Frauenkirche: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Frauenkirche wird erstmals 1324 anlässlich der Stiftung einer Frühmesse erwähnt. Sie erscheint in den aufgehenden Teilen als einheitlicher Bau des frühen 14. Jahrhunderts, der wohl einheitlich mit Kreuzgewölben geplant war.<ref>Nadler 2007 vermutet, dass der Bau im Kern noch vor das 14. Jh., in die spätromanische oder frühgotische Zeit zurückreicht, wie ihm zufolge mehrere Befunde nahelegen: An der Nord- und Südwand des Mittelschiffs sind über dem Gewölbe demnach mehrere vermauerte Fensteröffnungen vorhanden, von denen zumindest die nördlichen offenbar rundbogig waren und somit wohl in vorgotischer Zeit entstanden sind. Baufugen zum südlichen Seitenschiff lassen Nadler zufolge vermuten, dass die Kirche ursprünglich einschiffig war. Ihr Langhaus, das heutige Mittelschiff, sei aufgrund der beschriebenen hochliegenden Fensteröffnungen als ursprünglich flachgedeckt oder mit offenem Dachstuhl zu denken.</ref>
 
Die Frauenkirche wird erstmals 1324 anlässlich der Stiftung einer Frühmesse erwähnt. Sie erscheint in den aufgehenden Teilen als einheitlicher Bau des frühen 14. Jahrhunderts, der wohl einheitlich mit Kreuzgewölben geplant war.<ref>Nadler 2007 vermutet, dass der Bau im Kern noch vor das 14. Jh., in die spätromanische oder frühgotische Zeit zurückreicht, wie ihm zufolge mehrere Befunde nahelegen: An der Nord- und Südwand des Mittelschiffs sind über dem Gewölbe demnach mehrere vermauerte Fensteröffnungen vorhanden, von denen zumindest die nördlichen offenbar rundbogig waren und somit wohl in vorgotischer Zeit entstanden sind. Baufugen zum südlichen Seitenschiff lassen Nadler zufolge vermuten, dass die Kirche ursprünglich einschiffig war. Ihr Langhaus, das heutige Mittelschiff, sei aufgrund der beschriebenen hochliegenden Fensteröffnungen als ursprünglich flachgedeckt oder mit offenem Dachstuhl zu denken.</ref>
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Bereits in den Jahren 1913-16 erfolgte im Rahmen einer weiteren Innenrenovierung die Wiederfreilegung der Kanzel und der Ornamentmalereien.
 
Bereits in den Jahren 1913-16 erfolgte im Rahmen einer weiteren Innenrenovierung die Wiederfreilegung der Kanzel und der Ornamentmalereien.
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Am 2. Mai 1945, einen Tag vor der Besetzung Wasserburgs durch die Amerikaner, wurden beim Einschlag einer Granate in der Nähe sämtliche Fenster der Kirche zerstört<ref>Handschriftliche Tagebuchaufzeichnungen des Stadtarchivars Josef Kirmayer, nach Auer, Hermann, der Landkreis Wasserburg im Dritten Reich, Wasserburg 2005, 645f.</ref>
  
 
In den 1950er Jahren folgten weitere Revisionen der Umgestaltungen des 19. Jahrhunderts: 1954/55 wurden der Hochaltar freigelegt und das Gnadenbild restauriert, etwa gleichzeitig erhielten die Fenster neue Verglasungen ohne Malereien. Ab 1957 wurden die Nazarenerbilder in den Seitenaltären wieder entfernt.
 
In den 1950er Jahren folgten weitere Revisionen der Umgestaltungen des 19. Jahrhunderts: 1954/55 wurden der Hochaltar freigelegt und das Gnadenbild restauriert, etwa gleichzeitig erhielten die Fenster neue Verglasungen ohne Malereien. Ab 1957 wurden die Nazarenerbilder in den Seitenaltären wieder entfernt.

Version vom 18. Oktober 2019, 14:16 Uhr

Autor: Gerald Dobler

Frauenkirche mit Stadtturm

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Einführung

Inhalt

Die Wasserburger Frauenkirche

Einführung

Die Frauenkirche[1]

Ansicht der Kirche von Südosten
Ansicht der Kirche von Nordwesten

Geschichte, Bau- und Ausstattungsgeschichte

Die Frauenkirche wird erstmals 1324 anlässlich der Stiftung einer Frühmesse erwähnt. Sie erscheint in den aufgehenden Teilen als einheitlicher Bau des frühen 14. Jahrhunderts, der wohl einheitlich mit Kreuzgewölben geplant war.[2] An der Ostseite des ursprünglich ziegelsichtigen Turmes finden sich unter dem Langhausdach spitzbogige Blendarkaden und ein darüberliegendes Deutsches Band sowie mehrere Gesimse aus Tuffstein, in Höhe der Glockenstube ein vermauertes, leicht spitzbogiges Biforium aus Tuffstein. Das Mauerwerk des Mittelschiffs und des Turms bindet zumindest oberhalb des Mittelschiffgewölbes nicht ein, so dass der Turm möglicherweise nachträglich an das Mittelschiff angefügt wurde.

Während des großen Stadtbrandes von 1339 wurde die Kirche vermutlich in Mitleidenschaft gezogen, da der Überlieferung zufolge das benachbarte Rathaus abbrannte.

Um 1386 wurden einer Quittung des Meisters Paulus Mainer, genannt der "Mergker", zufolge wohl zumindest die Seitenschiffe eingewölbt, nach Hager und Sch. auch das Mittelschiff und die Sakristei, die wohl dann in dieser Zeit vollständig neu errichtet wurde.[3]

Nadler gibt dagegen die Einwölbung des Langhauses in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, wohl im Rahmen einer größeren Umbaumaßnahme um 1488 an.

1502-03 wurden unter Beteiligung des Wasserburger Baumeisters Wolfgang Wiser umfangreiche Baumaßnahmen am Turm durchgeführt. Dabei wurde das Wachgeschoss mit den Eckerkern und der Spitzhelm hergestellt.[4]

1667 stiftete der Wasserburger Patrizier Abraham Kern eine neue Orgel, die von Hans Vogl aus Neuötting gebaut wurde. In diesem Zusammenhang wurden eine obere Empore eingebaut und zwei Fenster in die Westwand der Kirche gebrochen.

Am 12. August 1668 schlug der Blitz in den Turm ein und beschädigte den Spitzhelm.

Anfang des 18. Jahrhunderts erfolgte die Neuerrichtung des Dachstuhls des Mittelschiffs in der heutigen, deutlich steileren Form. 1717 erhielt auch die Sakristei einen neuen Dachstuhl.

Am 26. August 1730 schlug der Blitz erneut in den Turm ein, wiederum wurde nur der Spitzhelm beschädigt.

Ab 1750 wurde die Kirche mit privaten Spenden durchgreifend barockisiert: Mit Ausnahme des westlichen Endes des Mittelschiffs wurden sämtliche Gewölberippen entfernt, die mittelalterlichen Pfeiler und Dienste ummantelt, die Fenster verändert, die Wand- und Gewölbeflächen stuckiert und freskiert. Das im Pfarrarchiv erhaltene Konzept der Ausmalung dürfte der damalige Pfarrer Franz Anton Copaur entworfen haben, die Umsetzung besorgten der Mühldorfer Maler Johann Paul Kurz d. J. und sein Tiroler Geselle Johann Joseph Leitner. Außerdem wurde eine neue Stuckkanzel eingebaut.

1814 erhielt auch das nördliche Seitenschiff einen neuen steileren Dachstuhl.

In den Jahren 1859-81 kam es zu mehreren Regotisierungsmaßnahmen: 1859/60 erfolgte eine Innenrenovierung mit Übertünchung der Stuckkanzel und der Ornamentmalereien, 1863-64 wurden im Langhaus neugotische Maßwerkfenster eingebaut und durch den Wasserburger Maurermeister Michael Geisberger die beiden neugotischen Seitenportale eingebaut. 1872-73 folgten Glasgemälde des Glasmalers Ludwig Neumayer aus München und ein neues Westportal, wiederum von Geisberger, 1881 neugotische Maßwerkfenster im Chor.

Bereits in den Jahren 1913-16 erfolgte im Rahmen einer weiteren Innenrenovierung die Wiederfreilegung der Kanzel und der Ornamentmalereien.

Am 2. Mai 1945, einen Tag vor der Besetzung Wasserburgs durch die Amerikaner, wurden beim Einschlag einer Granate in der Nähe sämtliche Fenster der Kirche zerstört[5]

In den 1950er Jahren folgten weitere Revisionen der Umgestaltungen des 19. Jahrhunderts: 1954/55 wurden der Hochaltar freigelegt und das Gnadenbild restauriert, etwa gleichzeitig erhielten die Fenster neue Verglasungen ohne Malereien. Ab 1957 wurden die Nazarenerbilder in den Seitenaltären wieder entfernt.

1972-76 fand eine Gesamtrenovierung statt, in deren Verlauf die obere Empore abgebrochen, die dahinterliegende Baldachinmalerei freigelegt und eine neue Orgel eingebaut wurde. Außerdem erhielt die Kirche ein neues Pflaster aus Solnhofer Platten, das Gestühl wurde zu einem Mittelblock umgebaut.

1984-86 wurden zuletzt die beiden Seitenaltäre freigelegt und restauriert.

Baubeschreibung

Die Kirche ist eine dreischiffige, vierjochige Staffelhalle mit kurzem Chor, der nach außen nur als Dreiachtel-Schluss in Erscheinung tritt. Die Seitenschiffe enden östlich mit abgeschrägten Außenecken. Der Innenraum ist barock überformt. Er wird durch sechs ummantelte Freipfeiler mit halbrunden Diensten gegliedert, denen analog gestaltete Wandpfeiler an den Außenwänden entsprechen. An den Mittelschiffwänden laufen die Dienste bis zum Gewölbe hinauf. In den Seitenschiffen sind Kreuzgratgewölbe vorhanden, wohl ursprünglich Kreuzrippengewölbe, im Mittelschiff ein Tonnengewölbe mit Stichkappen. Hier sind im westlichen Joch noch die birnstabförmigen Rippen des spätgotischen Netzgewölbes mit drei runden und zwei halbrunden, skulptierten Schlusssteinen erhalten. Im großen Schlussstein im Scheitel ist ein spitzbogiger Wappenschild mit einer Bretze und einem Wecken dargestellt, wohl das Wappen der Bäckerzunft, die die Einwölbung mitfinanzierte, in den kleineren Schlusssteinen eine Rosette, eine Maske und ein sich in das Bein beissendes Tier. Das Gewölbe der Sakristei setzt westlich über zwei Konsolen mit Masken an, der große Schlusstein im Scheitel zeigt das Lamm Gottes, die übrigen vier Schlusssteine eine Rosette, eine Maske, ein Tier und einen nackten Menschen. In der westlichen Hälfte des westlichen Jochs des Langhauses befindet sich eine mit Sternrippengewölben über stuckierten Konsolen unterwölbte Empore aus dem späteren 16. Jahrhundert, deren Front ebenfalls stuckiert ist, nach Hager ein "beachtenswerthes Werk der deutschen Renaissance".[6] Außen befinden sich am Chor zwei gestufte, tiefe Strebepfeiler, am Langhaus sehr flache Strebepfeiler, die an den Ecken schräg gestellt sind. An der Südseite ist zwischen Seitenschiff und Chor die Sakristei mit unregelmäßigem polygonalem Umriss angebaut, die noch der gotischen Zeit angehört und ebenfalls ein Rippengewölbe besitzt, ein Sterngewölbe mit runden reliefierten Schlusssteinen und skulptierten Konsolen. In der Nordwestecke befindet sich eine Wendeltreppe ... in der Südfassade eine von außen sichtbare Wendeltreppe, die früher in den Dachraum des Seitenschiffs führte. Vor der Westfassade erhebt sich über einer Durchgangshalle der Turm mit Wachgeschoss mit Eckerkern und Spitzhelm. Der Turm diente neben seiner Funktion als Kirchturm auch als städtischer Feuerwachturm.

Ausstattung

Fassadenmalereien

An der Ostseite des südlichen Seitenschiffs befindet sich in einer Blendnische das Wandbild eines hl. Christophorus, der 1593 von dem Maler Wolf Lechner geschaffen und nach zwischenzeitlicher Übertünchung vermutlich 1974 wieder freigelegt wurde.

An der Südostseite der Sakristei befindet sich ein Wandbild mit einer Verkündigung aus dem 18. Jahrhundert.

Wand- und Gewölbemalereien

Am Treppenturm unter der Empore ist ein Fragment mit Rollwerkmotiven etwa aus der Zeit um 1560/70 erhalten.

Die Wand- und Gewölbemalereien von Johann Paul Kurz d. J. (Signatur über der Westempore) im Inneren umfassen Szenen aus der lauretanischen Litanei, Darstellungen der hl. Dreifaltigkeit und der Anbetung Mariä, an den Obergadenwänden 14 Bilder von Marienfesten und in den Seitenschiffen je vier Frauengestalten aus dem Alten Testament.

Spätgotische Gewölbekonsolen

...

Emporenbrüstung

An der Brüstung der gemauerten Empore hat sich eine Stuckierung aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts erhalten (Dehio 2006, S. 1358).

Altäre

Der Hochaltar entstammt dem letzten Viertel des 17. Jahrhunderts. Er enthält das Gnadenbild der Thronenden Madonna, das um ... entstanden ist und im Zuge einer Restaurierung 1954/55 in Anlehnung an die Seeoner Madonna umgestaltet wurde ... Das Hochaltarbild von Gregor Sulzböck von 1697[7] zeigt eine Ansicht Wasserburgs.

Die vier Seitenaltäre sind ebenfalls um 1700 entstanden.

Kanzel

...

Taufbecken / Weihwasserbecken

Votivbilder

Quellen

Nadler, Stefan, Kath. Frauenkirche in Wasserburg am Inn. Dokumentation zur Bau-, Ausstattungs- und Restaurierungsgeschichte, April 2007 (= Nadler 2007).

Literatur

Sch./Hager, Frauenkirche, in: Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Wasserburg, München 1902, 2089-2094 (= KDB 1902).

Bauer-Wild, Anna, Wasserburg am Inn, Frauenkirche, in: Bauer-Wild, Anna/Sinkel, Kristin (Bearb.), Corpus der barocken Deckenmalerei, Bd. 12/II, Stadt und Landkreis Rosenheim, München 2006, 503-518 (= Bauer-Wild 2006).


Empfohlene Zitierweise:
Gerald Dobler, Frauenkirche, publiziert am 18.10.2019 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Frauenkirche (01.05.2024)

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  1. Die Beschreibung fußt, soweit nicht anders vermerkt, auf Nadler, Stefan, Kath. Frauenkirche in Wasserburg am Inn. Dokumentation zur Bau-, Ausstattungs- und Restaurierungsgeschichte, April 2007 (= Nadler 2007)
  2. Nadler 2007 vermutet, dass der Bau im Kern noch vor das 14. Jh., in die spätromanische oder frühgotische Zeit zurückreicht, wie ihm zufolge mehrere Befunde nahelegen: An der Nord- und Südwand des Mittelschiffs sind über dem Gewölbe demnach mehrere vermauerte Fensteröffnungen vorhanden, von denen zumindest die nördlichen offenbar rundbogig waren und somit wohl in vorgotischer Zeit entstanden sind. Baufugen zum südlichen Seitenschiff lassen Nadler zufolge vermuten, dass die Kirche ursprünglich einschiffig war. Ihr Langhaus, das heutige Mittelschiff, sei aufgrund der beschriebenen hochliegenden Fensteröffnungen als ursprünglich flachgedeckt oder mit offenem Dachstuhl zu denken.
  3. KDB 1902, 2089, 2091. Nach KDB 1902, 2089 heißt der Meister Paulus Veiner, genannt der Vorgeher. Die Quittung nennt "8 gewölbpogen und andere Arbeit". Bei je vier Bögen in den Mittelschiffwänden über den Seitenschiffgewölben handelt es sich offenbar um Entlastungsbögen. Nadler 2007 nimmt 1386 die Errichtung der beiden Seitenschiffe und für diese Flachdecken oder offene Dachstühle an.
  4. KDB 1902, 2089. KDB gibt 1501-1502 an.
  5. Handschriftliche Tagebuchaufzeichnungen des Stadtarchivars Josef Kirmayer, nach Auer, Hermann, der Landkreis Wasserburg im Dritten Reich, Wasserburg 2005, 645f.
  6. KDB 2093.
  7. Identifizierung und Datierung durch Ferdinand Steffan, Wasserburg. Das Auszugsbild stammt ihm zufolge ebenfalls von Sulzböck.