Pfarrhof: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Lexikon Wasserburg
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(Baubeschreibung)
Zeile 43: Zeile 43:
 
== Baubeschreibung ==
 
== Baubeschreibung ==
  
Der Pfarrhof (alte Hausnummer 99) ist ein mächtiges, etwa in Ost-West-Richtung orientiertes rechteckiges Gebäude mit zwei Vollgeschossen über einem hohen Sockel, hinter dem sich der Keller verbirgt, und einem hohen, steilen Krüppelwalmdach. Der Haupteingang liegt in der Mitte der Südseite, dahinter liegt eine mittige Erschließung in Nord-Süd-Richtung. Die unterschiedliche Form der Kellergewölbe - im östlichen und mittleren Teil ein verputztes vierjochiges Kreuzgratgewölbe mit einem mächtigen Mittelpfeiler und gefasten Gurtbögen, im westlichen Teil zwei unverputzte Tonnengewölbe aus Ziegeln in Ost-West-Richtung - lässt vermuteten, dass der mittlere und östliche Teil des Kellers noch aus der Zeit vor 1496/97 stammt. Ansonsten ist der Bau weitestgehend noch im Zustand von 1496/97 erhalten: im Erd- und Obergeschoss jeweils mit einem Saal im Südwesten, mit einem beide Geschosse übergreifenden Bodenerker an der Südseite und beschnitzten Balken-Bohlendecken über Unterzügen. Die meisten übrigen Räume in den beiden Geschossen besitzen einfache Balken-Bohlen-Decken, der südöstliche Raum im Erdgeschoss eine beschnitzte Decke in der Art der Saaldecken, nur die beiden östlichen Räume im Obergeschoss jüngere Kassettendecken des 17. Jahrhunderts. Ein Raum nördlich des Saals im Erdgeschoss weist schließlich ein Tonnengewölbe auf, es handelt sich wohl um die frühere Küche.
+
Der Pfarrhof (alte Hausnummer 99) ist ein mächtiges, etwa in Ost-West-Richtung orientiertes rechteckiges Gebäude mit zwei Vollgeschossen über einem hohen Sockel, hinter dem sich der Keller verbirgt, und einem hohen, steilen Krüppelwalmdach. Der Haupteingang befindet sich in der Mitte der Südseite, dahinter liegt eine mittige Erschließung in Nord-Süd-Richtung. Die unterschiedliche Form der Kellergewölbe - im östlichen und mittleren Teil ein verputztes vierjochiges Kreuzgratgewölbe mit einem mächtigen Mittelpfeiler und gefasten Gurtbögen, im westlichen Teil zwei unverputzte Tonnengewölbe aus Ziegeln in Ost-West-Richtung - lässt vermuteten, dass der mittlere und östliche Teil des Kellers noch aus der Zeit vor 1496/97 stammt. Ansonsten ist der Bau weitestgehend noch im Zustand von 1496/97 erhalten: im Erd- und Obergeschoss jeweils mit einem Saal im Südwesten, mit einem beide Geschosse übergreifenden Bodenerker an der Südseite und beschnitzten Balken-Bohlendecken über Unterzügen. Die meisten übrigen Räume in den beiden Geschossen besitzen einfache Balken-Bohlen-Decken, der südöstliche Raum im Erdgeschoss eine beschnitzte Decke in der Art der Saaldecken, nur die beiden östlichen Räume im Obergeschoss jüngere Kassettendecken des 17. Jahrhunderts. Ein Raum nördlich des Saals im Erdgeschoss weist schließlich ein Tonnengewölbe auf, es handelt sich wohl um die frühere Küche.
  
 
== Quellen ==
 
== Quellen ==

Version vom 30. Januar 2021, 16:56 Uhr

Autor: Gerald Dobler

Pfarrhof (Kirchhofplatz 5)

Einführung

Pfarrhof, Ansicht von Süden.

Ein Pfarrhaus ist wohl bereits bald nach der Ausstattung von St. Jakob mit "halbpfarrlichen Rechten" 1255 zu erwarten, ein Absteigequartier für den Abt und die Patres aus Attel, die Wasserburg zuvor betreuten, bereits weit früher, mit der anzunehmenden Errichtung einer ersten Kirche bald nach der Verlegung des Grafensitzes von Limburg auf die Wasserburg im frühen 12. Jahrhundert und der damit verbundenen Umsiedlung der Einwohner Limburgs nach Wasserburg.

Geschichte / Baugeschichte

Ein Pfarrhof wird zum ersten Mal 1416 in einer Kaufurkunde zum Nachbargebäude erwähnt. [1] 1496/97 erfolgte ein Neubau (Ziegelbau) unter der Leitung Wolfgang Wisers. [2] 1592 erneuerte der Maler Christoph Faber einen Wappenlöwen, ob an einer Wand oder an einem Ausstattungsteil, ist nicht bekannt. [3] 1604 wurde ein Brunnen gebaut, für den die restlichen Steine aus dem Bau des Salzstadels Verwendung finden sollten. [4] 1626 wird eine "cammer des obern stübels an den saal" erwähnt, die die Corporis Christi-Bruderschaft innehatte und in der sie zumindest einen Teil ihres Archives verwahrte. [5] 1630 wurde ein Bad eingerichtet. [6] 1812 erfolgten Reparaturen am Pfarrhof für 400 fl. 26 x. Dabei wurden Zimmer für die beiden Hilfspriester hergestellt. [7] 1843 wurde der Pfarrhof renoviert. [8] 1905 war eine Trockenlegung des Pfarrhofs und der Einbau von Toiletten geplant. [9] 1951 erfolgte ein größerer Umbau des Pfarrhofs, bei dem zwei Mansardwohnungen für die beiden Kooperatoren ausgebaut wurden, [10] 1952/53 folgten Umbauten im Keller des Pfarrhofes, [11] 1957 offenbar eine Außenrenovierung. [12] 1961 baute man einen Tank und eine unterirdischen Leitung für die Heizung der Pfarrkirche ein, 1975 wurde der Heizkanal neu angelegt. [13]

Pfarrhof, Saal im 1. Obergeschoss, Blick Richtung Südwesten.

Baubeschreibung

Der Pfarrhof (alte Hausnummer 99) ist ein mächtiges, etwa in Ost-West-Richtung orientiertes rechteckiges Gebäude mit zwei Vollgeschossen über einem hohen Sockel, hinter dem sich der Keller verbirgt, und einem hohen, steilen Krüppelwalmdach. Der Haupteingang befindet sich in der Mitte der Südseite, dahinter liegt eine mittige Erschließung in Nord-Süd-Richtung. Die unterschiedliche Form der Kellergewölbe - im östlichen und mittleren Teil ein verputztes vierjochiges Kreuzgratgewölbe mit einem mächtigen Mittelpfeiler und gefasten Gurtbögen, im westlichen Teil zwei unverputzte Tonnengewölbe aus Ziegeln in Ost-West-Richtung - lässt vermuteten, dass der mittlere und östliche Teil des Kellers noch aus der Zeit vor 1496/97 stammt. Ansonsten ist der Bau weitestgehend noch im Zustand von 1496/97 erhalten: im Erd- und Obergeschoss jeweils mit einem Saal im Südwesten, mit einem beide Geschosse übergreifenden Bodenerker an der Südseite und beschnitzten Balken-Bohlendecken über Unterzügen. Die meisten übrigen Räume in den beiden Geschossen besitzen einfache Balken-Bohlen-Decken, der südöstliche Raum im Erdgeschoss eine beschnitzte Decke in der Art der Saaldecken, nur die beiden östlichen Räume im Obergeschoss jüngere Kassettendecken des 17. Jahrhunderts. Ein Raum nördlich des Saals im Erdgeschoss weist schließlich ein Tonnengewölbe auf, es handelt sich wohl um die frühere Küche.

Quellen

StadtA Wasserburg a. Inn, I1a48.
StadtA Wasserburg a. Inn, II948.
StadtA Wasserburg a. Inn, I2b166.
StadtA Wasserburg a. Inn, II726.
StadtA Wasserburg a. Inn, V620.
Kirmayer, Chronik.
Nadler, St. Jakob.


Empfohlene Zitierweise:

Gerald Dobler, Pfarrhof, publiziert am 30.01.2021 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Pfarrhof (28.03.2024)
Creative Commons Lizenzvertrag. Lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

  1. StadtA Wasserburg a. Inn, I1a48 Kaufurkunde, 19.7.1405: ihr Haus und Hofstatt in Wasserburg, welches zwischen dem Pfarrhaus St. Jakob und dem Haus des Abtes am Friedhof von St. Jakob liegt.
  2. Nadler, St. Jakob, 83f., unter Berufung auf StadtA Wasserburg a. Inn, I2c22, Kirchenrechnung 1496 und StadtA Wasserburg a. Inn, I2c23, Kirchenrechnung 1497; Kirmayer, Chronik, Bd. 1, 1496 u. 97, unter Verweis auf Wasserburger Anzeiger 1884 Nr. 27; Kirmayer, Chronik, Bd. 24, 144. Peter v. Bomhard datierte das Gebäude in der heutigen Gestalt nach Kirmayer in das 16. oder frühe 17. Jh. Die Denkmalliste gibt um 1496 an.
  3. Nadler, St. Jakob, 102, unter Berufung auf StadtA Wasserburg a. Inn, I2c74, Kirchenrechnung 1592.
  4. StadtA Wasserburg a. Inn, II948.
  5. StadtA Wasserburg a. Inn, I2b166.
  6. Nadler, St. Jakob, 125, unter Berufung auf die Kirchenrechnung 1633.
  7. StadtA Wasserburg a. Inn, II726, Schreiben vom 16.2.1813.)
  8. Kirmayer, Chronik, Bd. 1, 1843, 14. Juni, unter Verweis auf Hübschmann "Schreibkalender 1843".
  9. Kirmayer, Chronik, Bd. 1, 1905, 21. Dezember, unter Verweis auf Wasserburger Anzeiger 1905 Nr. 146.
  10. Kirmayer, Chronik, Bd. 24, 144.
  11. StadtA Wasserburg a. Inn, V620.
  12. Kirmayer, Chronik, Bd. 4, 16.5.1957.
  13. Nadler, St. Jakob, 32f., 336, 341.