Hugo Bayer

Aus Historisches Lexikon Wasserburg
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Autor: Stephanie Utschig

Das künstlerisch-grafische Werk von Hugo Bayer
GND-Normdatensatz

Lebensdaten

Hugo Bayer bei der Arbeit in den 1990er Jahren.

Hugo Bayer, * 3. Mai 1915 in Freising, † 2. Mai 2000 in Wasserburg am Inn.[1]

Lebenslauf

Der Künstler und Grafiker Hugo Bayer wurde 1915 in Freising geboren. Im Alter von fünf Jahren kam er mit seiner Familie nach Wasserburg am Inn. Hier besuchte er die Volksschule und das Gymnasium. Nach dem Abitur 1932 zog es ihn nach Berlin. Ursprünglich war es sein Wunsch Priester zu werden. Jedoch lehnte ihn die katholische Kirche aufgrund seiner Schwerhörigkeit ab. Dafür trat er in den 1881 gegründeten Salvatorianer Orden ein, in dem er bis 1943 Mitglied blieb. Gleichzeitig absolvierte er ein Studium der Kunst- und Gebrauchsgrafik an der Meisterschule für Grafik- und Buchgewerbe in Berlin.[2]

Der junge Kunststudent Hugo Bayer zeichnend am Schreibtisch, um 1935.

Von 1940 bis 1945 wurde er in der Wehrmacht als Sanitäter in Frankreich, Russland und Albanien − hier teilweise auch als Wetterwart − eingesetzt.[3] Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er schließlich wieder in seine alte Heimatstadt Wasserburg zurück. 1946 folgte die Hochzeit mit Maria Niggl, mit der er fünf Kinder bekam. Seinen Lebensunterhalt bestritt er fortan als freiberuflicher Kunstmaler − so die Bezeichnung in der Berufsbestätigung des Kunstverbands bildender Künstler München aus demselben Jahr.[4] Obwohl es nicht an Aufträgen mangelte, gestaltete sich das Berufsleben anfangs nicht leicht. So notiert er 1945 in sein Tagebuch:

Einige Arbeiten habe ich wieder bekommen. Und ich muß sie sparsam annehmen, weil die Farben so knapp sind. Wiederum war ich in München, es ist nichts aufzutreiben. So arbeite ich still für die Zukunft, lerne, studiere Kunstgeschichte. Kunst geschieht, sie wird nicht gemacht … Ich weiß, man muß sorgen für den Tag, aber man muß auch einmal über den Tag hinausgehen können, in die Einsamkeit hinein.[5] 

Im Schuljahr 1948/49 betätigte er sich zudem als nebenamtlicher Lehrer für das Malergewerbe.[6] Bis Ende der 1990er Jahre arbeitete Bayer vor allem als Grafiker – vorwiegend für Unternehmen in der Wasserburger Region. Allerdings lassen sich auch einige überregionale Firmen, diverse Gemeinden, Vereine und weitere Institutionen unter seinen Kunden finden. Das Spektrum seiner Dienstleistungen war überaus vielseitig und breit gefächert. So umfasste es u.a. Werbung − wie Prospekte, Plakate, Zeitungsanzeigen oder Flyer −, PR- bzw. Merchandising-Produkte − vom Zigarettenbriefchen, Kalender bis hin zum Zuckerpäckchen −, Verpackungen − etwa für Butter, Joghurt und Co. −, Flaschenetiketten − beispielsweise für Bier und Schnaps −, kalligrafische Urkunden − für Jubiläen jeglicher Art − sowie Firmenbriefpapiere, Produkt- und Unternehmenslogos usw.

Demnach wirkte er nicht nur als klassischer Werbegrafiker und Mediengestalter, sondern auch als Werbetexter sowie Produkt- und Verpackungsdesigner. Bis in die 1970er Jahre war es sein Alleinstellungsmerkmal, dass er als einziger Künstler in Wasserburg Logos, sog. Firmenzeichen, für Unternehmen designte.[7] Diese stehen besonders herausragend für sein Werk − so stammt von ihm nicht nur die Weiterentwicklung des Kleeblatt-Logo der Molkerei Meggle (aus zunächst herzförmigen Blättern[8]), sondern auch das noch bis vor Kurzem verwendete Firmenzeichen mit drei in einer Raute befindlichen stilisierten Menschen der Wasserburger Molkerei Bauer.

Darüber hinaus lassen sich in seinem Schaffen kalligrafische Arbeiten und Gestaltungen für sakrale Postkarten, Andachtsbildchen und Urkunden finden, die vor allem aus seiner Studienzeit stammen.

Im Jahr 2000 starb Hugo Bayer nur einen Tag vor seinem 85. Geburtstag. Sechs Jahre später wurde ihm eine Sonderausstellung im Stadtmuseum Wasserburg gewidmet, die eng mit seinen Kindern geplant wurde. Ihr prägnanter Titel lautete: Hugo Bayer − 50 Jahre Graphik in Wasserburg. Hier wurde nicht nur sein vielfältiges künstlerisches Œuvre, sondern auch der Mensch Hugo Bayer vorgestellt. Als Familienmensch, außerordentlich bescheiden und zufrieden, warmherzig, offen, philosophisch und fröhlich, blieb er seiner Familie und Mitmenschen in Erinnerung.[9]

Plakat für die Sonderausstellung zum künstlerischen Werk Hugo Bayers vom 23. März bis 30. April 2006 im Stadtmuseum Wasserburg – Das Motiv entstammt seiner Werbegestaltung für das Bezirksmusikfest im Jahr 1955.

Wirken als Künstler und Grafiker

Künstlerisch-grafischer Nachlass

Der künstlerisch-grafische Nachlass des Wasserburger Grafikers Hugo Bayer wurde im März 2021 durch die Stadt Wasserburg als Archivbestand für das Stadtarchiv von seiner Erbengemeinschaft angekauft.
Das breite und vielseitige Œuvre Bayers wird durch den gesamten Bestand wiedergespiegelt. Dieser besteht aus Fotografien, Verpackungs- und Werbematerial, PR- und Merchandising-Produkten, originale Entwurfs- und Reinzeichnungen, Flaschenetiketten, Firmen- und Produktlogos, Briefpapier, Einladungen, Infobroschüren und -faltblätter, Stadt- und Umgebungsplänen, Karikaturen, Exlibris, Zeichenstudien aus seiner Schul- und Studienzeit, religiöse/sakrale Zeichenstudien und Entwürfe, gedruckte Postkarten, Andachts- und Trauerbildchen sowie Urkunden. Des Weiteren Briefe, Entwürfe für Wappen, diverse kalligrafische Arbeiten, Entwürfe für die unterschiedlichsten Stadtansichten Wasserburgs, Materialien und Pressespiegel für die Ausstellung von 2006, Druckplatten für Holz- und Linolschnitte sowie Produktdummys.
Durch den Bestand lässt sich nicht nur ein guter Überblick über Bayers Gesamtwerk nachvollziehen, sondern auch seine künstlerische Entwicklung vom Gestalter religiöser und kalligrafischer Arbeiten während seiner frühen Schaffensphase als Student bis hin zum Werbegrafiker, Produktdesigner und PR-Mann in seiner späteren beruflichen Laufbahn. Außerdem gibt der Bestand einen exemplarischen Einblick in die Arbeitsweise eines Grafikers in der vordigitalen Zeit. Zudem zeichnet der Nachlass Episoden der Wasserburger Wirtschaftsgeschichte nach, indem Bayer für einen Großteil der lokalen Unternehmen tätig war. Ein erheblicher Anteil des Bestandes besteht aus Produkt-, Verpackungs- und Werbematerial der Molkereien Meggle und Bauer, der Schnapsbrennerei Sigl sowie der Brauereien Grein- und Bruckbräu. Daneben sind u.a. folgende weitere, teilweise heute noch bestehende, aber auch mittlerweile geschlossene regionale Unternehmen vertreten: Sparkasse, Fleischwaren Soyer, Huber & Sohn, Welo, Josef Hain, Schechtl, Hotel Fletzinger, Hinderegger, Sissi usw. Im überregionalen Bereich: Hermann Jung Eis München, Soxhlet Berlin, Leo Bauer Neuötting usw.
Ein kleiner Teil des Bestandes stammt aus der Schul- und Studienzeit Bayers, seine religiösen Motive vor allem aus den 1930er und frühen 1940er Jahren. Der Großteil der Sammlung lässt sich jedoch in die 1950er bis 1980er Jahre datieren. Vereinzelt lassen sich auch spätere Arbeiten finden. Eine exakte Datierung ist allerdings nur bei einem geringen Anteil des Bestandes möglich.
Außerdem gehören zum Konvolut großformatige Arbeiten. Diese setzen sich vorwiegend aus Zusammenstellungen verschiedener von Bayer gestalteten Druckerzeugnissen, kalligrafischen Skizzen und Schriftproben, Plakaten sowie Plakatentwürfen zusammen.

Künstlerisch-grafische Arbeiten

Wasserburger Schulzeit 1924 bis 1932

(A) Blick in die Sedlmeiergasse – besser bekannt unter Henagassl – von der Hofstatt aus. Die kolorierte Zeichnung auf Karton ist auf den 10. Juni 1924 datiert und mit "Gez. Bayer Hugo" signiert. In der perspektivischen Zeichenstudie zeigt sich bereits das große künstlerische Talent und das gute Auge fürs Detail des damals 9-Jährigen.

(B) Die von Bayer gestaltete Couleurkarte für seinen Abschlussjahrgang 1932 an der Luitpold-Realschule Wasserburg – dem heutigen Luitpold-Gymnasium – zeigt auf der Vorderseite das Wasserburger Brucktor mit Brücke, Inn und der markanten Innleiten mit aufgehender Sonne in einer minimalistisch gehaltenen grafischen Linienzeichnung. Effekte werden geschickt durch schwarze Blockelemente sowie den bambusgrünen Farbakzenten gesetzt. In der Schriftgestaltung ist bereits Bayers Talent für Typografie klar erkennbar. Der Stil der Grafik lehnt sich in seiner Reduktion an die Bauhauschule an, lässt aber auch ein leicht verspieltes Element, wie beispielsweise den verschnörkelten Linien im Halbrund der Sonne, erkennen. Unten rechts ist Bayers Signatur H.B. zu sehen, welche er auch zukünftig in unterschiedlichen Variationen als Künstlerzeichen bevorzugt verwendet.

Berliner Zeit 1932 bis 1940er

Nach bestandener Hochschulreife absolvierte Hugo Bayer ein Studium der Gebrauchsgrafik an der Meisterschule für Grafik und Buchgewerbe in Berlin. Neben Gebrauchsgrafik waren Buch- und Pressetypografie, Messe- und Ausstellungsgestaltung sowie Werbeökonomie Lehrgebiete.[10] Alle Bereiche spiegeln sich in seinem späteren Berufsleben als Künstler und Grafiker wieder.
Während seiner Studienzeit widmete sich Bayer vor allem religiösen Motiven. Sein Wunsch Priester zu werden, wurde durch die Ablehnung der katholischen Kirche vereitelt. Seine Gläubigkeit konnte er stattdessen im Orden der Salvatorianer und in seiner Kunst ausleben. Bayer fertigte in dieser Zeit zahlreiche Zeichenstudien in Minitaturgröße, unzählige Vorlagen für Andachtsbildchen und religiöse Postkarten, die von mehreren Verlagen gedruckt und vertrieben wurden sowie Urkunden, etwa für die Hl. Kommunion. Buchumschläge für sakrale Literatur sowie Prospekte sind ebenfalls zu finden. Dass seine Spiritualität eng mit seiner Kunst verbunden war, lässt sich auch aus folgendem Tagebucheintrag aus dem Jahr 1945 ablesen:
Höchste Kunst ist Erlebnis der Seele. Mögen die anderen in ihrem Glauben glücklich sein, ich bin es in meinem. Weiter komme ich mit der Liebe als mit dem Verstand, höher mit dem Verstehen als mit der Verwerfung.[11]

(A) Die Menschenmenge auf der Miniaturzeichnung führen zwei Ministranten mit Kreuz und Weihrauch an, dahinter seitlich sind Blumen streuende Mädchen zu erkennen. Der Pfarrer schreitet, die Monstranz in Händen, unter einem von vier Männern getragenen Baldachin. Dahinter schließen sich die weiteren Gemeindemitglieder an. Die Personen im Vordergrund sind zwar detaillierter ausgearbeitet, ihre Gesichter jedoch lediglich angedeutet. Die Konturen der Menschen am rechten Bildrand sind nur grob schraffiert und verlieren sich in der Ferne. Auch der Untergrund des Weges und der Wiese sowie die Wolken am Himmel und die Häuseransiedlung mit Kirche am linken Bildrand sind mit wenigen Zeichenstrichen skizziert.

(B) Die Welt mit ihrem Glanz und Glücke will ich, ein Pilger, froh bereit betreten nur als eine Brücke zu dir, Herr, überm Strom der Zeit.
Über dem Zitat von Joseph von Eichendorff ist eine Brücke über ein Gewässer gespannt, welche eine Industrielandschaft mit einer antiken hellen Häuseransammlung verbindet. Die rauchenden schwarzen Schornsteine auf der linken Seite stehen dem orange-rot leuchtendem Kreuz auf der rechten Seite symbolisch gegenüber. Hier ist Gott für jeden zu finden, welcher die Brücke überqueren wird. Die Farbsetzung des zu dir, Herr in der Schrift ist identisch mit derjenigen des Kreuzes und der Schraffur der Brücke, womit diese farblich subtil als eine Einheit gekennzeichnet sind. Unten links zeichnet die Nummerierung das Bildchen als Nr. 203 im Katalog des Verlages aus, durch welchen es vertrieben wurde. Bayers Signatur Hb ist mittig unter die Schrift gesetzt.
In seinen Andachtsbildchen, wie auch sakralen Postkarten und Urkunden, kombinierte Bayer geschickt sein kalligrafisches und grafisches Können. Die Gestaltung einer solchen Motivik scheint seinem Selbstverständnis als Künstler sehr entsprochen zu haben, so notiert er 1945 in sein Tagebuch: In ein kleines Bild, in eine kleine Schrift sich hineinfügen konzentriert den Geist, sammelt alle Gefühle und – auch die Liebe.[12]

Freischaffender Künstler und Grafiker ab 1945

Unmittelbar nach Ende des 2. Weltkriegs kehrte Hugo Bayer in seine Heimatstadt Wasserburg zurück und machte sich als Künstler und Grafiker selbstständig. Von nun an arbeitete er für zahlreiche Wasserburger, aber auch überregional angesiedelte Unternehmen. Gemeinden, Vereine und diverse andere Institutionen ließen sich ebenfalls unter seinen Kunden finden; das Spektrum seiner Dienstleistungen war breit gefächert. Bayer fungierte als PR-, Werbe- und Grafikexperte in Personalunion. Sein Arbeitsmaterial, seine Entwurfs- und Reinzeichnungen, aber auch seine selbst gebastelten Produktdummys geben ein Beispiel für den Arbeitsprozess eines Werbegrafikers und Produktdesigners in der vordigitalen Zeit.

Verkaufsausstellungen und Messestände ab 1945 bis 1980er

Hugo Bayer gestaltete nach 1945 bis in die 1980er Jahre Schaufenster für Produktpräsentationen auf Verkaufsausstellungen, später dann Messestände für die beiden großen Wasserburger Molkereien Bauer und Meggle.

(A) Schaufenster mit Produktpräsentation für die Wasserburger Molkerei Bauerschweitzer – heute Bauer – auf der Verkaufsausstellung in Frankfurt am Main 1949. Prägnant ist hier vor allem die kalligrafische Schriftsetzung, die ein typisches Element in Bayers Gestaltung darstellt.

(B) Hugo Bayer vor einem von ihm gestalteten Schaufenster mit Produktpräsentation von Maja, einem Sahne Schichtkäse der Molkerei Meggle, auf der Verkaufsausstellung in München 1954. Über dem Schaufenster ist ein kalligrafisch gestalteter Schriftzug des Firmennamens zu sehen sowie links im Bild das heute weltweit bekannte Kleeblatt-Logo der Molkerei, das Bayer ebenfalls entwarf.

(C) Blick in ein Schaufenster der Molkerei Meggle auf der Verkaufsausstellung in München 1954. Der hier präsentierte Sahne Schichtkäse Maja wurde mit erhält schlank, gesund und jung beworben. Dementsprechend ist hinter den Produktvarianten eine kurvige, aber schmale Damensilhouette abgebildet, die geschickt mit einem Kirschblütenzweig kombiniert ist. Die Darstellungsweise sowie Motivik entspricht der Mode der 1950er Jahre. So unterscheidet sich die reduziertere Darbietung und Anordnung der einzelnen Waren von den Schaufenstern der späten 1940er Jahre, wie oben bei (A) zu sehen.

Firmenzeichen/Logos

Hugo Bayer gestaltete unzählige Firmenzeichen für zahlreiche regionale, aber auch überregionale Unternehmen. Hugo Bayer hat Corporate Identities entwickelt, als es den Begriff noch gar nicht gab[13] – so formulierte es Bürgermeister Michael Kölbl in seiner Rede zur Ausstellungseröffnung zum Werk Hugo Bayers im Jahr 2006. Bis in die 1970er Jahre war Bayer der einzige Grafiker in Wasserburg, in dessen Repertoire man diese herausfordernde Dienstleistung finden konnte.[14] Die Gestaltung von grafisch reduzierten, aber doch markanten Symbolen mit hohem Wiedererkennungswert ist eine hohe Kunst für sich. Wie qualitätsvoll und klug durchdacht Bayers Kreationen sind, beweist die Tatsache, dass noch heute viele Firmen seine zeitlosen Logos verwenden. So entwickelte er das bereits seit um 1929[15] verwendete Kleeblatt-Logo der Firma Meggle fort, welches heute weltweit bekannt ist. Die Essigfabrik Burkhardt ließ Bayer mit einem schwungvollen Schriftzug in der Raute jederzeit wiedererkennen. Die Bachmehringer Firma Huber & Sohn erhielt ein von stilisierten Tannen flankierte H. Zwar verzichtet die Firma Bauer seit einiger Zeit auf die zeitlosen, da nicht geschlechtsspezifischen drei Figuren, doch prägen Bayers Logos das Wasserburger Stadtbild seit Jahrzehnten und sind auch Zeugnis und Erinnerung für alteingesessene, aber heute nicht mehr existierende Wasserburger Unternehmen – wie etwa Greinbräu, Bruckbräu, Sissi, das Kaufhaus Kasenbacher oder die Schnapsbrennerei Sigl.

(A) Das Kleeblatt-Logo der Molkerei Meggle wurde im Jahr 1951 als Bildmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt angemeldet.[16] Das Firmenzeichen ist nun seit über 70 Jahren gleich geblieben, wandelte sich aber seit seiner Einführung mehrmals. So kam in den 1960er Jahren noch der Schriftzug Meggle hinzu, der schließlich 1971 als Wortmarke angemeldet wurde.[17] Obige Ausführung stammt aus den 1970er Jahren.[18]

(B) Eine Variante des Logos der Bachmehringer Firma Huber & Sohn, das Johannes Huber 1952 bei Hugo Bayer in Auftrag gab[19] und bis heute für das Unternehmen steht. Die drei stilisierten Tannen mit dem H in der Mitte wechselten in ihrer Farbgebung. Diese Ausführung stammt aus einem Werbeprospekt aus den 1950er Jahren.

(C) Die Entwurfszeichnungen des Firmenzeichens für die Metzgerei Soyer in Griesstätt geben ein Beispiel für den kreativen künstlerischen Schaffensprozess, den die Entwicklung eines Logos benötigt. Das tatsächlich final ausgewählte Logo ist übrigens nicht unter den vier obigen Entwürfen zu sehen.

(D) Die Zeichnung des Logos der Molkerei Bauer auf Millimeterpapier dokumentiert die technische Seite der Arbeit eines Grafikers, die nicht nur Kreativität, sondern auch Präzision und Handwerk bedarf. Diese Ausführung diente wohl als Vorlage für die Druckvorstufe, wie sie vor der Digitalisierung Verwendung fand.[20]

Verpackungen und Produktlogos

Ein weiteres Betätigungsfeld bot sich Hugo Bayer in der Gestaltung von Verpackungen – etwa für Käse und Butter der Molkereien Meggle und Bauer – , Produktetiketten – diese zierten nicht nur die Bierflaschen der Wasserburger Brauereien Grein- und Bruckbräu, sondern auch die diversen Schnapserzeugnisse der Brennerei Sigl – sowie Logos für unterschiedliche Lebensmittelprodukte – so beispielsweise für den Käse-Klassiker Diplomat von Bauer oder dem Advokaat Eierlikör von Sigl.

(A + B) Hugo Bayer designte nicht nur Verpackungsdeckel für die vielen Joghurtsorten und anderen Milcherzeugnisse – wie Quark oder Sahne – der Wasserburger Molkerei Bauer, sondern auch die zugehörigen Verpackungsbecher. Für die Präsentation seiner Entwürfe bei seinem Kunden bastelte er zu besseren Anschauungszwecken Dummys – etwa wie hier aus bemaltem Karton, den er um ein Plastikgehäuse klebte. Auch Styropor, Holz, Glas und andere Materialien kamen hierbei regelmäßig zum Einsatz.

(A – E) Bayers Verpackungsdesigns ermöglichen nicht nur Einblicke in den sich verändernden grafischen Stil von den 1950er bis 1980er Jahren, sondern auch auf die unterschiedlichen Produktvarianten über die Zeit hinweg – wie hier am Beispiel der Lebensmittelverpackungen für die Molkerei Meggle. So wird man die Milcherzeugnisse unter dem Logo Maja und die Fruchtbutter heute vergeblich im Supermarktregal suchen. Ab den 1970er Jahren kombinierte Bayer die Schrifttype auch mit fotografischen Abbildungen. Diese Darstellungsweise lässt sich bei Bayers früheren Verpackungsentwürfen aus den 1950er und 1960er Jahren noch nicht finden – hier verwendete er zeichnerisch gestaltete figurative bzw. grafische Elemente.

(A) Der Druckbogen für die Aludeckel der Kaffee-Sahne von Meggle stammt aus dem Jahr 1974, in dem diese auf den Markt eingeführt wurde. Das Produkt gab es in den Portionsgrößen 10 ml für eine Tasse sowie 14 ml für ein Kännchen. Die Druckverfahren verlaufen heutzutage im Gegensatz zu Bayers Zeiten vollständig digital, aber es werden auch heute noch große Druckbögen bedruckt und danach die Einzelteile in der richtigen Größe ausgestanzt.

(B) Auch für die Molkerei Meggle bastelte Hugo Bayer zu Präsentations- und Anschauungszwecken zahlreiche Verpackungsentwürfe in Originalgröße. Obiger ist aus Karton gefaltet sowie beklebt und bemalt.

Flaschenetiketten

(A – E) Für die Wasserburger Schnapsbrennerei Sigl fertigte Bayer sowohl das Firmenlogo als auch unzählige Etiketten für deren Schnapserzeugnisse. Die große Anzahl an Flaschenschildchen gibt Hinweise auf das sehr umfangreiche Sortiment des Unternehmens: Nicht nur klassische Obstbrände, sondern auch Gin, Wodka, Aquavit oder exotisch anmutende Fruchtliköre wurden hier produziert. Des Weiteren lässt sich ein Blick auf die große künstlerische Bandbreite Bayers werfen: Von einer naturgetreuen Zeichnung einer Rose über klassische Wappengestaltung, einem Porträt im Holzschnitt bis hin zu figürlichen Darstellungen im Comicstil, ist hier alles zu finden.

(A) Flaschenetikett für Bayrisch Pils Export der Grein-Brauerei. Ein Bierglas mit Aufdruck des stilisierten Burggebäudes, das in einer Innplätte steht, wurde von Bayer in unterschiedlichen Varianten in die Etiketten- und Werbegestaltung der Brauerei integriert – wie hier im Hintergrund mit Silhouette der Wasserburger Burg, Burgkapelle und St. Jakob.
(B) Flaschenetikett für Märzen der Grein-Brauerei mit Logo des Frühlingsfestes im Hintergrund. Die von Bayer entworfenen Blumen waren jahrelang das Markenzeichen des Wasserburger Volksfestes.
(C) Entwurfszeichnung für Champagner-Weizenbier – einer Starkbier-Sorte – der Grein-Brauerei.

Werbung, PR-, Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit

(A – C) Des muaß i mia aufschreim – Ein Wasserburger Merkbüchlein für das Jahr 1949, Schröder Reklame-Verlag Penzing über Wasserburg/Inn. Das leider nicht mehr vollständig erhaltene Büchlein beinhaltet Werbeseiten für diverse – noch heute bestehende, aber auch längst vergangene – Wasserburger Geschäfte und Firmen – wie z.B. Optik Baumann, Schmiede Georg Däschinger, Seifensiederei Hinderegger, Haushaltswaren Göpfert, Parfümerie Hauber, Sparkasse Wasserburg oder Café Lebzelter am Marienplatz. Jede Seite lässt Platz für eigene Notizen, zeigt daneben eine skizzenhafte, mitunter einer Karikatur ähnlichen Zeichnung, welche das zu bewerbende Unternehmen typisiert, sowie einen passenden lustigen Spruch in bayerischer Mundart – Im Kaffehaus Lebzelter / da kehrt ma gern ein / da hockt si's so gmiatli / bei Kuacha und Wein. – Wo is denn des Biachl / so sauber druckt worn? – Beim Ernst und beim Weigand / in der Schmidzeiln glei vorn.

(A + B) Beide Werbeflyer folgen dem typischen Mode- und Stilgeschmack der 1950er Jahre – klare Formen bei der grafischen Gestaltung einerseits und Hinweis auf das neue Lebensgefühl der Wirtschaftswunder-Jahre andererseits. Wer hätte sich noch einige Jahre zuvor um einen modebewussten Einrichtungsstil oder um ein Freizeitverhalten wie Segeln gekümmert? Zudem erinnern die Ausleger an längst in Vergessenheit geratene Unternehmen. Bei der Wasserburger Handelsgesellschaft Lorent & Co. K.G. – kurz Welo – konnten nicht nur Möbel, sondern auch Fotoapparate und Küchengeräte erworben werden. Das Münchner Unternehmen Hermann Jung produzierte Rohstoffe für Konditoren, das Speise-Eispulver wurde zeitweise auch über die Molkerei Meggle vertrieben.
(C) Hugo Bayer gestaltete nicht nur das Firmenzeichen und die Werbekampagnen der Wasserburger Grein-Brauerei, sondern übernahm auch die Plakat- und Werbegestaltung für das von dem Unternehmen initiierte Frühlingsfest. Auch hier sind grafische und typografische Elemente geschickt miteinander kombiniert.
(D) Die alljährlichen Faschingsfeiern des Wasserburger Alpenvereins im Greinbräu müssen legendär gewesen sein. Jedes Jahr fanden diese unter einem anderen Motto statt: Mal ging es auf Weltreise der Brettlrutscher, in die Hafenbar Haiti, den Western-Saloon, zum Grattlhausner Almballet, ins Olympische Dorf oder auf einen Trip Mini Maxi Soho. Im Bestand des Stadtarchivs befinden sich von Hugo Bayer gestaltete Entwürfe der Einladungskarten aus den Jahren zwischen 1965 bis 1979. Alle zeichnerischen Vorlagen fertigte er im Holzschnitt.
(E) Wer erkennt den Wasserburger Löwen? Hugo Bayer interpretierte das Wasserburger Wappentier für das 100-jährige Jubiläum des TSV 1860 Wasserburg im Jahr 1980 neu: Körper und Gesicht setzen sich im Wesentlichen aus Rauten zusammen.

(A – D) Das Spektrum an Werbematerialien, die Hugo Bayer in seinem Berufsleben für Wasserburger Unternehmen fertigte, ist groß – eine kleine Auswahl sei hier stellvertretend vorgestellt: Das Rezeptbüchlein für den Sahne-Schichtkäse Maja, aus dem sich allerhand Leckeres kochen ließ – das Milchprodukt war in den 1950er Jahren Topseller der Molkerei Meggle. Die aufklappbare Grußkarte, welche die Molkerei Bauer an Weihnachten 1955 an ihre Kunden und Geschäftspartner versendete. Die ebenfalls aufklappbare Visitenkarte von Gustav Hatzl, dem Inhaber der Grein-Brauerei oder das Geschäftspapier der Wasserburger Sparkasse.

Wasserburger Stadtansichten

(A – C) Da für die Fremdenverkehrswerbung der Stadt die Herstellung eines neuen Ortsprospekts notwendig geworden sei, wurde von der Stadt Wasserburg eine Ausschreibung durchgeführt, an der sich auch Hugo Bayer beteiligte. Er konkurrierte mit dem Wasserburger Grafiker Grodziki und dem Mühldorfer Grafiker Prähofer, der bereits erfolgreich für den Landesverband Oberbayern sowie die Stadt Burghausen Werbeprospekte gefertigt hatte. Bei einer Stadtratssitzung wurden die eingereichten Entwürfe begutachtet. Dabei wurden Bayers und Prähofers Konzept zum Vorschlag gebracht und nach ihren Wirkungen bewertet. Dabei stellte man die Gleichwertigkeit in der künstlerischen Gestaltung fest, allerdings schätzte man den Entwurf Prähofers durch die auffälligere Farbgebung sowie lebhaftere Ausführung als werbewirksamer ein. Bayers Entwurf beurteilte man hingegen mit feiner harmonischer Wirkung. Da sich der Stadtrat nicht auf eine Ausführung einigen konnte, entschloss man sich eine Kommission in der Sache zu bilden. Mitglieder waren Bürgermeister Neumeier, die Stadträte Neuburger, Zambelli und Stoklassa sowie Museumsleiter und Bildhauer Willi Ernst sowie Stadtarchivar Kirmayer. Diese überprüften die Vor- und Nachteile beider Entwürfe und stellten ihre Ergebnisse bei der nächsten Stadtratssitzung vor. Anscheinend entbrannte daraufhin eine heftige Debatte hinsichtlich der einzuschlagenden Richtung der Gestaltungsweise. Prähofers Entwurf wurde dabei sogar als marktschreierisch und entartet bezeichnet. Die Unterstützer seines Entwurfs wiesen hingegen darauf hin, dass für das moderne Auge farbenfrohere Schriften von Nöten seien. Schließlich ergab die Abstimmung (...) entgegen der Meinung der Fachleute ein Ergebnis von 10:6 für den Entwurf von Bayer.[21]
Das Titelblatt des nun fertig gedruckten Werbeflyers von Bayer (A) zeigt eine Ansicht der Wasserburger Innschleife, wobei diese aus einer Kombination einer Zeichnung und eines Fotos besteht. Die Farbgebung ist in der Tat zurückhaltend: Die Schwarz-Weiß-Fotografie fügt sich in eine Umgebung aus hellen Grün- und Blautönen ein. Die Schriftsetzung in Frakturart folgt ebenfalls einer konventionellen Gestaltungsweise. Der Innenteil besteht aus Schwarz-Weiß-Fotografien auf weißem Grund, die Schrift ist teilweise in Hellblau gehalten, zudem sind grafische Elemente in derselben Farbe eingebettet. Erwähnenswert ist, dass Bayer nicht nur die grafische Gestaltung übernahm, sondern auch den Text verfasste. Dabei ist unverkennbar, dass Bayer nicht nur ein leidenschaftlicher Wasserburger war, sondern auch in der Lage, dies in einem poetischen Text zu vermitteln. So heißt es etwa in dem Flyer: Wasserburg ist nicht nur eine Stadt mit schönen Bauten – Wasserburg ist eine Stadt des Gemüts und Es ist ein wunderbares Erlebnis, wenn man auf den hohen Ufern, hoch über den Häusern, bei Tannen, Blumen und scheuen Rehen eine Stunde lang die Stadt umkreist.[22]

(A + B) Die Bücherstube brachte in den 1950er Jahren erstmals einen kommentierten Stadtplan von Wasserburg heraus. Bei dem hier gezeigten Exemplar handelt es sich bereits um die dritte Auflage aus dem Jahr 1958. Von Bayer stammte der in Grün-Blau-Rot kolorierte Plan. In einem Zeitungsartikel heißt es hierzu: In übersichtlicher Form sind die Sehenswürdigkeiten, Kirchen, Aemter, Behörden und sonstigen wichtigen Gebäuden eingetragen[23]. Der Volkskundler Erwin Richter, welcher den Text für das Prospekt verfasste, kommentierte Bayers Plan wie folgt:

Etwas von der traumhaften Stimmung dieses nachhaltigen Erlebnisses ist in den von Künstlerhand gezeichneten Uebersichtsplan in der Draufsicht hineingebrannt. Dieser Plan und die kleine Einführung sollen dazu dienen, einmal ein baldiges Sichauskennen in Wasserburg zu ermöglichen, aber auch das Erleben dieser Stadt nach jeder Richtung hin zu erleichtern und schließlich nicht zuletzt die Erinnerung an die geschaute Schönheit schnell heraufzubeschwören.[24] 

(A + B) Bayer fertigte zahlreiche Zeichnungen von Wasserburger Stadtansichten an. Dabei ist sein künstlerisches Spektrum breit angesiedelt, wie hier zum Beispiel mit einer klassischen, sehr detailgenauen Kohlezeichnung oder auch der stilisierten Aquarellzeichnung eines Treidelzugs vor Wasserburger Kulisse. Von einigen Entwürfen liegen gedruckte Vervielfältigungen – teilweise auch als Postkarten – vor.
(C + D) Ein großer Teil der von Bayer gefertigten Wasserburg-Zeichnungen ist in weihnachtlicher bzw. winterlicher Szenerie angesiedelt – hier gibt es wie zu erwarten mehrere Postkarten-Ausführungen. Hier reicht die künstlerische Bandbreite von romantisch angehauchten zu klaren grafischen Szenenbildern, wobei Bayer es durchwegs bei allen gelingt eine atmosphärische sowie authentische Stimmung zu erzeugen. So zeugen die mit Schnee bedeckten bunten Gebäude der Burg, St. Jakob und Häuser direkt am Inn von einer reduzierten, dabei allerdings sehr lebhaften Formensprache. Die lediglich in Weiß und Blau gehaltene Postkarte ist farblich diskreter, jedoch im Detail verspielter: In winterlich pittoresker Ästhetik fügt sich das Sparkassengebäude mit der Frauenkirche sowie den Personen und nicht zuletzt den Turmbläsern sowie dem Sternenhimmel zu einem stimmungsvollen Gesamtbild zusammen.

Plakate

(A + B) Im Bestand des Stadtarchivs befinden sich zahlreiche Plakate sowie Entwürfe für Plakatgestaltungen, die Hugo Bayer während seiner beruflichen Tätigkeit ausführte. Bereits 1949, kurz nach seinem Berufsstart als freiberuflicher Grafiker, gestaltete er sowohl das Plakat für das Heimatfest als auch das Bürgerspiel in Wasserburg, welches im Rahmen des Stadtfestes stattfand. Für ersteres gewann er in einem Plakatwettbewerb den ersten Platz.[25]
Das Plakat für das Heimatfest (A) zeigt eine schwarze Wasserburger Stadtkulisse mit blauem blockartig skizzierten Inn in der Art eines Scherenschnittes. Dahinter erhebt sich der Wasserburger Löwe, der zwei Bänder in der Luft wirbelt. Dabei wird das bewegte Spiel des Löwen und die statische Szenerie der Stadtgebäude in ein harmonisches Spannungsverhältnis gebracht. Der Schriftzug Heimatfest Wasserburg a. Inn ist in Fraktur gestaltet und folgt somit einer konventionellen Typologie.
Dieselbe Schriftart ist ebenfalls auf dem Plakat für das Bürgerspiel (B) zu finden, das auch in der übrigen Gestaltung in sehr ähnlicher Weise aufgebaut ist: im Hintergrund stilisiert und statisch die Umrisse des Wasserburger Rathauses, davor eine bewegte Szene mit zwei Soldaten, die eine Frau abführen. Die Wiedergabe der Personen folgt im Gegensatz zum dezenten Hintergrund einer kräftigen Formensprache – massive Körper mit überdimensionierten Gliedmaßen und grobschlächtigen Gesichtszügen bei den beiden in Grau gehaltenen Männern sowie als Gegenpart die zartere Figur der Frau, die allerdings durch ihre rote Farbgebung gegenüber den beiden Männern in der Gruppe dominiert. So steht der vermeintlichen Übermacht der Soldaten die vermeintliche Schwäche der Frau gegenüber und wird damit in Frage gestellt.
(C) Hugo Bayer gestaltete die Plakate für das Wasserburger Frühlingsfest über einen langen Zeitraum – stilgebend sind hier vor allem die Blumen, für welche normalerweise ein Maßkrug der Wasserburger Grein-Brauerei als Vase dient. Auf dem Plakat für das Frühlingsfest aus dem Jahr 1958 wählte Bayer eine etwas andere Gestaltungsweise: Der Maßkrug ist lebendig geworden. Den Bierschaum ziert ein Gesicht sowie ein Trachtenhut mit den Frühlingsfest-Blumen. Mit dem Henkel als Arm hält der anthropomorphe Bierkrug eine Trompete, in die er hineinbläst. Eine Plakette verweist auf das parallel in Wasserburg stattfindende 2. Oberbayerische Bundesmusikfest, dessen Plakatgestaltung ebenfalls von Bayer stammte.
(D) Unter dem Motto Eltern! Wißt Ihr, was Eure Kinder lesen? klärte Frau Professor Hemmer besorgte Eltern am 17. Oktober 1956 im Fletzinger-Saal über die Gefahren von verdächtiger Lektüre auf – womit vor allem Comics gemeint waren, die damals als nicht-adäquater Lesestoff mitunter heftigst bekämpft wurden. Studienprofessorin Luise Hemmer war in den 1940er Jahren die erste weibliche Schulleiterin des Wasserburger Luitpold-Gymnasiums[26] und mit Sicherheit für Eltern eine anerkannte Autorität auf diesem Gebiet. Das den Aufklärungsvortrag bewerbende Plakat von Hugo Bayer illustriert das vermeintliche Risiko des Konsums von Comics und ähnlichem Schriftwerk auf nicht gerade subtile Weise: Ein Kind hält eine Zeitschrift – kein Buch! – in der Hand. Aus dieser entspringt eine grüne Schlange, deren Kopf und lange Zunge sich direkt auf den Kopf des Kindes zubewegen. Somit ist durch die eindeutig lesbare Symbolik der giftigen Schlange die Gefährdung für die geistige Gesundheit des Kindes deutlich suggeriert. Vor allem aus kulturhistorischer Sicht ist das Plakat und seine Botschaft heute von großem Interesse.
(E) Beispiel für einen Plakatentwurf für Werbung von Bruckbräu, Zeichnung auf Karton.

Kalligrafie

(A – C) Hugo Bayers Talent beschränkte sich nicht nur auf grafisches und malerisches Zeichnen, sondern erstreckte sich auch in das Gebiet der Kalligrafie. Seine kalligrafischen Studienzeichnungen und Entwürfe zeugen davon, dass es sich bei der Schriftsetzung um eine ebenso künstlerische Ausdrucksweise handelt. Im Bestand des Stadtarchivs befinden sich diverse solcher Übungsstücke. Seine Fertigkeit setzte Bayer in allen seinen Tätigkeitsbereichen ein, etwa in der Gestaltung seiner religiösen Andachtsbildchen und Postkarten, in der Fertigung für Urkunden, aber auch im Werbe- und Produktdesign.

Wappen und Urkunden

(A) Hugo Bayer betätigte sich auch in der Gestaltung von Wappen, wie hier zum Beispiel für die Gemeinde Winhöring im Landkreis Altötting im Jahr 1955. Das Bayerische Hauptstaatsarchiv bewertete die Gestaltung wie folgt:

Der Entwurf (...) zum neuen Wappen der Gemeinde Winhöring ist ansprechend und enthält im allgemeinen auch keine Verstöße gegen die heraldischen Regeln. (...) Die drei roten Rosen auf silbernen Grund als Stammwappen der Grafen von Toerring zu Winhöring erinnern im Wappen der Gemeinde an die Ortsgeschichte. (...) Die Zusammenstellung der Sinnbilder für Handwerk (Winkel), Landwirtschaft (Kornähren) und Industrie (halbes Zahnrad) wirkt recht gut. Durch die Wappenfarben Weiß (Silber) und Blau wird auf die Landeszugehörigkeit angespielt.[27]

(B) Entwurfszeichnung für die Wappengestaltung der Chiemsee-Inseln. Ob es zu einer Ausführung kam, ist leider nicht bekannt.
(C + D) Das 1. Bezirksmusikfest des Oberbayerischen Volksmusikbundes fand vom 6. bis 8 August 1955 in Wasserburg statt. Hugo Bayer übernahm sowohl die Plakat-, Festabzeichen- als auch Urkundengestaltung. Letztere ist in einem Türkis-Ton gehalten und zeigt die Wasserburg-Kulisse mit Blick auf Brucktor, Rote Brücke und St. Jakob im Hintergrund. Auf der Urkunde des 2. Bezirksmusikfestes, das vom 30. Mai bis 2. Juni 1958 während des Frühlingsfestes veranstaltet wurde, variierte Bayer seine frühere Darstellungsweise, indem er die zeichnerische Wasserburg-Kulisse in eine grafisch-geometrischere Formensprache überführte. Zudem akzentuierte er die formenhaftere und kompaktere Setzung der Gebäude anhand grauer und roter Farbflächen und verband diese ferner mit einem wappenartigen Emblem, welches den Wasserburger Löwen mit einer Trompete zeigt. Mag diese neue Umsetzung moderner interpretiert werden, bricht dieser Eindruck mit der goldfarbenen, an einen Lorbeerkranz erinnernden Umrahmung sowie dem weniger auffälligen Beige des Papiers.

Druckplatten

Im Bestand des Stadtarchivs befinden sich einige Druckplatten für Linol- und Holzschnitte, die Hugo Bayer in Handarbeit selbst anfertigte. Diese Kunsttechnik war das Fundament seiner grafischen Gestaltungsarbeit und zeigt somit anschaulich die Arbeitsweise eines Grafikers und Künstlers in der vordigitalen Zeit.

(A) Die Linolplatte ist Vorlage für die Abbildung eines Landler tanzenden Paares. Hervorzuheben ist hierbei die schöne akzentuierte Gestaltung der Tracht.
(B) Von vorliegendem Holzschnitt sind einige Abdrucke im Bestand des Stadtarchivs zu finden. Zu sehen ist eine Madonna mit Kind, welche ihren Mantel schützend über Wasserburg spannt, wobei die Stadt fast als Bestandteil des Kleidungsstoffes erscheint. Sowohl bei Tag als auch bei Nacht wacht Maria über die Halbinsel – symbolisiert auf der rechten Seite durch Mond und Sterne sowie auf der linken Seite durch Sonne und Wölkchen. Die untere Bildhälfte wirkt dicht und kompakt – fest eingehüllt in den Schutz des Mantels. Die obere Bildhälfte hingegen ist luftig und lediglich akzentuiert durchsetzt mit den Himmelskörpern – die Konzentration liegt auf der besonders liebevoll gestalteten Figur der umsorgenden Mutter Gottes.



Empfohlene Zitierweise:

Stephanie Utschig, Hugo Bayer, publiziert am 20.06.2023 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Hugo_Bayer (29.03.2024)
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  1. Haupt, Meggle-Kleeblatt.
  2. Haupt, Meggle-Kleeblatt.
  3. Vonau, Kleeblatt weltberühmt.
  4. Berufs-Bestätigung des Kunstverbands bildender Künstler München, ausgestellt am 17.05.1946, StadtA Wasserburg a. Inn, VI6055.
  5. Aus Aufzeichnungen im Jahr 1945, StadtA Wasserburg a. Inn, VI6056.
  6. Ausschnitt aus einem Jahresbericht einer Wasserburger Schule aus dem Schuljahr 1948/49, StadtA Wasserburg a. Inn, VI6055.
  7. Vonau, Kleeblatt weltberühmt.
  8. Englbrecht, Meggle, 30.
  9. Vonau, Kleeblatt weltberühmt./ o.V., 50 Jahre Graphik Bayer.
  10. Fachschule Werbung u. Gestaltung Berlin.
  11. Aus Aufzeichnungen im Jahr 1945, StadtA Wasserburg a. Inn, VI6056.
  12. Aus Aufzeichnungen im Jahr 1945, StadtA Wasserburg a. Inn, VI6056.
  13. Vonau, Kleeblatt weltberühmt.
  14. Vonau, Kleeblatt weltberühmt.
  15. Englbrecht, Meggle, 30.
  16. Meggle Group.
  17. Meggle Group.
  18. Meggle Group.
  19. Vonau, Kleeblatt weltberühmt.
  20. redaktionelle Anmerkung: Mit dem Bauerlogo sei die Werbewirkung und Aussage "Milch hält fit" intendiert bzw. verknüpft gewesen. (Telefonische Mitteilung von Herrn Werner Rieger, dessen Vater Chef der Frischeproduktion bei der Fa. Bauer war).
  21. Zeitungsartikel Neuer Ortsprospekt stellt Stadtrat Wasserburg vor und Entscheidung über den neuen Ortsprospekt gefallen, StadtA Wasserburg a. Inn, VI6043.
  22. Ortsprospekt Wasserburg am Inn – Die Stadt des Mittelalters, StadtA Wasserburg a. Inn, VI6043.
  23. Zeitungsartikel Neuer Übersichtsplan, StadtA Wasserburg a. Inn, VI6043.
  24. Zeitungsartikel Neuer Übersichtsplan, StadtA Wasserburg a. Inn, VI6043.
  25. Zeitungsartikel Der Preisträger im Plakatwettbewerb, StadtA Wasserburg a. Inn, VI6049.
  26. Duczek, Luitpoldiana.
  27. Schreiben des Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München an den Gemeinderat Winhöring vom 07.06.1955, StadtA Wasserburg a. Inn, VI6049.