Heiliggeist-Spital mit Kirche

Aus Historisches Lexikon Wasserburg
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Autor: Gerald Dobler

Heiliggeist-Spital mit Kirche (Spital Bruckgasse 2, Spitalkirche Bruckgasse 4

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Einführung

Das Wasserburger Spital diente seit 1338/41 etwa 630 Jahre lang ununterbrochen der Unterbringung vor allem alter und nicht arbeitsfähiger Wasserburger Bürger. Es wurde erst 1971 aufgelöst.

Inhalt

Geschichte / Baugeschichte

Das Spital mit der Spitalkirche (alte Hausnr. 51) wurde nach Nonnast kurz vor 1338 durch Zacharias von Hohenrain, Pfleger des Landgerichts Wasserburg (Pfleger bis 1357, † 1372) gestiftet. In diesem Jahr wurden im August und September durch das Spital ein Haus und eine Fleischbank (Verkaufsstand für Fleisch und Fleischprodukte) angekauft, was ihm zufolge darauf hindeutet, dass sich das Spital noch in der Ausbauphase befand. [1] Berg gibt dagegen konkret September 1338 als Beginn der Errichtung des Spitals an. Ihr zufolge kaufte Zacharias von Hohenrain das "Rudelhaus" zwischen der Stadtmauer und dem Alten Mauthaus, brach es ab, ließ südlich der Stadtmauer durch den Bau von Wasserbürsten (Pfahlgründungen) einen neuen Baugrund im Inn herstellen und hier das Spitalgebäude, nördlich der Stadtmauer, die er bestehen ließ, die Spitalkirche errichten. [2] Damit wurde, wie üblich, das Spital ursprünglich außerhalb der Stadtmauer errichtet. Bayer vermutet für den ursprünglichen Bau eine Holzkonstruktion. [3] Nach Nonnast ist die Stiftung durch einen herzoglichen Beamten ungewöhnlich, sonst treten eher die Städte selbst oder vermögende Bürger als Stifter auf. [4] Ein Spital diente im Mittelalter der Unterbringung kranker, armer und pflegebedürftiger (später auch alter) Menschen. Eine medizinische Behandlung fand eher selten statt, in Wasserburg ist das nicht der Fall. [5] Beim Stadtbrand von 1339 wurde das Spital zerstört. 1341 heißt es in einer Urkunde, dass das Spital "de novo errexit", von neuem errichtet worden sei. Es wird der Bau eines nicht großen Glockenturmes ("campanile non magnum") mit einer Glocke für die Kirche gestattet. [6] = von Berg zitierte Urkunde? Das Spital bildete bereits seit der Gründung einen eigenen Pfarrsprengel, der bis 1812 bestand, und besaß einen eigenen Friedhof. [7]

Am 3. Mai 1380 wurden Spital und Spitalkirche erneut durch einen Brand zerstört und im selben Jahr wiederhergestellt. Im folgenden Jahr erfolgte die Neuweihe der Spitalkirche durch den Freisinger Weihbischof Nikolaus. [8]

1407 wird eine Gruft neben dem Alten Mauthaus erwähnt. [9]

Zwischen 1467 und 1618 wird ein eigenes Bad, die Badestube, Spitalbad bzw. Bruckbad erwähnt. [10] Nach Bayer befand sich dieses Bad auf der Südseite des Inns. [11]

1550f. wird der "Kasten" renoviert und erhält u. A. ein neues Gewölbe. [12]

1552 werden der Friedhof und ein Brunnen genannt. [13]

1569-71 erfolgte offenbar eine weitgehende Neuerrichtung des Spitals nach einem Visier eines gewissen Sitzingers oder Stitzingers (?) durch den Stadtmaurermeister Andree. Der Dachstuhl des Kastens wurde angehoben. [14]

1579 und 1614 wird auf dem Friedhof ein Karner erwähnt, [15] wohl die 1407 genannte Gruft.

Am 7. April 1725 zerstörte ein Brand den Getreidekasten, den Wagenstall und die Gesindestube u. A. [16]

1822/23 wurde ein neuer Eingang durch das Brucktor hergestellt. [17]

1839/40 erhielt das Spital die Räume im Brucktor zur Benutzung. [18]

Ab 1846 wurde die Kirche regotisiert. In diesem Zuge wurde auch die Abschlussmauer zum früheren Friedhof in neugotischen Formen neu hergestellt, mit einem Wandbrunnen mit einer Tafel zum Gedenken an die Gründung des Spitals, und der ehemalige Friedhof gepflastert.

1862 wurde der Betrieb des Spitals den Barmherzigen Schwestern übertragen. [19]

Um 1892 wurde das Spital um das "Pensionat", das ursprüngliche Fleischhaus östlich des Brucktors, erweitert, das als Altersheim diente, 1901 wurde dafür der Verbindungsgang im 1. Obergeschoss an der Nordseite des Brucktors hergestellt. [20]

1929 wurde im Zuge der Verbreiterung der Tordurchfahrt der Durchgang neben dem Brucktor angelegt.

1971 endete die Nutzung als Spital, die Bewohner übersiedelten in das Caritas-Altenheim im Burgerfeld. [21]

Empfohlene Zitierweise:
Gerald Dobler, Heiliggeist-Spital mit Kirche, publiziert am 01.11.2019 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Heiliggeist-Spital_mit_Kirche (04.05.2024)

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  1. Nonnast 2018, 24f.; StadtA Wasserburg a. Inn, I2a141, I2a171.
  2. Berg 2001, 5; StadtA Wasserburg a. Inn, Stiftungsurkunde von 1341 (Urkunden Kloster Attel); Manuskript von L. Bayer zur Geschichte des Spitals, 1936 (= Bayer 1936); Kirmayerchronik; AEM, Pfarrakten Wasserburg, März 1841 (Übersetzung der Urkunde von 1341, Berg 2001, 54f.)
  3. Berg 2001, 47; Bayer 1936.
  4. Nonnast 2018, 24f.
  5. Nonnast 2018, 34.
  6. MB 1 (1763) Nr. 41, 304-306.
  7. Berg 2001, 41, 55; Kirmayerchronik (angelegt um 1940-1957).
  8. Berg 2001, 5; Schreiben des Archivs des Erzbistums München vom 29.5.2019 an Walter Brugger.
  9. Berg 2001, 5.
  10. Berg 2001, 6, 19-22, Spitalrechnungen 1467, 1470, 1471, 1533, 1550, 1555, 1569, 1571, 1618; Nonnast 2018, 37, Spitalrechnung 1524, StadtA Wasserburg a. Inn, I2c-HLG-43.
  11. Berg 2001, 47; Bayer 1936.
  12. Berg 2001, 20, Spitalrechnung 1550, 1551.
  13. Berg 2001, 6, Spitalrechnung 1552.
  14. Berg 2001, 7, 21; Spitalrechnung 1569, 1570, 1571. Erwähnt werden u. A. Fundamentierungsarbeiten, außerdem 12.000 Ziegel und ein neuer Dachstuhl, sowie 1570 die Neuverputzung der Fassaden der Kirche.
  15. Berg 2001, 7f., Spitalrechnung 1579, 1614
  16. Berg 2001, 27.
  17. Berg 2001, 30.
  18. Berg 2001, 30.
  19. Berg 2001, 42.
  20. Berg 2001, 43.
  21. Berg 2001, 48.