Erster Weltkrieg: Unterschied zwischen den Versionen

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(Zur Situation in Wasserburg 1914)
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Auch in Wasserburg dürfte die Kriegsbegeisterung groß gewesen sein. Und es darf die These gewagt werden, dass auch hier die militärische Option gegenüber der politischen die Oberhand behielt. Allerdings wurden die Ereignisse ab dem 23. Juli 1914, dem Tag, als  der französische Staatspräsident Poincaré St. Petersburg verließ und die Österreichisch-Ungarische Regierung der Serbischen ihr Ultimatum vorlegte, weder in der Ausgabe des Wasserburger Anzeigers vom 25. Juli 1914 noch in der vom 28. Juli 1914 erwähnt. Dies geschah erst am 30. Juli 1914. Viele andere Zeitungen berichteten bereits ab 24. Juli 1914 über diese Note, deren Ton als harsch und undiplomatisch interpretiert wurde <ref>Vgl. [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Kellerhoff, Heimatfront|Kellerhoff, Heimatfront]], S. 28. </ref>.  
 
Auch in Wasserburg dürfte die Kriegsbegeisterung groß gewesen sein. Und es darf die These gewagt werden, dass auch hier die militärische Option gegenüber der politischen die Oberhand behielt. Allerdings wurden die Ereignisse ab dem 23. Juli 1914, dem Tag, als  der französische Staatspräsident Poincaré St. Petersburg verließ und die Österreichisch-Ungarische Regierung der Serbischen ihr Ultimatum vorlegte, weder in der Ausgabe des Wasserburger Anzeigers vom 25. Juli 1914 noch in der vom 28. Juli 1914 erwähnt. Dies geschah erst am 30. Juli 1914. Viele andere Zeitungen berichteten bereits ab 24. Juli 1914 über diese Note, deren Ton als harsch und undiplomatisch interpretiert wurde <ref>Vgl. [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Kellerhoff, Heimatfront|Kellerhoff, Heimatfront]], S. 28. </ref>.  
  
Im Wasserburger Anzeiger vom 30. Juli 1914 wird die Kriegsbegeisterung deutlich ausgesprochen: Ein Wasserburger, er wird namentlich „Hr. Ing. Huber“ genannt, er weilte im Juli 1914 in Wien, schrieb an seine Angehörigen und erwähnte hier, dass man es eine „Erlösung gefunden“ habe, „daß es einmal losgeht. Vor russischem Eingriff hat man keine Angst.“<ref><span style="color:red;">FN WRID NOCH ANGEPASST</span> [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Wasserburger Anzeiger, 20.1.1932|Wasserburger Anzeiger, 20.1.1932]], S. 1. </ref>.
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Im Wasserburger Anzeiger vom 30. Juli 1914 wird die Kriegsbegeisterung deutlich ausgesprochen: Ein Wasserburger, er wird namentlich „Hr. Ing. Huber“ genannt, er weilte im Juli 1914 in Wien, schrieb an seine Angehörigen und erwähnte hier, dass man es eine „Erlösung gefunden“ habe, „daß es einmal losgeht. Vor russischem Eingriff hat man keine Angst.“<ref><span style="color:red;">FN WRID NOCH ANGEPASST</span> [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Wasserburger Anzeiger, 30.07.1914|Wasserburger Anzeiger, 30.07.1914]], S. 1. </ref>.
  
 
== Anfängliche Begeisterung bei der Rekrutierung - und die sich daran anschließende Ernüchterung ==
 
== Anfängliche Begeisterung bei der Rekrutierung - und die sich daran anschließende Ernüchterung ==

Version vom 2. Juni 2023, 09:29 Uhr

Autor: Peter Rink

Der Erste Weltkrieg und seine Auswirkungen auf Wasserburg

Die Lage in Europa 1914

In den Jahren vor 1914 dürfte Europa wohl auf dem Höhepunkt seiner globalen Dominanz gestanden haben. Durch die industrielle Revolution und die Bevölkerungsexplosion war es den Staaten in Europa zusammen mit den ebenfalls seit Ende des 19. Jahrhunderts imperial agierenden Mächten Japan und USA gelungen, eine globale politische Herrschaft zu etablieren. Der Erwerb von Kolonien in Afrika und Asien dokumentierte diese Dominanz.

In Europa sprach man lange von einer Pentarchie, weil es fünf Großmächte gab, die sich alle in Europa befanden und die Welt zu beherrschen suchten. Es handelte sich um das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Irland, die französische Republik, das zaristische Russland, das deutsche Kaiserreich und das Kaiserreich Österreich-Ungarn. Die USA, China und Japan wurden in dieser Sichtweise noch nicht als Großmächte im engeren Sinne angesehen.

Die Politik des deutschen Kaiserreichs unter Bismarck, jenes „Spiel mit den fünf Bällen“[1] , war in den siebziger und achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts im Grunde recht erfolgreich, da das kaiserliche Deutschland keine Kolonialpolitik betreiben wollte. Bismarcks Credo, Deutschland sei saturiert [2] , hatte also zumindest in dieser Hinsicht friedenssichernde Qualität. Mit dem Tode Kaiser Wilhelm I. 1888, der kurz darauf erfolgten Inthronisierung von Wilhelm II. und dem Rücktritt des Reichskanzlers Otto von Bismarck 1890 änderte sich die deutsche Außenpolitik aber grundlegend. Man suchte nunmehr Kolonien, Wilhelm II. wollte „Weltgeltung“[3] für Deutschland und suchte z.B. die britische Überlegenheit auf dem Gebiet der Marine durch rüstungsintensive Investitionen abzubauen und geriet in eine Situation, die dazu führte, dass sich Russland, Frankreich und das Vereinigte Königreich in der „Entente Cordiale“[4] zusammenfanden.

In den Jahren vor 1914 rüsteten alle europäischen Großmächte intensiv auf, Deutschland hatte ab 1912 hierbei einen gewissen Vorsprung, den Russland bis 1916/17 abzubauen gedachte, weshalb sich unter den deutschen Militärs die Auffassung durchsetzen konnte, dass ein Krieg 1913/14 sinnvoller und Erfolg versprechender sei als zwei oder drei Jahre später. Deutschland befand sich in einem Bündnis mit Österreich-Ungarn und in gewisser Weise auch mit Italien und dem Osmanischen Reich.

Sehr unsicher war die Situation auf dem Balkan. Österreich-Ungarn hatte 1908 Bosnien-Herzegowina annektiert und Teile Galiziens waren österreichisch okkupiert. Die in Russland weit verbreitete Ideologie des Panslawismus[5] zielte aber auf eine Kontrolle all dieser Gebiete durch Russland. Dadurch entstanden Konflikte, die eigentlich kaum friedlich gelöst werden konnten. Konflikte und Krisen im Südosten Europas, wo das christliche Europa an das islamische Osmanische Reich grenzte [6] , waren an sich nichts Neues für die Herrschenden in der Welt. Seit 1911 aber verschärfte sich die Situation: Italien begann im September 1911 einen Eroberungskrieg im heutigen Libyen. Da dieser Angriff mehrere Überfälle auf osmanische Gebiete auf dem Balkan provozierte, geriet auch das geopolitische Gleichgewicht in eine klare Schieflage. Die Balkankriege [7] sorgten nunmehr dafür, dass sich das Osmanische Reich, abgesehen von einem kleinen thrakischen Zipfel, in Europa nicht mehr länger halten konnte.

Daran kann man erkennen, dass die Großmächte um die Vorherrschaft in Europa und der Welt kämpften und hier spielte das Mittelmeer eine bedeutsame Rolle [8]. Im Zentrum der europäischen Konflikte stand natürlich der Balkan, der bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts vom Osmanischen Reich kontrolliert wurde.

Es war Russland, das auch mit seiner Ideologie des Panslawismus die Kriegsbereitschaft anheizte. Es darf allerdings festgestellt werden, dass wohl eine gewisse Aufgeschlossenheit gegenüber einem Krieg in vielen europäischen Staaten vorherrschte.

Nach dem Attentat auf dem österreichisch-ungarischen Kronprinzen Franz Ferdinand und seine Gattin in Sarajevo am 28. Juni 1914 war die Kriegsbegeisterung bei allen Großmächten ganz offensichtlich stärker als die Friedenssehnsucht. Interessant in diesem Zusammenhang ist aber, dass die Akten, die über den Besuch des französischen Präsidenten Poincaré im Juli 1914 in St. Petersburg Auskunft geben könnten, sowohl auf französischer als auch auf russischer Seite verschwunden sind. Man ist also gezwungen, die Ereignisse im Juli 1914 im Großen und Ganzen zu erschließen, da wichtige Quellen anscheinend vernichtet wurden und deshalb nicht mehr zugänglich sind [9].

Zur Situation in Wasserburg 1914

Auch in Wasserburg dürfte die Kriegsbegeisterung groß gewesen sein. Und es darf die These gewagt werden, dass auch hier die militärische Option gegenüber der politischen die Oberhand behielt. Allerdings wurden die Ereignisse ab dem 23. Juli 1914, dem Tag, als der französische Staatspräsident Poincaré St. Petersburg verließ und die Österreichisch-Ungarische Regierung der Serbischen ihr Ultimatum vorlegte, weder in der Ausgabe des Wasserburger Anzeigers vom 25. Juli 1914 noch in der vom 28. Juli 1914 erwähnt. Dies geschah erst am 30. Juli 1914. Viele andere Zeitungen berichteten bereits ab 24. Juli 1914 über diese Note, deren Ton als harsch und undiplomatisch interpretiert wurde [10].

Im Wasserburger Anzeiger vom 30. Juli 1914 wird die Kriegsbegeisterung deutlich ausgesprochen: Ein Wasserburger, er wird namentlich „Hr. Ing. Huber“ genannt, er weilte im Juli 1914 in Wien, schrieb an seine Angehörigen und erwähnte hier, dass man es eine „Erlösung gefunden“ habe, „daß es einmal losgeht. Vor russischem Eingriff hat man keine Angst.“[11].

Anfängliche Begeisterung bei der Rekrutierung - und die sich daran anschließende Ernüchterung

Spionagehysterie

Kriegsverwaltung und Beschäftigungssituation

Reichswollwoche - Vaterländischer Hilfsdienst

Geldbedarf - Nagelung am Rathaustor

Der Umgang mit Hunger und Mangel und die Errichtung einer "Volksküche"

Giftgas

Verdeutschung ausländischer Begriffe

Schweinemord 1915

Kriegsgefangene

Opfer des Krieges (Bildsammlung im Archiv)

Die "Spanische Grippe"

Parlamentarisierung und Kriegsende

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Empfohlene Zitierweise:

Peter Rink, Erster Weltkrieg, publiziert am 02.06.2023 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Erster_Weltkrieg (02.05.2024)
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  1. Diese Bezeichnung hatte sich im Deutschen Kaiserreich für Bismarcks Europapolitik eingebürgert und bezeichnete das Bemühen, die fünf Großmächte in Europa in einem Gleichgewicht zu halten, damit der brüchige Friede gewahrt werden konnte. Bismarck hatte immer wieder betont, dass sich Deutschland in einer „Mittellage“ befinde und es daher ein ureigenes deutsches Interesse sei, dieses Gleichgewicht zu erhalten.
  2. Bei der Reichsgründung 1871 soll Bismarck dies verkündet haben, um die anderen europäischen Mächte dahingehend zu beruhigen, dass Deutschland keinen Kolonialbesitz anstrebe.
  3. FN WRID NOCH ANGEPASST Vgl.: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/aussenpolitik.html
  4. FN WRID NOCH ANGEPASST Vgl. https://www.dhm.de/lemo/kapitel/erster-weltkrieg/kriegsverlauf/entente.html
  5. Insbesondere sollten die osteuropäischen Gebiete, in denen „slawische“ Sprachen vorherrschten, russisch kontrolliert sein. Damit entsprach der „Panslawismus“ auch dem Bemühen Russlands um einen „Cordon sanitaire“, mit dem die Sowjetunion sich gegen die westlichen Mächte zu schützen suchte.
  6. Clark, Schlafwandler.
  7. Montenegro erklärte dem Osmanischen Reich am 25. September 1912 und am 16. Oktober 1912 das Osmanische Reich Bulgarien den Krieg. Am Tag darauf erklärten Serbien, Bulgarien und Griechenland gemeinsam dem Osmanischen Reich den Krieg. Die folgenden militärischen Niederlagen des Osmanischen Reiches, das durch den 1912 verlorenen Italienisch-Türkischen Krieg und verschiedene Aufstände in den Balkanprovinzen schon vorher geschwächt war, machten deutlich, dass es seine europäische Herrschaft so nicht mehr länger würde aufrechterhalten können.
  8. Man denke nur daran, dass Russland seit jeher einen eisfreien Hafen wünschte, der aber in der Ostsee kaum realisiert werden konnte, da der nördlichste eisfreie Hafen Königsberg in Ostpreußen war, das auf dem Territorium des Deutschen Reiches lag. Von den russischen Häfen im Schwarzen Meer (Rostow am Don, Sewastopol, Mariupol, Odessa) konnte man das Mittelmeer nur erreichen, wenn man die Meerengen des Bosporus und der Dardanellen passieren konnte. Beide Meerengen wurden aber vom Osmanischen Reich kontrolliert. Österreich-Ungarn war sehr daran interessiert, seine Häfen in der Adria, also v.a. Fiume (Rijeka) und Pola in Istrien zu bewahren. Das Vereinigte Königreich war seinerseits brennend daran interessiert, den Suez-Kanal und die Meerenge von Gibraltar unter britischer Kontrolle zu halten.
  9. Vgl. hier ausführlich: McMeekin, Russlands Weg in den Krieg, S. 75 ff..
  10. Vgl. Kellerhoff, Heimatfront, S. 28.
  11. FN WRID NOCH ANGEPASST Wasserburger Anzeiger, 30.07.1914, S. 1.