Bayerisches Rautenwappen und Wasserburg: Unterschied zwischen den Versionen

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===Rauten in der Frühzeit der Heraldik===
 
===Rauten in der Frühzeit der Heraldik===
Fast ähnlich beliebt wie Adler und Löwe sind Schach1 und Raute2, beide sind sich im Aufbau ähnlich. Oft wird der gesamte Schild geschacht oder gerautet, dies lässt wieder an die Schildbespannung der Kreuzritter mit gemusterten orientalischen Stoffen als Ursprung denken. Das Schach, bei dem der Schild mit einer gleichen Anzahl von rechtwinkligen Spaltungs- und Teilungslinien belegt ist, ist als Wappen nachweisbar ab 11413. Im  Wohl eine Abwandlung des Schachs sind die Rauten, wobei der wesentliche Unterschied der ungleiche Winkel beim Aufeinandertreffen der Linien ist, die einzelne Raute erhält damit die Form eines Rhombus. Nur in der deutschen Heraldik existieren noch die Figuren Wecken (längliche Rauten)4 und Spindeln (besonders schlanke Form der Wecke)5. Beim bayerischen Wappen existiert auch in der Fachliteratur keine eindeutige Unterscheidung, die Begriffe Wecken und Rauten werden zumeist synonym verwendet und in der amtlichen Definition des StMI ist nur von Rauten die Rede.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StMI: Staatssymbole des Freistaates Bayern|StMI: Staatssymbole des Freistaates Bayern]].</ref>
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Fast ähnlich beliebt wie Adler und Löwe sind Schach1 und Raute2, beide sind sich im Aufbau ähnlich. Oft wird der gesamte Schild geschacht oder gerautet, dies lässt wieder an die Schildbespannung der Kreuzritter mit gemusterten orientalischen Stoffen als Ursprung denken. Das Schach, bei dem der Schild mit einer gleichen Anzahl von rechtwinkligen Spaltungs- und Teilungslinien belegt ist, ist als Wappen nachweisbar ab 11413. Wohl eine Abwandlung des Schachs sind die Rauten, wobei der wesentliche Unterschied der ungleiche Winkel beim Aufeinandertreffen der Linien ist, die einzelne Raute erhält damit die Form eines Rhombus. Nur in der deutschen Heraldik existieren noch die Figuren Wecken (längliche Rauten)4 und Spindeln (besonders schlanke Form der Wecke)5. Beim bayerischen Wappen existiert auch in der Fachliteratur keine eindeutige Unterscheidung, die Begriffe Wecken und Rauten werden zumeist synonym verwendet und in der amtlichen Definition des StMI ist nur von Rauten die Rede.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StMI: Staatssymbole des Freistaates Bayern|StMI: Staatssymbole des Freistaates Bayern]].</ref>
  
 
Rauten sind aber keine ausschließlich bayerische heraldische Figur. Früh erscheint es in Frankreich, z.B. beim Haus Craon6. Prominent ist das Rautenwappen der ursprünglich Genuesischen Adelsfamilie Grimaldi, das sich heute im Staatswappen von Monaco befindet.7 Auch Deutschland sind Rauten bei mehreren Adelsfamilien vorzufinden, bekannt sind die „Teckschen Wecken“ einer Seitenlinie der Zähringer Herzöge8.  
 
Rauten sind aber keine ausschließlich bayerische heraldische Figur. Früh erscheint es in Frankreich, z.B. beim Haus Craon6. Prominent ist das Rautenwappen der ursprünglich Genuesischen Adelsfamilie Grimaldi, das sich heute im Staatswappen von Monaco befindet.7 Auch Deutschland sind Rauten bei mehreren Adelsfamilien vorzufinden, bekannt sind die „Teckschen Wecken“ einer Seitenlinie der Zähringer Herzöge8.  
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==Die Siegel der Grafen von Wasserburg==
 
==Die Siegel der Grafen von Wasserburg==

Version vom 24. April 2024, 21:13 Uhr


Ausführliche/Alt. Überschrift

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Autorenzeile

Einführung

Siegel Herzog Ludwig II. der Strenge 1247

Seit dem Spätmittelalter verwendete das bayerische Herrscherhaus den Weiß (heraldisch: silber) und Blau schräg gerauteten Schild als Wappen und bis in die Gegenwart wird dieser im großen und kleinen Staatswappen als Hoheitssymbol des bayerischen Staates verwendet.[1] Darüber hinaus sind die Rauten (je nach Definitionsauffassung auch als Wecken bezeichnet) das allgemein anerkannte, vielfach verwendete Symbol für Bayern. Zum ersten mal nutze der Wittelsbacher Ludwig der Strenge (* 13. April 1229 in Heidelberg; † 2. Februar 1294 ebd., ab 1253 Herzog von Bayern und Pfalzgraf bei Rhein) den Rautenschild an seinem Siegel an einer Urkunde des Klosters Seeon vom 19. November 1247.[2] Die Herkunft der Rauten wurde seit dem späten 18. Jahrhundert in Gelehrtenkreisen diskutiert, Theorien über eine Abstammung von den Welfen, den Grafen von Wasserburg und den Grafen von Bogen standen im Raum. Letztere hat sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts in der offiziellen Darstellung durchgesetzt, wobei ein wissenschaftlich fundierter Nachweis nicht erbracht werden kann. Ebensowenig kann die Wasserburger These ausgeschlossen werden, welche in vorliegendem Beitrag erläutert wird.

Die Frühzeit der Heraldik im 12. Jahrhundert

Entstehung des Wappenwesens

Das europäische Wappenwesen entstand zur Zeit der Kreuzzüge und hat vermutlich seinen Ursprung in den Militäremblemen byzantinischer und orientalischer Heere. Gemusterte orientalische Stoffe wurden als Banner und wohl auch als Schildbespannung genutzt.[3] Die Verleihung eines Wappens im klassischen Sinne, nämlich eines Schildes mit gemalten Löwen, ist für das Jahr 1127 belegt: Der König von England verleiht das Wappen seinem Schwiegersohn Gottfried Plantagenet.[4] Erhalten sind aus dieser Frühzeit der Heraldik vor allem Reitersiegel, die im gesamten europäischen Kulturraum ähnlich ausgestaltet sind. Im Regelfall ist dort der Siegelinhaber in voller Rüstung zu Pferde dargestellt. Über dem Kettenpanzer trägt er eine Tunkia, auf dem Kopf einen geschlossenen Topfhelm oder einen offenen Normannenhelm. In einer Hand hält er eine Schild mit dem eigentlichen Wappenbild, in der Hand hält er eine Lanze, an der ein Banner befestigt ist, welche das Wappenbild wiederholen kann. Bei Landesherren ist das Banner dreizipflig und oft gerautet.[5] Einige heute noch verwendete Länderwappen sind so zum ersten mal auf Reitersiegeln anzutreffen: Der Thüringer Löwe im Siegel Landgraf Herrmanns von 1209 oder die staufischen drei übereinanderschreitenden Löwen im Siegel Herzog Heinrichs von Schwaben von 1216, die heute im Landeswappen von Baden-Württemberg zu finden sind. Vereinzelt existieren auch Siegel, die nur den Wappenschild enthalten (z.B. der schon erwähnte Rautenschild Herzog Ludwigs des Strengen 1247) oder auch nur die Wappenfigur ohne Schild (Heinrich der Löwe um 1180).[6] Sehr häufig treten in den frühen die bereits in der Antike verwendeten Machtsymbole Adler und Löwe auf, die für den deutschen Kulturraum gelegentlich auch als Symbol der kaiserlich-staufischen (Adler) oder welfischen Partei (Löwe) interpretiert werden. Diese werden auch von den ersten Wittelsbacher Herzögen verwendet: Otto I. und Ludwig I. der Kehlheimer führen einen Adler, Otto II. der Erlauchte, der über seine Frau Agnes die Rheinpfalz erbt, den Pfälzer Löwen.[7]

Rauten in der Frühzeit der Heraldik

Fast ähnlich beliebt wie Adler und Löwe sind Schach1 und Raute2, beide sind sich im Aufbau ähnlich. Oft wird der gesamte Schild geschacht oder gerautet, dies lässt wieder an die Schildbespannung der Kreuzritter mit gemusterten orientalischen Stoffen als Ursprung denken. Das Schach, bei dem der Schild mit einer gleichen Anzahl von rechtwinkligen Spaltungs- und Teilungslinien belegt ist, ist als Wappen nachweisbar ab 11413. Wohl eine Abwandlung des Schachs sind die Rauten, wobei der wesentliche Unterschied der ungleiche Winkel beim Aufeinandertreffen der Linien ist, die einzelne Raute erhält damit die Form eines Rhombus. Nur in der deutschen Heraldik existieren noch die Figuren Wecken (längliche Rauten)4 und Spindeln (besonders schlanke Form der Wecke)5. Beim bayerischen Wappen existiert auch in der Fachliteratur keine eindeutige Unterscheidung, die Begriffe Wecken und Rauten werden zumeist synonym verwendet und in der amtlichen Definition des StMI ist nur von Rauten die Rede.[8]

Rauten sind aber keine ausschließlich bayerische heraldische Figur. Früh erscheint es in Frankreich, z.B. beim Haus Craon6. Prominent ist das Rautenwappen der ursprünglich Genuesischen Adelsfamilie Grimaldi, das sich heute im Staatswappen von Monaco befindet.7 Auch Deutschland sind Rauten bei mehreren Adelsfamilien vorzufinden, bekannt sind die „Teckschen Wecken“ einer Seitenlinie der Zähringer Herzöge8.

Erwähnt soll hier noch der geschachte Schild im Stammwappen der Sponheimer sein, einer ursprünglich rheinländischen Familie, von der sich ein bayerischer Zweig als Grafen von Ortenburg abspaltet, der die Pfalzgrafenwürde erlangte und damit im alten Herzogtum Bayern nach dem Herzog selbst an zweiter Stelle in der Adelshierarchie kam. Diese Familie war mit den mächtigen altbayerischen Grafengeschlechtern verschwägert, so auch mit den Grafen von Wasserburg.

1 [9] de.wikipedia.org/wiki/Geschacht_(Heraldik) 2 [10] https://de.wikipedia.org/wiki/Raute_(Heraldik) 3 [11] 4 [12] https://de.wikipedia.org/wiki/Wecke_(Heraldik) 4 [13] https://de.wikipedia.org/wiki/Spindel_(Heraldik) 5 [14] https://de.wikipedia.org/wiki/Craon_(Adelsgeschlecht) 6 [15] Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Coat_of_arms_of_Monaco 7 [16]

Die Siegel der Grafen von Wasserburg

Die siegelführenden Grafen

Die siegelführenden Grafen

Theorie der Herkunft des Wittelsbacher Rautenwappens aus Wasserburg