor, Spital, Bruckgasse 5/7, 26.
  31. Haupt, Sanierung des Brucktor-Ensembles.
  32. Nonnast, Armenwesen Wasserburg, 27ff., 31ff.
  33. Nonnast, Armenwesen Wasserburg, 38f.
  34. Bayer 1936 zitiert nach Berg, Spitalkirche, 47.
  35. Berg, Spitalkirche, 34.
  36. StadtA Wasserburg a. Inn, I2c-HLG-127.
  37. Bayer 1936 zitiert nach Berg, Spitalkirche, 47.
  38. Berg, Spitalkirche, 42.
  39. Berg, Spitalkirche, 32f.
  40. Berg, Spitalkirche, 41./ Kirmayer, Chronik.
  41. Berg, Spitalkirche, 7, BayHStA, GL fasz. 4372 Nr. 96.
  42. Zum unteren Saal führt aus dem Spitalhof eine spätgotische kielbogige Türöffnung. In der Nord- und Westwand des oberen Saals sind mehrere spitzgiebelige mittelalterliche Lichtnischen freigelegt.
  43. Berg, Spitalkirche, 6f., StadtA Wasserburg a. Inn, I2b2. Wider brach 1555 ein Fenster von seinem Haus in die Spitalkirche ein, 1563 errichtete er einen gemeinsamen Abtritt zwischen seinem Haus und dem Spital. In dem entsprechenden Brief wird das Haus beschrieben als sein zweites Haus hinter und oberhalb des Spitals Castens, das an seine Eckbehausung anstößt.
  44. Berg, Spitalkirche, 45.
  45. Bezold, Bezirksämter Traunstein und Wasserburg, 2094.
  46. Nonnast, Armenwesen Wasserburg, 27, unter Berufung auf Braun, Altbayern, Spitalkirchen, 218.
  47. Berg, Spitalkirche, 59.
  48. Berg, Spitalkirche, 3, 8./ Spitalrechnung 1618.
  49. Berg, Spitalkirche, 9./ Spitalrechnung 1635.
  50. Berg, Spitalkirche, 9.
  51. Berg, Spitalkirche, 4, 10.
  52. Berg, Spitalkirche, 10.
  53. Berg, Spitalkirche, 11.
  54. Berg, Spitalkirche, 4, 15.
  55. Berg, Spitalkirche, 49.
  56. Berg, Spitalkirche, 4, 14.
  57. Berg, Spitalkirche, 15.
  58. Berg, Spitalkirche, 4.
  59. Berg, Spitalkirche, 17, 48.
  60. Hampel, Skelette im Spitalhof, 21.
  61. Berg, Spitalkirche, 41, 53f../ Kirmayer, Chronik.
  62. Berg, Spitalkirche, 16.
  63. Bezold, Bezirksämter Traunstein und Wasserburg, 2094.
  64. Berg, Spitalkirche, 16.
  65. Museum Wasserburg a. Inn, Inv. Nr. 6242