Grabdenkmal, Nr. 67, Römersthal, 1634
Autor: Ferdinand Steffan/Redaktion
Diese Seite wird derzeit erstellt. Wir bitten noch um etwas Geduld.
Personen
Anna Margarita Baronesse von Römersthal (Ehefrau).
Maria Susanna von Römersthal (Tochter).
Wolfgang Simon von Römersthal (Ehemann/Vater).
Standort
Estermann-Kapelle, in der Mitte als Bodenbelag.[1]
Früherer Standort
in dasiger Pfarrkirche auf der Evangeliums Seite des Chor Altars in St. Barbara Kapelle, an der Mauer enspricht der Kapelle 3,[2] dem heutigen Nordeingang.
Beschreibung
Mächtiges, in zwei Teile zersprungenes Epitaph, das sicher einst aufrecht stand. Rand mit Rollwerk, Knorpelwerk und Voluten – teilweise mit Mörtel verschmiert. In der Sockelzone zwei Wappenkartuschen mit den Familienwappen, dazwischen Totenkopf auf Gebein.
Material
Rotmarmor.
Maße
Höhe: 201 cm Breite: 104 cm
Transkription/Übersetzung
Inschrift Original | Deutsche Übersetzung[3] |
---|---|
Salve VIATOR. ET DVM TRANSIS, ETIAM HINC DIS CE OMNIA TRANSIRE. DVO NOBILISSI MA FVNERA HIC VNVS TIBI LAPIS INDICAT. VNVM EST ILLVSTRIS. ET GENEROSÆ FOEMINÆ ANNÆ MARGARITÆ BARO NESSÆ A RÖMERSTHAL, EX NOBILISS(ima). FA MILIA DE WELDEN ORIVNDÆ. HÆC INTE GERRIMIS MORIBVS ÆTATIS SVÆ AN O XLV. CHRISTI VERO MDCXXXIV, DIE IV. MENSE APRI LIS CRASSANTE MORBO WASSERBVRGI CORREPTA ATQVE E VIVIS SVBDVCTA EST. HANC EODEM CHRISTI AN O DIE VII MENSIS MAII SE CVTA EST FILIA ÆQ(ue) ILLVSTRIS AC GENEROSA MARIA SVSANNA ANNORVM XVII VIRGO HÆC TEMPORIS DVRI DVRA DVO FATA DVRO MARMORI INSCRIPSIT MOESTVS CONIVNX ET PARENS WOLFGANGVS SIMON L(iber) B(aro) A RÖMERS THAL, SERENISSIMORVM MAXIMILI ANI ELECTORIS ET ALBERTI BAVARIÆ ETC. DVCVM A CVBICVLIS ET CONSILI IS, NEC NON IVNIORVM S(ereni)S(imo).RVM PRIN CIPVM PRO TEMPORE PRÆFECTVS. P. M. |
Sei gegrüßt, Wanderer. Und während du vorübergehst, lerne auch von hier, dass alles vergeht. Zwei sehr vornehme Gräber dir dieser eine Stein anzeigt. Das eine ist das der sehr vornehmen und edlen Frau Anna Margarita Baro- nesse von Römersthal, aus der sehr edlen Fa- milie von Welden stammend. Diese, von unbescholtenem Charakter, ist in ihrem 45. Lebensjahr, aber im 1634. Jahr Christi (nach Christi Geburt), am 4. April von der grassierenden Krankheit in Wasserburg dahingerafft und den Lebenden entrissen worden. Ihr ist im gleichen Jahre Christi am 7. Mai ihre Tochter nachgefolgt, die ebenso vornehm und edel war, Maria Susanna, ein Mädchen von 17. Jahren. Diese beiden harten Schicksalsschläge einer harten Zeit hat dem harten Marmor eingeschrieben der traurige Gatte und Vater, Wolfgang Simon Freiherr von Römersthal, des durchlauchtigsten Maximilian, Kurfürst und Herzog, und des durchlauchtigsten Albert von Bayern, Herzog, Kammerherr und Rat, und außerdem der durchlauchtigsten jungen Prinzen zeitweiliger Hofmeister. In frommem Gedenken. |
Erläuterung
Anna Margarita von Römerthal stammt aus dem Rittergeschlecht derer von Welden, einem gleichnamigen Ort mit ehemaliger Burg im Landkreis Augsburg. Ende des 16. Jahrhunderts mussten Michael und Karl von Welden den hochverschuldeten Besitz an die Freiherren von Fugger verkaufen. Die Welden erreichten später hohe Stellungen an den umliegenden Höfen. Von ihrem Alter her könnte Anna Margarita von Michael oder Karl von Welden abstammen. Zu den Römersthal gibt es zunächst keinerlei Angaben, außer dass der hinterbliebene Freiherr Wolfgang Simon am Münchner Hof eine höhere Funktion innegehabt hat, die am Epitaph beschrieben wird. Für Anna Margarita von Römersthal existiert noch ein schlichteres Epitaph an der Nordseite der Pfarrkirche Grabdenkmal, Nr. 14, Romersthal, 1634. Da dort die im Mai verstorbene Tochter noch nicht erwähnt ist, kann angenommen werden, dass die einfache Platte unmittelbar nach dem Tod im April geschaffen wurde, während die ausführliche Inschrift mit den Wappen erst später in Auftrag gegeben worden ist. Die Abkürzung piae memoriae könnte auch mit pro memoria = zum Gedächtnis aufgelöst werden. Mit der grassierenden Krankheit ist die Pest gemeint, die 1634 in Wasserburg herrschte und zum sogenannten Großen Gelübde führte. Rat, Bürgerschaft und Verwaltungsbeamte des Pfleggerichts verpflichteten sich, zur Abwendung der Pest die Pfarrkirche neu auszustatten. In Erinnerung an dieses Gelübde wird noch heute der Festtag des hl. Sebastian feierlich begangen. Lehner gibt nur die einfache Inschrift wieder, der lange Text für Mutter und Tochter fehlt. Lobming führt neben der großen Platte für die Mutter an der Außenseite der Kirche eine dritte, einfachere Inschrift für die Tochter Maria (Sus-)Anna auf.[4] Eine Ursula Freifrau von Römersthal, geborene Puechleitner, Freiin von und zu Sünzing, hatte bei/vor ihrem Tod 1643 ein Legat von 150 Gulden der Pfarrkirche St. Jakob vermacht, wobei sich ihr Gatte Wolf Simon Freiherr von Römersthal verpflichtete, jährlich die Zinsen der Schulden von der Beerdigung seiner Frau und Tochter zu begleichen, widrigenfalls sein Hab und Gut verpfänden zu lassen. Hinsichtlich dieser Zahlungen, welche die Beerdigung und den Grabstein einschlossen, der von einem Schiffmann von Passau nach Wasserburg verfrachtet worden war, entspann sich ein jahrzehntelanger Streit, der erst am 24. Juni 1673 beigelegt werden konnte. Die Verstorbenen sollten in der Barbara-Kapelle ihre Ruhestätte finden und ihrer Seele(n) ordentlich gedacht werden. Es fällt aber auf, dass in den Streitakten der Name des Verstorbenen mit Maria Ursula angegeben wird, während das große Epitaph die Namen Anna Margarita (Ehefrau) und Maria Susanna (Tochter) trägt. Die Angaben zum Ehemann und Ort der Bestattung sind identisch. Zur Herkunft des Epitaphs lässt sich nur sagen, dass der Transport von Passau aus erfolgte - es wäre aber auch denkbar, dass der Stein in Salzburg bearbeitet wurde und dann auf der Salzach über Passau nach Wasserburg gebracht wurde.[5]
Wappen
Allianzwappen – zwei barocke Schilde mit großen Voluten oben und unten rechts das der Römersthal: geviertet, 1 / 4 Kreuz mit gezackten Umrissen auf einem ebenfalls gezacktem Untergrund, 2 / 3 geteilt, oben Feh, unten unbestimmbar (keine Wiedergaben bei Siebmacher[6]). Links Wappen derer von Welden: gespalten in rot und einmal geteilt in grün und weiß.[7]
Erhaltung
Die Ränder mit den Voluten sind stark mit Mörtel verschmiert, sodass die Feinheiten verloren gehen. Waagrechter Bruch in der Mitte.
Literatur
Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi Nr. 66.
Bezold, Bezirksämter Traunstein und Wasserburg, 2082.
Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch, Nr. 74.
Höckmayr, Friedhöfe und Grabdenkmäler, 37f.
Maier, Lateinische Grabinschriften, 20 - 22.
Siebmacher, Wappenbuch von 1605, Nr. 134.
Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Steffan, Grabdenkmal, Nr. 67, Römersthal, 1634, publiziert am 12.08.2019 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Grabdenkmal,_Nr._67,_R%C3%B6mersthal,_1634 (31.10.2024)
Lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht-kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
- ↑ Kapelle Nr. 7 vgl. Kebinger, Kapellenkranz St. Jakob, 45-47.
- ↑ Kapelle Nr. 3 vgl. Kebinger, Kapellenkranz St. Jakob, 35-36.
- ↑ Maier, Lateinische Grabinschriften, 20-22.
- ↑ Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi, Nr. 66.
- ↑ StadtA Wasserburg a. Inn, I2b61
- ↑ Siebmacher, Wappenbuch von 1605.
- ↑ Siebmacher, Wappenbuch von 1605, Nr. 134.