Grabdenkmal, Nr. 28, Gumpelzheimer, 1514

Aus Historisches Lexikon Wasserburg
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Autor: Ferdinand Steffan/Redaktion
 

Grabdenkmal, Nr. 28, Gumpelzheimer, 1514, Gesamtansicht.
Grabdenkmal, Nr. 28, Gumpelzheimer, 1514, Skizze Springer.
Grabdenkmal, Nr. 28, Gumpelzheimer, 1514, Portrait des Jörg Gumpelzheimer.

Personen

Wolfgang Gumpelzheimer (†1514) auch Gumpeltsheimer/Gumpelsheimer[1]
Jörg Gumpelzheimer (†1521)
Magdalena Gumpelzheimer (†15xx)

Standort

Pfarrkirche St. Jakob (Außen)
Südseite der Jakobskirche in der Nähe des Südportal.

Früherer Standort

Ursprünglich in der Nähe der Michaelskapelle.

Beschreibung

Querrechteckige Marmorplatte mit Dreiteilung: links und rechts Textfelder, in der Mitte Familienwappen der Gumpelzheimer gerahmt von Renaissance-Ornamenten und –motiven. In der Regel nach den einzelnen Wörtern Punkt in halber Höhe. Todesjahr und Todestag der Magdalena Gumpelzheimer nicht ausgefüllt. Unten verbleibender Freiraum. Das Mittelfeld zeigt eine von schlanken Pilastern flankierte, perspektivisch sich vertiefende Rundbogennische, aus deren Hintergrund das Wappen der Gumpelzheimer heraustritt. Dieses Wappen ist nicht nur ein hervorragendes heraldisches Werk, es ist eine Meisterleistung überhaupt. Besondere Aufmerksamkeit verdient das dekorative Detail der Nische. Die flachen, intarsienartigen Füllungen der Pilaster, die leicht modellierten Ranken des Bogens und die Zwickelmedaillons sind ohne die oberitalienischen Vorbilder kaum denkbar. Dies gilt auch für die eigenartige Belebung der Bogenlaibung durch vier halbfigurige Engel, die Girlanden tragen, auf denen wiederum Palmetten zu stehen scheinen. Von den stilisierten Wolken, aus denen sich die Engelskörper entwickeln, abgesehen, haben wir in dem Engelskranz ein reines Renaissancemotiv vor uns, das besonders auffallend an Goldschmiedearbeiten erinnert. [2] [3]

Material

Rotmarmor, stark ausgebleicht.

Maße

Höhe: 117 cm   Breite: 237 cm   
Buchstabenhöhe rechts: 8,5 9 und 6,3 cm
Buchstabenhöhe links: 11 12 und 9 cm

Transkription/Übersetzung

Inschrift links Inschrift rechts
Anno . m . vc . xiiii .
starb . der . Ersam .
wolfgang Gum
plczhaimer . an .
Erichtag . nach . de̅ .
andern . Sontag .
in . der . vastn . de̅ .
Got . genädig . sey
Anno . m . vc . xxi Ist
Gestorben . der . Ersam .
Jörg . Gumplczhaimer
an . pfintztag nach .
Sant michels tag dem
got Genadig sein welle
Anno . m . vc . […] Ist
Gestorben . Madælena .
sein . hausfraw . an .
[………………]

Erläuterung

Dieses Epitaph gehört zu den am häufigsten abgebildeten und behandelten Grabsteinen Wasserburgs. Zu den Personen: Porträt des Jörg Gumpelzheimer in Öl auf Holz, dargestellt im Alter von 40 Jahren.[4] Das Gemälde wurde von Stadtschreiber Joseph Heiserer am 19.3.1822 bei der Versteigerung des Nachlasses des letzten Beichtvaters Ruepp von Altenhohenau erworben und dem Magistrat als Eigentum überlassen. Die Gumpelzheimer machten mehrere Stiftungen für die Stadt.[5]

Wappen

Drei Gimpel in schräg rechtem Balken in schwarzem Schild (sprechendes Wappen); Springer gibt die Farben falsch wieder.

Meister

Seit Bezold[6] und Philipp Halm wird dieses Epitaph dem Wasserburger Bildhauer des Spätgotik Wolfgang Leb zugeschrieben. Mittlerweile wird die Autorschaft kritischer und differenzierter betrachtet, da nicht nur der Text in zwei unterschiedliche künstlerische Handschriften zerfällt, sondern auch die Renaissance-Ornamentik in Gegensatz zu dem spätgotischen Wappen mit Decke und Helmzier sowie den gotischen Buchstaben des Textes steht. Dazu kommt, dass die Lebens- und Arbeitsdaten Lebs die Zuschreibung des Gesamtepitaphs an ihn unwahrscheinlich machen: Leb dürfte nur von etwa 1486 bis 1514 in Wasserburg tätig gewesen sein. 1515 wird ein neuer Maler namens Wolfgang aufgenommen, während Niklas Leb, der Sohn von Wolfgang Leb, ab 1517 in Mühldorf als Bildschnitzer aufgenommen wird. Wolfgang Leb wird in Wasserburg urkundlich 1514 letztmalig erwähnt, das Todesdatum ist nicht bekannt. Lengl stuft das Epitaph unter den irrtümlichen Zuschreibungen an Leb ein. Liedke hält es für eine der letzten Arbeiten aus der Werkstatt Lebs, wobei die jüngere Inschrift für Jörg Gumpelzheimer wohl mit Recht schon dem Werkstattnachfolger zuzuschreiben ist.

Erhaltung

Gut.

Literatur

Museum Wasserburg a. Inn, Inv. Nr. 956 Porträt des Jörg Gumpelzheimer im Städtischen Museum.
Brunhuber, Zur Geschichte St.Jakobs 1911, 17.
Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi Nr. 109.
Bezold, Bezirksämter Traunstein und Wasserburg, 2087.
Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch, Nr. 40.
Höckmayr, Friedhöfe und Grabdenkmäler, Nr. 12.
Brunhuber, Zur Geschichte St.Jakobs, 31f.
Halm, Wolfgang Leb, 20f.
Halm, Süddeutsche Plastiken, 139-175.
Lengl, Rotmarmorgrabmäler Wolfgang Leb.
Liedke, Wolfgang Leb.

Zur Person:
Skrabal, Geschichte der Stadtpfarrei St. Jakob, 549.
Birkmaier, Das Testament des Jörg Gumpeltsheimer, 175-206.
Steffan, Das Schlößchen Weikertsham, 141–173.
Ernst, Molodovsky, Wasserburg, 16f.
Brunhuber, Die Gumpelzhaimer von Wasserburg, 30-31.
Brunhuber, Inventarium Georg Gumpelzhaimer, 2.
StadtA Wasserburg a. Inn, I3-225 bis I3-227.


Empfohlene Zitierweise:

Ferdinand Steffan, Grabdenkmal, Nr. 28, Gumpelzheimer, 1514, publiziert am 23.10.2020 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Grabdenkmal,_Nr._28,_Gumpelzheimer,_1514 (19.03.2024)

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  1. Ergänzung der Redaktion, Matthias Haupt: Wolfgang Gumpelzhaimer/Gumpelzheimer war 1510 Kämmerer, StadtA Wasserburg a. Inn, I1c56.
  2. Halm, Süddeutsche Plastiken, 139-175.
  3. Ernst, Molodovsky, Wasserburg, 16.
  4. Museum Wasserburg a. Inn, Inv. Nr. 956 Porträt des Jörg Gumpelzheimer im Städtischen Museum.
  5. Brunhuber, Zur Geschichte St.Jakobs 1911, 18.
  6. Bezold, Bezirksämter Traunstein und Wasserburg 2087.