Wappen und Siegel der Stadt Wasserburg
Autor: Daniel Rittenauer
Allgemeine Einführung
Die frühesten Darstellungen mittelalterlichen Wappen sind in der Regel auf Siegeln überliefert.[1] Der Beginn städtischer Siegel liegt im frühen 12. Jahrhundert; die ältesten Stadtsiegel im westeuropäischen Raum finden sich bei den Bischofsstädten am Rhein. Die Siegelführung durch Städte verbreitet sich im Folgenden rasch. Zu den häufigsten Symbolen, die sich auf frühen städtischen Siegeln fanden, zählen Stadtabbreviatur, Heilige und sprechende Figuren.
Wasserburg am Inn gehört hingegen zu den wenigen Städten, die im 13. bzw. frühen 14. Jahrhundert einen Löwen als Wappentier führten. Der steigende, gekrönte Löwe im Wasserburger Wappen ist erstmals auf einem Siegelabdruck aus dem Jahr 1292 überliefert, dessen Entstehung für die Mitte des 13. Jahrhunderts angenommen wird.[2] Farbige Darstellungen des Wappens existieren ungefähr ab dem 14. / 15. Jahrhundert; sie sind hauptsächlich in Rot und Silber gehalten. Als sicher darf angenommen werden, dass der Löwe, der ab dem 12. Jahrhundert zum beliebtesten Wappentier innerhalb des europäischen Adels wurde , von einem Adelsgeschlecht übernommen worden ist. In Frage kommen hierbei zum einen die Grafen von Wasserburg, zum anderen die bayerischen Herzöge aus der Familie der Wittelsbacher, die 1229 erstmals einen Löwen in ihrem Herzogssiegel führten, der auf ihre Verbindung mit den Pfalzgrafen bei Rhein zurückgeht.
Es soll bereits an dieser Stelle vorab festgestellt werden, dass der Löwe im Wappen der Stadt Wasserburg wittelsbachischer Herkunft ist. Allerdings bringt diese Zuweisung auch klärungsbedürftige Probleme mit sich, zu deren Lösung im Folgenden ein Beitrag geleistet werden soll. Vor allem stellt das Wasserburger Stadtwappen für seine Zeit eine bemerkenswerte Singularität unter den wittelsbachisch-bayerischen Städten dar: Keine andere Stadt im Herzogtum Bayern, für die in der Zeit, aus der das erste Wasserburger Siegel überliefert ist, führte darin ausschließlich einen Löwen. Wenn im 13. Jahrhundert die landesherrliche Zugehörigkeit in kommunalen Siegeln bzw. Wappen zum Ausdruck kam – und das war noch nicht häufig der Fall –, so erfolgte dies bevorzugt durch die bogischen Wecken. Lediglich Rain am Lech und wahrscheinlich auch Schrobenhausen führten – allerdings in Verbindung mit den Wecken – den pfälzischen Löwen in ihren Siegeln, die für die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert überliefert sind. In späteren Wappendarstellungen folgen diese Städte schließlich – anders als Wasserburg – der Tingierung des pfälzischen Löwen (Gold und schwarz sowie rot). Eine besondere Notwendigkeit, den Löwen im Stadtwappen von Wasserburg zur besseren Unterscheidung von Wappen anderer Städte in anderen Farben als den pfälzischen zu gestalten, lag wegen nicht bestehender Verwechslungsgefahr eigentlich nicht vor.
Empfohlene Zitierweise:
Daniel Rittenauer, Wappen und Siegel der Stadt Wasserburg, publiziert am 21.12.2018 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Wappen_und_Siegel_der_Stadt_Wasserburg (31.10.2024)
- ↑ Vgl. im Folgenden Toni Diederich, Städtische Siegelführung im Mittelalter, in: Klaus Fink/Wilhelm Jansen (Hg.), Grundherrschaft und Stadtentstehung am Niederrhein. Referate der 6. Niederrhein-Tagung des Arbeitskreises Niederrheinischer Kommunalarchivare für Regionalgeschichte (24.-25. Februar 1989 in Kleve) (Klever Archiv 9), 1989, 79-98. Alois Niederstätter, Das Stadtsiegel. Medium kommunaler Selbstdarstellung. Eine Annäherung anhand von Beispielen aus dem habsburgisch-österreichischen Alpen- und Donauraum, in: Ferdinand Opll (Hg.), Bild und Wahrnehmung der Stadt (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 19), 2004, 143-153. Wilfried Schöntag, Kommunale Siegel und Wappen in Südwestdeutschland. Ihre Bildersprache vom 12. bis zum 20. Jahrhundert, 2010.
- ↑ Allgemeine Informationen zum Wappen der Stadt Wasserburg, wie auch zu anderen Wappen bayerischer Kommunen wurden der beim Haus der Bayerischen Geschichte angesiedelten Datenbank https://www.hdbg.eu/gemeinden/web entnommen.