Übersicht Wasserburger Straßennamen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Historisches Lexikon Wasserburg
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Beispiele solcher Beschreibungen in Kirchenrechunngen des 17. Jh. sind:
 
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  ""Anfanngs auf Abraham Palhartinger fragners behausung an der Schmidtzeill so herr Caspar Reiter innern rhats seliger zu seinem gestüfften jartag dahaer verschafft./Auf herrn Wolf Pallingers behausung am Griess zwischen Joseph Anngermayr unnd Riebolden Kher seeligen salzaufgebers heyser gelegen so die alt frau Sabina Gumppelzhamerin selig zu irer stifftung der sambsteglichen letaney verschafft hat. ""
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  ''Anfanngs auf Abraham Palhartinger fragners behausung an der Schmidtzeill so herr Caspar Reiter innern rhats seliger zu seinem gestüfften jartag dahaer verschafft./Auf herrn Wolf Pallingers behausung am Griess zwischen Joseph Anngermayr unnd Riebolden Kher seeligen salzaufgebers heyser gelegen so die alt frau Sabina Gumppelzhamerin selig zu irer stifftung der sambsteglichen letaney verschafft hat. ''
  
  
 
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Version vom 5. April 2018, 10:27 Uhr

Autor: Matthias Haupt

Die Straßennamen der Stadt Wasserburg: Einführung

Art und Aufbau der Lexikoneinträge

In der dritten Buchveröffentlichung des Archivs der Stadt Wasserburg a. Inn wurde den Bedeutungen der Wasserburger Straßennamen der Altstadt nachgegangen.

Die lexikonartige Zusammenstellung verfolgt das Ziel, alle im Wasserburger Stadtgebiet liegenden Straßennamen zu erläutern. Die Herausgabe war in zwei Bänden (Heft 1 Altstadt und Heft 2 Burgerfeld/Burgau/Attel/Reitmehring – genauer, amtlich: Burgerfeld, Wuhr/Tegernau, Burgstall/Kellerberg; Burgau, Burgau-Süd, Burgau-Nord, Gabersee; Reitmehring-Nord, Reitmehring-Süd) geplant. Während das Heft Altstadt 2008 erscheinen konnte, sind die Arbeiten am Band 2 noch nicht abgeschlossen.

In das Historische Lexikon Wasserburg werden daher im Vorgriff einer Veröffentlichung des geplanten Bandes 2 einzelne bearbeitete Straßennamen eingestellt.

Als Themenschwerpunkt Straßennamen des Historischen Lexikons Wasserburg wird bei jedem Eintrag nach der jeweiligen Namenbedeutung einer Straße gefragt und die namengebenden Ursachen erklärt. Die Darstellungen versuchen, Entwicklungen aufzuzeigen und die mit dem Namen jeweils verbundene(n) Geschichte(n) kurz zu erzählen. Bei älteren Straßennamen werden die ersten urkundlichen Erwähnungen angegeben und eventuelle Namenänderungen erläutert. Bei neueren Straßennamen, die ab dem 19. Jahrhundert vergeben und erdacht wurden, kann in den meisten Fällen das Namengebungsjahr nachgewiesen werden. Jüngst, mit dem Bayerischen Straßen- und Wegegesetz (1958), werden die Straßen des Gemeindegebietes gewidmet. Aus den daraus entstandenen amtlichen Unterlagen stammt bei einigen neueren Straßennamen die Angabe des Jahres der Widmung bzw. der Benennung.

Wenn nach der Bedeutung eines Namens gefragt wird, müssen verschiedene Quellen bemüht werden, deren Aussagen im Lexikon komprimiert wiedergegeben werden. Für ältere Flurnamen, die teilweise seit dem Mittelalter bestehen, sind dies beispielsweise Erläuterungen aus schon bestehenden Ergebnissen der Wasserburger Ortsnamenforschung. Die Straßennamengeschichte der Altstadt (ab 14. Jahrhundert) wird v.a. in Auswertung der archivalischen Überlieferung interpretiert. Dabei wurden die verfügbaren Quellen, v.a. Urkunden und (Kirchen/Stiftungs-) Rechnungsbände des Stadtarchivs, systematisch durchgesehen. Neuere und neueste Straßennamen (ab 20. Jahrhundert), die oftmals auf Personenna-men zurückgehen, werden anhand der im Stadtarchiv vorliegenden biografischen Daten erläutert. Auf Begründungen oder schriftlich fixierte, politische bzw. administrative Diskussionen, die belegen könnten, warum eine Straße so oder so benannt wurde, hofft man allerdings in den Quellen des Stadtarchivs und der Stadtverwaltung meist vergebens. Ein Beispiel: Fehlende Erläuterungen zur Straßenbenennung in den Akten sind nachvollziehbar, wenn man davon ausgehen kann, dass die Entscheidungen des Stadtrates zur jeweiligen Straßenbenennung meist einmütig getroffen werden konnten. Die beispielsweise auf lokale und verdiente Persönlichkeiten zurückgehenden Namengeber waren in der hiesigen Bevölkerung meist bekannt; Erläuterungen erübrigten sich daher.

Im 20. Jahrhundert (hier v.a. 1914/1927) werden Gründe für die Namengebungen nur im Streitfall aus den Akten ersichtlich (z.B. Marienplatz), die Widmungsakten (v.a. ab 1958/1961) und die dort beigegebenen Protokollauszüge der Ausschüsse zeigen ebenfalls selten Begründungen/Diskussionen der Namengebung auf oder offenbaren Impulsgeber, die zur Benennung führten. Dementsprechend muss neben den Archivalien auf die zusätzlich im Archiv vorhandenen Informationsquellen zurückgegriffen werden, um die Namen zu erläutern, während – dem Informationsgehalt der hier ausgewerteten administrativen Quellen entsprechend – der ursprüngliche Weg der Namenfindung bzw. Namendiskussionen oft im Dunkeln bleibt. In diesem Zusammenhang muss auch darauf hingewiesen werden, dass die auswertbaren Protokolle der Sitzungen des Stadtrates und der Ausschüsse Ergebnisprotokolle sind: Dementsprechend sind protokollierte Diskussionen einer Straßennamenvergabe, von ganz seltenen Einzelfällen abgesehen, nicht zu finden.

Anschließend an die Straßenbenennungsakten 1914/1927, findet sich im Stadtarchiv für die jüngeren Straßenbenennungen ein Sammelakt, (Festsetzung und Änderung von Straßennamen und Hausnummern, 1950-1983) welcher teilweise Motivationen oder Gründe zu Straßenbenennungen preisgibt. Vor allem sind hier Vorschläge zu Benennungen aus der Bevölkerung und von Institutionen an den Stadtrat enthalten; auch einige Protokolle des Stadtrates geben Aufschluss über die Namenwahl. Wenn dies der Fall ist, werden die Gründe zur Namengebung immer angegeben. Meist sind Vorschläge für Namenbenennungen, zum Beispiel von Seiten des Heimatvereins, vom Bürgermeister und Stadtrat berücksichtigt worden, wenn diese auch vielfach nicht sofort umgesetzt werden konnten.

Falls inhaltlich positiv aufgenommene Anregungen nicht zur Anwendung kamen und dies im Einzelfall eher mit der Örtlichkeit oder der Ablehnung einer Umbenennung begründet worden war, wurden diese offensichtlich in ein (nicht durchschaubares) System der Wiedervorlage eingebracht: Dieses lässt Namenvorschläge im wahrsten Sinne des Wortes an anderem Ort und zu anderer Zeit mit ziemlicher Regelmäßigkeit wiederkehren. (Beispielsweise: Hallgrafenstraße; Josef-Kirmayer-Straße).

So sind im Beschlussprotokoll der Grundstückskommissionssitzung vom 5.11.1958 zwar die ursprünglichen Namenvorschläge für die Straßen des oberen Burgerfeldes zu ersehen. Unklar bleibt jedoch, wer die Vorschläge jeweils eingebracht oder überlegt hat und ob die in Bleistift angebrachten Änderungen (die übrigens auch wirksam wurden) in der Diskussion der Kommission behandelt worden sind oder vom Bürgermeister Neumeier, der die Änderungen zeichnete, direkt verfügt wurden. Wahrscheinlich ist Letzteres. Die Benennung von Ortsstraßen des Beispielprotokolls nach Musikern und Bergen im Burgerfeld, entspricht dem Wunsch oder dem Bestreben, gerade bei neuen Straßenzügen, zusammengehörige Namengruppen zu wählen. Damit wird mittelbar Orientierungshilfe geleistet. Mit dem Komponist Zaininger stellte Bürgermeister Neumeier Mozart somit einen lokalen Komponisten gegenüber. Die weiteren Personen der Wasserburger Zeitgeschichte sind durch Bergnamen ersetzt worden. Der Name des verdienten Stadtarchivars Kirmayer wurde später in der Altstadt wieder aufgegriffen, eine Bürgermeister-Ertl-Straße gibt es bis heute nicht.

Grundsätzlich finden sich im Stadtarchiv weitergehende Informationen und Quellenbelege, beispielsweise Biografien der namengebenden Personen. Da Biografien auch Gegenstand des Historischen Lexikons sein werden, werden biografische Daten beim Straßennamenlexikoneintrag kurz gehalten und annotiert.

Die administrative Benennungspraxis ist nicht immer zufriedenstellend zu ergünden: Soweit bis heute ersichtlich, fehlen beispielsweise Akten und Belege zur systematischen Fest-legung von Straßennamen des 19. Jahrhunderts weitgehend, während aber Zufallsfunde der amtlichen Begriffsverwendungen oder die administrative Einteilung der Stadt in Gassen und Vierteln 1833 amtliche Festsetzungen durch regelmäßige, schriftliche Begriffsverwendungen in dieser Zeit vermuten lassen.

Die Erörterungen sind auch auf Grund der Quellenlage keinesfalls gleichförmig. Etymologisch/sprachwissenschaftliche Erklärungen, Arten der Datenerhebungen, Fragen nach der Entstehung der Straßennamen und historisch motivierte Erklärungsansätze wechseln einander ab. Teilweise ist dies bereits mit der Unterschiedlichkeit der Namen an sich begründet, indem viele ältere Straßennamen (urkundlich-belegbare) deskriptive Namen sind. Diese bezeichnen u.a. Gebäude/Richtungen/Hausnamen/Gewerbe/Lagen/Nutzungen/Besitzer/ Soziale Gruppen/Flurnamen/Gewässer. Jüngere Namen dagegen wurden häufig sinnstiftend (amtlich) erdacht: Ehrung von Personen/Ideologie/traditionsbewahrende Straßennamen/Benennungsprinzip nach logischer Gliederung von Straßennamenvierteln.

Die Namenerläuterungen erfolgen alphabetisch aber nach Stadtgebieten aufgeteilt, da man innerhalb eines Stadtgebietes die oft zusammengehörigen Entwicklungen der Namengebung (historisch überlieferte Namen oder sinnstiftende Gruppennamen nach Bäumen/Vögeln/Künstlern/Schriftstellern/Bürgermeistern/Beamten etc.) besser darstellen kann.

Der einzelne Straßennameneintrag informiert über das Jahr der frühesten, im Stadtarchiv vorhandenen, urkundlichen Erwähnung, die erste Nennung eines Namens in den städtischen Akten bzw. das Auftauchen von bereits im Sprachgebrauch verwendeten Namen in den Quellen des 19. und 20. Jahrhunderts sowie bei neueren Straßennamen möglichst über das Jahr der Benennung durch Stadtratsbeschluss. Weiter werden bedeutendere Umbenennungen angegeben. Je nach Bedarf werden etymologische oder sachliche Erklärungen des Straßennamens angestrebt und kurze geschichtliche Hintergründe des Sach- oder Personenzusammenhangs erläutert.

Inhaltliche Einführung

Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit gab es in Wasserburg keine Hausnummerierungen. Die wichtigsten Straßen und Plätze waren mit Namen bezeichnet, deren Bestand im ersten Grundriss Wasserburgs von Tobias Volckhmer aus dem Jahr 1615 bis heute erkennbar bleibt. Außerdem trugen die einzelnen Häuser oft Wahrzeichen, an denen sie leicht erkennbar waren oder sie wurden nach ihren Besitzern benannt. Um die Lage eines Hauses zu beschreiben, gab man den im interaktiven Prozess der Sprachteilhaber herausgebildeten Straßen-namen, d.h. den im umgangssprachlichen Gebrauch geprägten Namen oder eine Ortslage an, nannte den Bewohner und bezeichnete beispielsweise zusätzlich die Nachbarn links und rechts oder andere Örtlichkeiten zur Lokalisierung. Da die Siedlung überschaubar war und die Bewohner einander kannten, genügte dies für die Orientierung und Zuordnung der Örtlichkeit vor dem geistigen Auge und vor allem zum Auffinden eines Hauses oder einer Person.

Beispiele solcher Beschreibungen in Kirchenrechunngen des 17. Jh. sind:

Anfanngs auf Abraham Palhartinger fragners behausung an der Schmidtzeill so herr Caspar Reiter innern rhats seliger zu seinem gestüfften jartag dahaer verschafft./Auf herrn Wolf Pallingers behausung am Griess zwischen Joseph Anngermayr unnd Riebolden Kher seeligen salzaufgebers heyser gelegen so die alt frau Sabina Gumppelzhamerin selig zu irer stifftung der sambsteglichen letaney verschafft hat. 


Empfohlene Zitierweise:
Matthias Haupt, Übersicht Wasserburger Straßennamen, publiziert am 05.04.2018 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/%C3%9Cbersicht_Wasserburger_Stra%C3%9Fennamen (06.05.2024)