Brucktor

Aus Historisches Lexikon Wasserburg
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Autor: Gerald Dobler

Brucktor

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Einführung

Inhalt

Geschichte / Baugeschichte

Die Innbrücke wird zum ersten Mal um 1204 erwähnt.[1] Damit ist wohl auch vom Vorhandensein des Brucktors auszugehen.

1374 erfolgte angeblich ein Neubau des Brucktors (Denkmalliste), es handelt sich aber offenbar nur um eine Erwähnung.[2]

In den Jahren ab 1415 wurde es im Rahmen der Neubefestigung Wasserburgs durch Herzog Ludwig den Gebarteten von den Bürgern der Stadt neu errichtet: „It(e)m den Turr(n)n bej dem fleischauß habent die bürg(er) auf vnnsers gnedigen herrn hertzog ludwigs n(ach) sein(er) gnad(e)n beger(e)n von new(e)m aufgepawt“.[3]

Von Mitte Oktober 1470 bis Juli 1471 erfolgte der Neubau des Brucktors durch Meister Wolfgang [Wiser] und Meister Steffan, Stadtmeister, Zimmermann. [4]

1568 erfolgte eine Renovierung des Brucktores (Malereien an der Südfassade).[5]

1630 wurden die Malereien der Südseite durch den Wasserburger Maler Wolfgang Pittenharter renoviert.[6]

1793 kam es vielleicht zu einer Renovierung des Brucktors (Jahreszahl an der Nordseite).[7]

Ansicht des Brucktors von Süden, vor 1827
Ansicht des Brucktors und der angrenzenden Gebäude von Süden, vor 1827

1827/28 wurde das Brucktor renoviert. Dabei wurde die Durchfahrt auf 3,80 m erweitert und erhöht und das gotische Gewölbe durch ein neues „flaches Kuppelgewölbe“ ersetzt.

1856 wurde die Innbrücke für die Innschiffahrt um 5 Fuß (ca. 1,50 m) erhöht und der Boden der Durchfahrt angehoben.[8] Die Durchfahrt war jetzt rundbogig, das Erdgeschoss besaß an der Südseite eine Bandrustika (Foto um 1900).

1890 restaurierte bzw. erneuerte der Wasserburger Maler Heinrich Dendl die Malereien an der Südseite des Brucktors. „Zwei abgenommene Köpfe der alten Fresken“ wurden in das städtische Museum verbracht.[9]

Ansicht des Brucktors von Süden, um 1900
Ansicht des Brucktors von Norden, 1915-17

1921 wurde das Stadtwappen von 1793 an der Nordseite des Brucktors durch Malermeister Breit erneuert.[10]

1929 erweiterte man im Zuge der Erneuerung der Innbrücke nach deren Zerstörung durch einen Eisstoß die Tordurchfahrt ein weiteres Mal, von 3,80 auf 5,05 bzw. 4,75 m (Stadtseite), baute ein neues Betongewölbe ein und legte die seitlichen Fußgängerdurchgänge an. Die Fassadenbemalung erfuhr eine Instandsetzung.[11]

Ansicht des Brucktors von Norden, nach 1929

Beschreibung

Das Brucktor, auch Turm bei dem Fleischhaus (1415/16) und Inntor (1703) genannt, ist ein quadratischer, fünfgeschossiger Torturm mit Zinnen, der von den breiten Gebäudeblöcken des bündig ansetzenden ehemaligen Spitals (westlich) und des leicht vorspringenden ehemaligen Fleischhauses (östlich)[12] flankiert wird.

An der Außenseite werden durch Horizontalgesimse vier Geschosse gebildet. Das Erdgeschoss mit der segmentbogigen Durchfahrt wurde 1929 Richtung Westen verbreitert.

Im 1. Obergeschoss findet sich die Bemalung von 1568, die zwei rechteckige Fenster umschließt. Sie zeigt einen illusionistisch in Untersicht dargestellten runden, nach oben offenen Hof mit rotbraunen Wänden und antikisierendem Abschlussgesims. Links und rechts stehen zwei geharnischte Krieger mit Fahnen in den Farben Bayerns und Wasserburgs. In der Mitte zwischen den Fenstern steht eine Blumenvase mit weißen Lilien, darüber schwebt in einer runden Gloriole Jupiter auf einem Adler in den angedeuteten Hof herab, mit dem Blitzbündel in der Linken, der ... in der Rechten, überfangen von einem bogenförmigen Schleiertuch (Velum). Die beiden Fenster besitzen aufwändige ornamentale Rahmungen mit Rollwerkmotiven in Grisaille-Technik, mit seitlichen Karyatiden, einer Bekrönung aus seitlichen Pferdebüsten, einer geflügelten Engelsbüste und einem Medaillon mit antikisierendem Kopf im Profil. Ein heute leeres Medaillon befindet sich auch unter dem Fenster. In dem Bild stecken zwei eiserne Kanonenkugeln von ...

Im 2. Obergeschoss aus zwei Wohngeschossen befinden sich in der Mitte im unteren Teil das Wasserburger Wappen, in entsprechend gestalteter, aber farbiger Rahmung mit geflügelten Engelsbüsten und der Jahreszahl der Renovierung 1890, darüber das Zifferblatt der Uhr. Die vier rechteckigen Fenster besitzen wiederum Rahmungen in Grisaille-Technik, mit seitlichen Karyatiden.

Im 3. Obergeschoss ist mittig eine schlichte Sonnenuhr aufgemalt, mit der bekannten Beischrift "Die Sonn keen Stund zeigt an wo ma nit Sterben kann." Links und rechts befinden sich hier zwei kleine Rundfenster. Der Zwischenraum zwischen den abschließenden Zinnen ist offenbar nachträglich bis etwa zur halben Höhe ausgemauert worden.

Vor 1827 war die Durchfahrt noch in der ursprünglichen Form erhalten, spitzbogig und mit einer rechteckigen Blende für die Zugbrücke, mit den Rollen für die Aufziehmechanik in den oberen Ecken. Seitlich befanden sich offenbar zwei schmale gemalte rundbogige Türen oder Nischen. Über der Durchfahrt war in einer Rollwerkkartusche offenbar die Jahreszahl "MDCLXVIII", 1668 angebracht (wohl verschrieben für "MDLXVIII", 1568), seitlich zwischen je vier Kanonenkugeln Schilde mit dem bayerischen und dem Wasserburger Wappen. Die beiden Kanonenkugeln im Bild von 1568 waren offenbar noch nicht vorhanden. Im 2. Obergeschoss befand sich anstelle des Wasserburger Wappens ein großes Rundmedaillon mit einem Allianzwappen Bayern-Österreich mit Helmzier, das offensichtlich auf Herzog Albrecht V. von Bayern (* 29.2.1528, † 24.10.1579) und seine Frau Anna von Österreich (* 7.7.1528, † 16.10.1590) verwies. Die vier Fenster besaßen keine Rahmung. Die Sonnenuhr schließlich war wohl etwas aufwändiger gestaltet, zumindest sind eingerollte Enden des eckigen Bandes mit den Ziffern zu erkennen.[13]

Die Malereien an der Außenseite wurden von Ernst, Willi und Edmund/Molodovsky, Nikolai, Wasserburg, 4. Auflage Freilassing 1988, 44 Hans Bocksberger d. J. (* 1539) zugeschrieben. Nach Geissler, Heinrich, Christoph Schwarz, Diss. masch. Freiburg 1960, 151, Anm. 1 kommen aus stilistischen Gründen weder Bocksberger noch Schwarz in Frage.[14]

An der Innenseite ...

Quellen

StadtA Wasserburg a. Inn, II2728, Erweiterung des Brucktores, 1824-1930.


Literatur

Empfohlene Zitierweise:
Gerald Dobler, Brucktor, publiziert am 26.10.2019 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Brucktor (07.05.2024)

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  1. MB II, 450, Urkunden des Klosters Frauenchiemsee, Nr. 6. Auch in Urkunden im StadtA Wasserburg vom 24.8.1338 und vom 17.9.1338 wird jeweils nur die Brücke erwähnt
  2. So Heiserer 1857 (StadtA Wasserburg a. Inn, II170), der für 1374 die Erwähnung des Brucktors und der Innbrücke in einer herzoglichen Begnadigungsurkunde nennt.
  3. StadtA Wasserburg a. Inn, I1c1, Kopialbuch der Stadt Wasserburg.
  4. Stadtkammerrechnung 1470, StadtA Wasserburg a. Inn, I1c428.
  5. Nach Geiger 1980, 58 durch Christoph Schwarz und Johann Bocksberger.
  6. Kaeppele 2003, 281, nach Geissler 1960.
  7. Nach Geiger 1980, 58 fand in diesem Jahr der letzte bayerische Kreistag in Wasserburg statt. Die Jahreszahl könnte somit auch an dieses Ereignis erinnern.
  8. Heiserer 1860, 274.
  9. Schnepf 1898, 6. Die beiden Freskenreste hatten nach Auskunft des früheren Museumsleiters, Herrn Ferdinand Steffan, durch schlechte Lagerung ihre Malschicht vollständig eingebüßt und wurden deshalb nach Rücksprache mit Restauratoren und dem damaligen Bürgermeister Dr. Geiger entsorgt (mail vom 16.7.2018).
  10. Notiz des 1. Bürgermeisters Winter vom 27.7.1921, loses Blatt in Heiserer 1857
  11. StadtA Wasserburg a. Inn, II962.
  12. Das Fleischhaus wurde nach Geiger 1980 (HAI 1), 58 1619 in die Hofstatt verlegt.
  13. Zeichnung vor 1827, Museum Wasserburg 7240/420; Heiserer 1860, 273f.
  14. Nach Kaeppele, Susanne, Die Malerfamilie Bocksberger aus Salzburg, Salzburg 2003, 281. Nach Kaeppele 2003, 13, 177 ist Bocksberger 1563 in Salzburg, zuvor neben seinen fünfjährigen Wanderjahre und danach wohl in München, aber bereits 1564 in Nürnberg nachgewiesen. 1579 erscheint er dann als Bürger von Wien. Sandrart nannte in seiner "Teutschen Academie" von 1675-80 "sehr viel Haeuser in Augstburg / Salzburg / Muenchen / Regenspurg / Ingolstadt und Passau", die von Bocksberger bemalt wurden (Kaeppele 2003, 177).