Ponschabaustraße: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Lexikon Wasserburg
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
(19 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 6: Zeile 6:
 
<iframe key='geoportal' path='https://geoportal.bayern.de/bayernatlas/embed.html?lang=de&topic=ba&bgLayer=atkis&catalogNodes=11,122&E=740157.05&N=5327554.76&zoom=11' width='400' height='300' frameborder='0' style='border:0'></iframe>
 
<iframe key='geoportal' path='https://geoportal.bayern.de/bayernatlas/embed.html?lang=de&topic=ba&bgLayer=atkis&catalogNodes=11,122&E=740157.05&N=5327554.76&zoom=11' width='400' height='300' frameborder='0' style='border:0'></iframe>
  
Bei dem <nowiki>Straßennamen</nowiki> Ponschabaustraße handelt es sich um eine traditionsbewahrende, an den ursprünglichen Flur- und Ortsnamen ''Ponschabau'' erinnernde Richtungsanzeige. Der Flurname bezeichnete diejenige ''Au'', welche im 19. Jahrhundert dem Brauer Andreas Ponschab gehörte und somit die dem Inn nahen Grundstücke im Umfeld des heutigen Innwerk- und Staustufenbereichs mit Innwerksiedlung und Berufsschule. Die Ponschabau ist Teil des Burgerfeldes, dessen viel älterer Name erstmals 1405 mit Verleihung des Burgerfeldes und des Dobels an die Stadt im Stadtarchiv erwähnt ist.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, I1c3|StadtA Wasserburg a. Inn, I1c3]].</ref>
+
[[Datei:Ponschabaustraße-V1740-einzeichnung.jpg|mini|Gegenüberstellung eines Ausschnitts aus dem Urmesstischblatt 1854/1855 unverändert (oben) und Ausschnitt mit Kenntlichmachung der Flur [Ponschab-]''Au'' (blau) sowie des historischen Weges (rot), welcher von der Rosenheimer Straße in die [Ponschab]-''Au'' bis nach Urfahrn führt (unten).]]
 +
 
 +
Bei dem <nowiki>Straßennamen</nowiki> Ponschabaustraße handelt es sich um eine traditionsbewahrende, an den ursprünglichen Flur- und Ortsnamen ''Ponschabau'' erinnernde Richtungsanzeige - der Weg/die Straße, welche/r in die Ponschabau führt. Der Flurname bezeichnete diejenige ''Au'', welche im 19. Jahrhundert der Brauerfamilie Andreas Ponschab gehörte. Hiermit waren dem Inn nahe Grundstücke im Umfeld des heutigen Innwerk-, Staustufen- und Stauseebereichs mit Innwerksiedlung und Berufsschule bis hin zur Einöde Urfahrn gemeint. Die Ponschabau ist Teil des Burgerfeldes, dessen viel älterer Name erstmals 1405 mit Verleihung des Burgerfeldes und des Dobels an die Stadt erwähnt ist.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, I1c3|StadtA Wasserburg a. Inn, I1c3]].</ref> Der Flurname ist auch alleinstehend als ''Au'' ohne den besitzanzeigenden Familiennamen Ponschab im Urmesstischblatt 1854/1855 nachzuweisen.<ref>Urmesstischblatt 1854/1855, Wasserburg a. Inn, S.0.IV.21, [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, V1740|StadtA Wasserburg a. Inn, V1740]].</ref>
  
 
[[Datei:Ponschabaustraße-PkS-Ia5b.jpg|mini|Blick auf das noch weitgehend unbebaute Burgerfeld und in die Ponschabau, um 1917.]]
 
[[Datei:Ponschabaustraße-PkS-Ia5b.jpg|mini|Blick auf das noch weitgehend unbebaute Burgerfeld und in die Ponschabau, um 1917.]]
Zeile 12: Zeile 14:
 
Die [[Altstadt,_Burgerfeld,_Wuhr/Tegernau|planmäßige Erschließung des unteren Burgerfeldes]] mit Innwerk und Innwerksiedlung erfolgte von der Rosenheimer Straße aus westlich über den Klosterweg und die Ponschabaustraße sowie kleinere Verbindungsstraßen in den Jahren 1918 bis 1939. Für die amtliche Straßennamenfestsetzung gibt es keinen urkundlichen Beleg. Im Zuge der Siedlungserschließung sah der Stadtrat offensichtlich nur Bedarf, die hier neu herzustellenden Verbindungsstraßen zu benennen und respektierte somit stillschweigend die bereits geprägte und überlieferte Bezeichnung der ''Ponschabau''.<ref>''Die Straße zwischen den beiden Reihenhäusern am Burgerfeld soll mit Rücksicht auf die an dieser Stelle einsetzende Bautätigkeit bis zum Verbindungssträßchen zwischen Ponschabau und Rosenheimerstraße verlängert […] werden.'' Stadtratssitzung vom 27.3.1924, [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, II3104|StadtA Wasserburg a. Inn, II3104]], Beschluss-Nr. 23.</ref>
 
Die [[Altstadt,_Burgerfeld,_Wuhr/Tegernau|planmäßige Erschließung des unteren Burgerfeldes]] mit Innwerk und Innwerksiedlung erfolgte von der Rosenheimer Straße aus westlich über den Klosterweg und die Ponschabaustraße sowie kleinere Verbindungsstraßen in den Jahren 1918 bis 1939. Für die amtliche Straßennamenfestsetzung gibt es keinen urkundlichen Beleg. Im Zuge der Siedlungserschließung sah der Stadtrat offensichtlich nur Bedarf, die hier neu herzustellenden Verbindungsstraßen zu benennen und respektierte somit stillschweigend die bereits geprägte und überlieferte Bezeichnung der ''Ponschabau''.<ref>''Die Straße zwischen den beiden Reihenhäusern am Burgerfeld soll mit Rücksicht auf die an dieser Stelle einsetzende Bautätigkeit bis zum Verbindungssträßchen zwischen Ponschabau und Rosenheimerstraße verlängert […] werden.'' Stadtratssitzung vom 27.3.1924, [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, II3104|StadtA Wasserburg a. Inn, II3104]], Beschluss-Nr. 23.</ref>
  
[[Datei:Ponschabaustraße-VR310.jpg|mini|''Projektierte Siedlung'' [Innwerksiedlung] und Ponschabaustraße im Plan der Stadt Wasserburg a. Inn, ca. 1936.]]
+
[[Datei:Ponschabaustraße-VR310.jpg|mini|''Projektierte Siedlung'' [u.a. Innwerksiedlung] und Ponschabaustraße im Plan der Stadt Wasserburg a. Inn, ca. 1936.]]
 +
 
 +
Schon vor dem Siedlungsbau existierte auch der unbefestigte Weg, der von der Rosenheimer Straße aus in die Ponschabau führte. Der Wegname ''Ponschabauerweg'' ist 1917 nachgewiesen.<ref>''Der Riesenballon 'Venus' machte am Mittwoch mittags 1/2 1 Uhr am Ponschabauerweg eine Zwischenlandung''. <nowiki>Wasserburger Anzeiger</nowiki>, 1917, Nr. 116, zitiert nach [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Kirmayer, Chronik|Kirmayer, Chronik]].</ref> Als ''Ponschabaustraße'' 1927 auch amtlich bezeichnet im Zuge der Hausnummernfestsetzung vom 27. März 1927 mit vier zu diesem Zeitpunkt bestehenden Gebäuden.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, II918|StadtA Wasserburg a. Inn, II918]].</ref><br>
  
Vor dem Siedlungsbau existierte bereits der unbefestigte Weg, der von der Rosenheimer Straße aus in die Ponschabau führte. Der Wegname ''Ponschabauerweg'' ist 1917 nachgewiesen.<ref>''Der Riesenballon 'Venus' machte am Mittwoch mittags 1/2 1 Uhr am Ponschabauerweg eine Zwischenlandung''. <nowiki>Wasserburger Anzeiger</nowiki>, 1917, Nr. 116, zitiert nach [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Kirmayer, Chronik|Kirmayer, Chronik]].</ref> Als ''Ponschabaustraße'' 1927 auch amtlich belegt im Zuge der Hausnummernfestsetzung vom 27.3.1927 mit vier Hausnummern/Gebäuden.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, II918|StadtA Wasserburg a. Inn, II918]].</ref> Der Name geht auf die ursprünglichen Eigentumsverhältnisse zurück. Die Brauerfamilie Ponschab hatte hier im 19. Jahrhundert zahlreiche Grundstücke im Besitz, welche unterschiedlich landwirtschaftlich genutzt wurden oder verpachtet waren. Spätere Besitzer bzw. Erben (vor dem Innwerkbau 1938) waren u.a. die Brauerfamilie Meyer (Meyer-Bräu), womit sich aber ein umgangssprachlich geänderter Namengebrauch, etwa in Meyer-Au, nicht einstellte.
+
Der Name geht auf die ursprünglichen Eigentumsverhältnisse zurück. Die Brauerfamilie Ponschab hatte hier im 19. Jahrhundert die Flur im Besitz, welche unterschiedlich landwirtschaftlich genutzt wurde. Spätere Eigentümer des Geländes (vor dem Innwerkbau 1938) waren u.a. die Brauerfamilie Meyer (Meyer-Bräu), womit sich aber ein umgangssprachlich geänderter Namengebrauch, etwa in Meyer-Au, nicht einstellte.
  
Die dem Familiennamen ''Ponschab'' angefügte Bezeichnung ''Au'' verweist auf das nahe am Inn gelegene Gebiet als ursprünglich wasserreiches, flussnahes Land. Mitte des 19. Jahrhunderts (1855) beantragte Andreas Ponschab Arbeiten zur Trockenlegung dieser innnahen Gebiete der Ponschabau, durch Abtrennung von Altwässern.<ref>Antrag zur Abtrennung des Altwassers unterhalb der oberen Mitterarche durch Andreas Ponschab 1855, [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, II1186|StadtA Wasserburg a. Inn, II1186]].</ref> Die Brauerei Ponschab wurde in der Altstadt, der Salzsenderzeile 12 (später Bruck-Bräu/[Meyer-Bräu])<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, BB 123|StadtA Wasserburg a. Inn, BB 123]].</ref>, bis 1872 betrieben. Erstmals erwähnt ist sie 1835.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Kirmayer, Chronik|Kirmayer, Chronik]], Eintrag 1835, 27. Januar.</ref>
+
Die dem Familiennamen Ponschab angefügte Bezeichnung Au verweist auf das nahe am Inn gelegene Gebiet als ursprünglich wasserreiches, flussnahes Land. Mitte des 19. Jahrhunderts (1855) beantragte Andreas Ponschab Arbeiten zur Trockenlegung dieser Ponschabau, durch Abtrennung von Altwässern.<ref>Antrag zur Abtrennung des Altwassers unterhalb der oberen Mitterarche durch Andreas Ponschab 1855, [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, II1186|StadtA Wasserburg a. Inn, II1186]].</ref> Die Brauerei Ponschab wurde in der Altstadt, der Salzsenderzeile 12 (später Bruck-Bräu/[Meyer-Bräu])<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, BB 123|StadtA Wasserburg a. Inn, BB 123]].</ref>, bis 1872 betrieben. Erstmals erwähnt ist sie 1835.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Kirmayer, Chronik|Kirmayer, Chronik]], Eintrag 1835, 27. Januar.</ref> Das beim Ponschabbräu hergestellte und ausgeschenkte Bier gehörte wohl zu den besseren der Stadt: Nach einer am 28. und 29. April 1853 vorgenommenen Kontrolle des Sommerlagerbieres der 15 Wasserburger Brauereien wurde festgestellt, dass die 4.360 Eimer vom ''Ponschab, Andreas, zitronengelb - gut'' seien.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Kirmayer, Chronik|Kirmayer, Chronik]], Eintrag 1853, 28. April.</ref> Im öffentlichen Raum erinnert heute - neben dem <nowiki>Straßennamen</nowiki> - auch noch ein [[Grabdenkmal,_Nr._147,_Ponschab,_1852|Grabdenkmal]] an die Familie.
  
 
In einem Zeitungsartikel zu den Ergebnissen der Volkszählung und zur Verteilung der Haushaltungen und Religionsverhältnisse aus dem Jahr 1905 wird die ''Ponschab-Au'' als eigener Stadtteil Wasserburgs aufgeführt. Demnach gab es hier zu diesem Zeitpunkt einen einzigen Haushalt mit sechs Bewohnern.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#o.V., Vermischte Nachrichten/Volkszählung|o.V., Vermischte Nachrichten/Volkszählung]].</ref> Heute sind die ehemals freien landwirtschaftlichen, u.a. auch zum Hopfenanbau genutzten Flächen nördlich und südlich der Ponschabaustraße dicht bebaut. Von der Siedlungslage nördlich der Ponschabaustraße leitet sich die umgangssprachliche Bezeichnung des ''unteren Burgerfeldes'' ab, südlich der Ponschabaustraße heißt es ''oberes Burgerfeld''.
 
In einem Zeitungsartikel zu den Ergebnissen der Volkszählung und zur Verteilung der Haushaltungen und Religionsverhältnisse aus dem Jahr 1905 wird die ''Ponschab-Au'' als eigener Stadtteil Wasserburgs aufgeführt. Demnach gab es hier zu diesem Zeitpunkt einen einzigen Haushalt mit sechs Bewohnern.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#o.V., Vermischte Nachrichten/Volkszählung|o.V., Vermischte Nachrichten/Volkszählung]].</ref> Heute sind die ehemals freien landwirtschaftlichen, u.a. auch zum Hopfenanbau genutzten Flächen nördlich und südlich der Ponschabaustraße dicht bebaut. Von der Siedlungslage nördlich der Ponschabaustraße leitet sich die umgangssprachliche Bezeichnung des ''unteren Burgerfeldes'' ab, südlich der Ponschabaustraße heißt es ''oberes Burgerfeld''.

Aktuelle Version vom 18. November 2020, 15:10 Uhr

Autor: Matthias Haupt

Ponschabaustraße Straßennamen (Ortsstraße, Wasserburg a. Inn, statistischer Ortsteil Burgerfeld)

Gegenüberstellung eines Ausschnitts aus dem Urmesstischblatt 1854/1855 unverändert (oben) und Ausschnitt mit Kenntlichmachung der Flur [Ponschab-]Au (blau) sowie des historischen Weges (rot), welcher von der Rosenheimer Straße in die [Ponschab]-Au bis nach Urfahrn führt (unten).

Bei dem Straßennamen Ponschabaustraße handelt es sich um eine traditionsbewahrende, an den ursprünglichen Flur- und Ortsnamen Ponschabau erinnernde Richtungsanzeige - der Weg/die Straße, welche/r in die Ponschabau führt. Der Flurname bezeichnete diejenige Au, welche im 19. Jahrhundert der Brauerfamilie Andreas Ponschab gehörte. Hiermit waren dem Inn nahe Grundstücke im Umfeld des heutigen Innwerk-, Staustufen- und Stauseebereichs mit Innwerksiedlung und Berufsschule bis hin zur Einöde Urfahrn gemeint. Die Ponschabau ist Teil des Burgerfeldes, dessen viel älterer Name erstmals 1405 mit Verleihung des Burgerfeldes und des Dobels an die Stadt erwähnt ist.[1] Der Flurname ist auch alleinstehend als Au ohne den besitzanzeigenden Familiennamen Ponschab im Urmesstischblatt 1854/1855 nachzuweisen.[2]

Blick auf das noch weitgehend unbebaute Burgerfeld und in die Ponschabau, um 1917.

Die planmäßige Erschließung des unteren Burgerfeldes mit Innwerk und Innwerksiedlung erfolgte von der Rosenheimer Straße aus westlich über den Klosterweg und die Ponschabaustraße sowie kleinere Verbindungsstraßen in den Jahren 1918 bis 1939. Für die amtliche Straßennamenfestsetzung gibt es keinen urkundlichen Beleg. Im Zuge der Siedlungserschließung sah der Stadtrat offensichtlich nur Bedarf, die hier neu herzustellenden Verbindungsstraßen zu benennen und respektierte somit stillschweigend die bereits geprägte und überlieferte Bezeichnung der Ponschabau.[3]

Projektierte Siedlung [u.a. Innwerksiedlung] und Ponschabaustraße im Plan der Stadt Wasserburg a. Inn, ca. 1936.

Schon vor dem Siedlungsbau existierte auch der unbefestigte Weg, der von der Rosenheimer Straße aus in die Ponschabau führte. Der Wegname Ponschabauerweg ist 1917 nachgewiesen.[4] Als Ponschabaustraße 1927 auch amtlich bezeichnet im Zuge der Hausnummernfestsetzung vom 27. März 1927 mit vier zu diesem Zeitpunkt bestehenden Gebäuden.[5]

Der Name geht auf die ursprünglichen Eigentumsverhältnisse zurück. Die Brauerfamilie Ponschab hatte hier im 19. Jahrhundert die Flur im Besitz, welche unterschiedlich landwirtschaftlich genutzt wurde. Spätere Eigentümer des Geländes (vor dem Innwerkbau 1938) waren u.a. die Brauerfamilie Meyer (Meyer-Bräu), womit sich aber ein umgangssprachlich geänderter Namengebrauch, etwa in Meyer-Au, nicht einstellte.

Die dem Familiennamen Ponschab angefügte Bezeichnung Au verweist auf das nahe am Inn gelegene Gebiet als ursprünglich wasserreiches, flussnahes Land. Mitte des 19. Jahrhunderts (1855) beantragte Andreas Ponschab Arbeiten zur Trockenlegung dieser Ponschabau, durch Abtrennung von Altwässern.[6] Die Brauerei Ponschab wurde in der Altstadt, der Salzsenderzeile 12 (später Bruck-Bräu/[Meyer-Bräu])[7], bis 1872 betrieben. Erstmals erwähnt ist sie 1835.[8] Das beim Ponschabbräu hergestellte und ausgeschenkte Bier gehörte wohl zu den besseren der Stadt: Nach einer am 28. und 29. April 1853 vorgenommenen Kontrolle des Sommerlagerbieres der 15 Wasserburger Brauereien wurde festgestellt, dass die 4.360 Eimer vom Ponschab, Andreas, zitronengelb - gut seien.[9] Im öffentlichen Raum erinnert heute - neben dem Straßennamen - auch noch ein Grabdenkmal an die Familie.

In einem Zeitungsartikel zu den Ergebnissen der Volkszählung und zur Verteilung der Haushaltungen und Religionsverhältnisse aus dem Jahr 1905 wird die Ponschab-Au als eigener Stadtteil Wasserburgs aufgeführt. Demnach gab es hier zu diesem Zeitpunkt einen einzigen Haushalt mit sechs Bewohnern.[10] Heute sind die ehemals freien landwirtschaftlichen, u.a. auch zum Hopfenanbau genutzten Flächen nördlich und südlich der Ponschabaustraße dicht bebaut. Von der Siedlungslage nördlich der Ponschabaustraße leitet sich die umgangssprachliche Bezeichnung des unteren Burgerfeldes ab, südlich der Ponschabaustraße heißt es oberes Burgerfeld.

Empfohlene Zitierweise:

Matthias Haupt, Ponschabaustraße, publiziert am 18.11.2020 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Ponschabaustra%C3%9Fe (28.03.2024)
Creative Commons Lizenzvertrag. Lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.

  1. StadtA Wasserburg a. Inn, I1c3.
  2. Urmesstischblatt 1854/1855, Wasserburg a. Inn, S.0.IV.21, StadtA Wasserburg a. Inn, V1740.
  3. Die Straße zwischen den beiden Reihenhäusern am Burgerfeld soll mit Rücksicht auf die an dieser Stelle einsetzende Bautätigkeit bis zum Verbindungssträßchen zwischen Ponschabau und Rosenheimerstraße verlängert […] werden. Stadtratssitzung vom 27.3.1924, StadtA Wasserburg a. Inn, II3104, Beschluss-Nr. 23.
  4. Der Riesenballon 'Venus' machte am Mittwoch mittags 1/2 1 Uhr am Ponschabauerweg eine Zwischenlandung. Wasserburger Anzeiger, 1917, Nr. 116, zitiert nach Kirmayer, Chronik.
  5. StadtA Wasserburg a. Inn, II918.
  6. Antrag zur Abtrennung des Altwassers unterhalb der oberen Mitterarche durch Andreas Ponschab 1855, StadtA Wasserburg a. Inn, II1186.
  7. StadtA Wasserburg a. Inn, BB 123.
  8. Kirmayer, Chronik, Eintrag 1835, 27. Januar.
  9. Kirmayer, Chronik, Eintrag 1853, 28. April.
  10. o.V., Vermischte Nachrichten/Volkszählung.