Marienplatz: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach dem ursprünglich im Zentrum des ''Marktplatzes'' befindlichen gusseisernen Marienbrunnen benannt, welcher 1861 errichtet wurde. Seitdem wurde der Platz in freier Kommunikation häufig ''Marienplatz'' genannt, trotz eines älteren hergebrachten Namens. In der frühren Neuzeit belegbar ab 1516, hieß er ''der Platz, auf dem Platz'' oder ''am Platz (Stitzingers haus am Platz, 1572)'' bis 1833 ''Platz''. Nach dem großen Stadtbrand 1339 entwickelte sich die heutigen Gestalt des ''Marktplatzes'' an Frauenkirche und Rathaus (1457-1459 Neubau des Rathauses durch den Wasserburger Baumeister Jörg Tünzl, der Brothaus, Waage, Kornschranne, Ratsstube und Tanzsaal umfasste) sowie anliegenden Häusern wohlhabender Bürger. Zentrum des Hauptplatzes der Stadt war der frühere Schrannenplatz als Getreidemarkt oder allgemeine ''Marktplatz'' (u.a. beispielsweise 1520 ein Fischmarkt belegt, im Grundriss 1615 explizit nach der hauptsächlichen Nutzung bezeichnet: ''Auf dem Marckht''). Eine erste amtliche Benennung durch Magistratsbeschluss vom 18.05.1914 begründete in Anlehnung an die historische Überlieferung die Bezeichnung ''Stadtplatz'', die sich allerdings im Sprachgebrauch der Bürger nicht durchsetzen konnte. 1927 entschied der Stadtrat daher, die überlieferte Bezeichnung ''Auf dem Platz'' als offiziellen <nowiki>Straßennamen</nowiki> wieder einzuführen. Dagegen regte sich allerdings massiver Widerstand in der Bevölkerung. Eingaben, Leserbriefe im Wasserburger Anzeiger, sogar öffentliche Zettelanschläge, die den Stadtrat mit dem damaligen Bürgermeister Winter beschimpften, forderten die Erhaltung des sprachlich-gebrauchten Namens ''Marienplatz'', der schließlich auch wieder eingeführt wurde. Dieser Vorgang ist einer der seltenen Fälle, der zum einen die administrative Zuständigkeit der Stadt Wasserburg in Straßenbenennungen vor 1950 umfangreicher erkennen lässt und gleichzeitig die inhaltlich-strittige Auseinandersetzung des seit 1919 von den Bürgern in allgemeiner, gleicher, freier, unmittelbarer und geheimer Verhältniswahl gewählten Stadtrates mit Fragen der Straßenbenennung festhält. 1937-1945 propagandistische Zwangsumbenennung durch den NS-Unrechtsstaat in ''Adolf-Hitler-Platz''. Rücknahme sämtlicher nationalsozialistischer Straßenbenennungen nach dem Kriegsende 1945.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Haupt, Straßennamen|Haupt, Straßennamen]], 52-53.</ref>
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Nach dem ursprünglich im Zentrum des ''Marktplatzes'' befindlichen gusseisernen Marienbrunnen benannt, welcher 1861 errichtet wurde. Seitdem wurde der Platz in freier Kommunikation häufig ''Marienplatz'' genannt, trotz eines älteren hergebrachten Namens. In der frühen Neuzeit belegbar ab 1516, hieß er ''der Platz, auf dem Platz'' oder ''am Platz (Stitzingers haus am Platz, 1572)'' bis 1833 ''Platz''. Nach dem großen Stadtbrand 1339 entwickelte sich die heutigen Gestalt des ''Marktplatzes'' an Frauenkirche und Rathaus (1457-1459 Neubau des Rathauses durch den Wasserburger Baumeister Jörg Tünzl, der Brothaus, Waage, Kornschranne, Ratsstube und Tanzsaal umfasste) sowie anliegenden Häusern wohlhabender Bürger. Zentrum des Hauptplatzes der Stadt war der frühere Schrannenplatz als Getreidemarkt oder allgemeine ''Marktplatz'' (u.a. beispielsweise 1520 ein Fischmarkt belegt, im Grundriss 1615 explizit nach der hauptsächlichen Nutzung bezeichnet: ''Auf dem Marckht''). Eine erste amtliche Benennung durch Magistratsbeschluss vom 18.5.1914 begründete in Anlehnung an die historische Überlieferung die Bezeichnung ''Stadtplatz'', die sich allerdings im Sprachgebrauch der Bürger nicht durchsetzen konnte. 1927 entschied der Stadtrat daher, die überlieferte Bezeichnung ''Auf dem Platz'' als offiziellen <nowiki>Straßennamen</nowiki> wieder einzuführen. Dagegen regte sich allerdings massiver Widerstand in der Bevölkerung. Eingaben, Leserbriefe im Wasserburger Anzeiger, sogar öffentliche Zettelanschläge, die den Stadtrat mit dem damaligen Bürgermeister Winter beschimpften, forderten die Erhaltung des sprachlich-gebrauchten Namens ''Marienplatz'', der schließlich auch wieder eingeführt wurde. Dieser Vorgang ist einer der seltenen Fälle, der zum einen die administrative Zuständigkeit der Stadt Wasserburg in Straßenbenennungen vor 1950 umfangreicher erkennen lässt und gleichzeitig die inhaltlich-strittige Auseinandersetzung des seit 1919 von den Bürgern in allgemeiner, gleicher, freier, unmittelbarer und geheimer Verhältniswahl gewählten Stadtrates mit Fragen der Straßenbenennung festhält. 1937-1945 propagandistische Zwangsumbenennung durch den NS-Unrechtsstaat in ''Adolf-Hitler-Platz''. Rücknahme sämtlicher nationalsozialistischer Straßenbenennungen nach dem Kriegsende 1945.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Haupt, Straßennamen|Haupt, Straßennamen]], 52-53.</ref>
  
  
 
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Aktuelle Version vom 7. Juni 2019, 11:53 Uhr

Autor: Matthias Haupt
Marienplatz Straßennamen

Marienplatz, 2016.

Nach dem ursprünglich im Zentrum des Marktplatzes befindlichen gusseisernen Marienbrunnen benannt, welcher 1861 errichtet wurde. Seitdem wurde der Platz in freier Kommunikation häufig Marienplatz genannt, trotz eines älteren hergebrachten Namens. In der frühen Neuzeit belegbar ab 1516, hieß er der Platz, auf dem Platz oder am Platz (Stitzingers haus am Platz, 1572) bis 1833 Platz. Nach dem großen Stadtbrand 1339 entwickelte sich die heutigen Gestalt des Marktplatzes an Frauenkirche und Rathaus (1457-1459 Neubau des Rathauses durch den Wasserburger Baumeister Jörg Tünzl, der Brothaus, Waage, Kornschranne, Ratsstube und Tanzsaal umfasste) sowie anliegenden Häusern wohlhabender Bürger. Zentrum des Hauptplatzes der Stadt war der frühere Schrannenplatz als Getreidemarkt oder allgemeine Marktplatz (u.a. beispielsweise 1520 ein Fischmarkt belegt, im Grundriss 1615 explizit nach der hauptsächlichen Nutzung bezeichnet: Auf dem Marckht). Eine erste amtliche Benennung durch Magistratsbeschluss vom 18.5.1914 begründete in Anlehnung an die historische Überlieferung die Bezeichnung Stadtplatz, die sich allerdings im Sprachgebrauch der Bürger nicht durchsetzen konnte. 1927 entschied der Stadtrat daher, die überlieferte Bezeichnung Auf dem Platz als offiziellen Straßennamen wieder einzuführen. Dagegen regte sich allerdings massiver Widerstand in der Bevölkerung. Eingaben, Leserbriefe im Wasserburger Anzeiger, sogar öffentliche Zettelanschläge, die den Stadtrat mit dem damaligen Bürgermeister Winter beschimpften, forderten die Erhaltung des sprachlich-gebrauchten Namens Marienplatz, der schließlich auch wieder eingeführt wurde. Dieser Vorgang ist einer der seltenen Fälle, der zum einen die administrative Zuständigkeit der Stadt Wasserburg in Straßenbenennungen vor 1950 umfangreicher erkennen lässt und gleichzeitig die inhaltlich-strittige Auseinandersetzung des seit 1919 von den Bürgern in allgemeiner, gleicher, freier, unmittelbarer und geheimer Verhältniswahl gewählten Stadtrates mit Fragen der Straßenbenennung festhält. 1937-1945 propagandistische Zwangsumbenennung durch den NS-Unrechtsstaat in Adolf-Hitler-Platz. Rücknahme sämtlicher nationalsozialistischer Straßenbenennungen nach dem Kriegsende 1945.[1]


Empfohlene Zitierweise:
Matthias Haupt, Marienplatz, publiziert am 07.06.2019 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Marienplatz (19.04.2024)