Grabdenkmal, Nr. 65, Praidlon, 1706
Autor: Ferdinand Steffan/Redaktion
Personen
Joseph Anton Praidlon, Kooperator. († 1.3.1706)
Standort
Estermann-Kapelle[1] als Bodenbelag, rechts.
Früherer Standort
in dasiger Pfarrkirch auf der Evangeliums Seite des Chor Altars, in St. Ander(=Andreas) Kapelle (…) an der Mauer (= Kapelle 1).[2]
Beschreibung
Fast quadratische Platte mit Majuskel-Inschrift, unten mit priesterlichen Standessymbolen in Dreipass.
Material
Rotmarmor.
Maße
Höhe: 72 cm Breite: 74 cm
Lobming[3] gibt (wohl irrtümlich) 5 Schuh lang und 2 ½ Schuh breit als Maße an. Demnach wäre das Epitaph doppelt so hoch wie breit gewesen!
Transkription/Übersetzung
Inschrift Original | Deutsche Übersetzung[4] |
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STA VIATOR ET AUSCULTA. TACENS EX TUMULO LOQUITUR A(dmodum). R(everendus). D(ominus). JOSEPHUS ANTONIUS A PRAIDLON I(uris)U(triusque) L(icentiatus) AC COOPERATOR WASSERBURGI PIETATE VENERANDUS, DOCTRINA CHRISTIANA NOBILIS ET VIRTUTIBUS CLARISSIMUS, ILLE UT PROXIMI SUI VITAM SALVARET SUAM APPOSUIT AETATIS 25 OBIIT 1. MARTII 1706 |
Bleib stehen, Wanderer, und höre! Schweigend spricht aus dem Grab der hochwürdige Herr Joseph Anton von Praidlon Lizentiat beider Rechte und Kooperator in Wasserburg, verehrungswürdig durch seine Frömmigkeit, durch die christliche Lehre edel und hochgeschätzt durch seine Tugenden. Jener hat, damit er das Leben seines Nächsten rette, das seine hingegeben. Er starb im Alter von 25 Jahren am 1. März 1706 |
Erläuterung
Die Platte war einst mit einem geschnitzten Rahmen aus Laubwerk gefasst, wobei oben in der Mitte das Wappen der Praidlon und unten ein Totenkopf mit gekreuztem Gebein angebracht war. Springer hat diesen Rahmen noch wiedergegeben, jedoch nicht die Inschrift, sondern nur das priesterliche Standessymbol (Kelch auf Buch) in einem Dreipass skizziert. Den Text gibt er handschriftlich über und unter der Skizze wieder. Er nennt als Todesdatum jedoch den 4. März, ebenso wie Lehner. Zu den Praidlon siehe auch Grabdenkmal, Nr. 5, Copaur, 1730 und Grabdenkmal, Nr. 6, Pichler, 1748. Zur Person: Joseph Anton von Praidlon ist am 3.1.1701 an der Universität Ingolstadt als Student beider Rechte im Matrikelbuch verzeichnet gegen eine Gebühr von 1 fl. (dort Braidtlohner geschrieben). Er muss also kurz nach Studienabschluss und Weihe gestorben sein, vermutlich beim Versuch, das Leben eines in Not geratenen Menschen zu retten. Reithofer[5] gibt an, Praidlohn habe sich bei seinen eifrigen Krankenbesuchen infiziert und sei an der ansteckenden Krankheit, die 1705/06 grassierte gestorben. Die Bezeichnung im Sterbebuch der Pfarrei als nobilis Praidtlohner kann sich auf sein Adelsprädikat beziehen oder auf die Textzeile christina doctrina nobilis. Lehner[6] bringt keinen Text.
Wappen
Rundturm mit halbem Einhorn, gekrönter Spangenhelm mit halbem Einhorn zwischen Adlerflügeln in wechselnden Farben. Siehe auch Grabdenkmal, Nr. 5, Copaur, 1730
Erhaltung
Leicht abgetreten, verschmutzt, durch Gegenstände verstellt.
Literatur
Kebinger, Kapellenkranz St. Jakob, Nr. 1.
Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi Nr. 68.
Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch, Nr. 20.
Höckmayr, Friedhöfe und Grabdenkmäler, Nr. 36.
Maier, Lateinische Grabinschriften, 24.
Reithofer, Geschichte Stadt Wasserburg, 66.
Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Steffan, Grabdenkmal, Nr. 65, Praidlon, 1706, publiziert am 09.12.2019 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Grabdenkmal,_Nr._65,_Praidlon,_1706 (10.11.2024)
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