Alfons Püls

Aus Historisches Lexikon Wasserburg
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kurzbiografie Alfons Püls

Lebensdaten

Portraitfoto Alfons Püls

Alfons Püls, *20. September 1905 in Haag in Oberbayern, † 5. November 1983 in Rosenheim Alfons Püls war von 28. Januar 1646 bis 26. Mai 1948 Bürgermeister der Stadt Wasserburg und damit das erste aus freien Wahlen hervorgegangene Stadtoberhaupt der Nachkriegszeit in Wasserburg.

Vor 1945

Bedingt durch den Beruf seines Vaters wuchs Alfons Püls erst in Simbach, dann Pasing auf, wo er das Gymnasium besuchte.[1] Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften und Abschluss des zweiten Staatsexamens 1930 arbeitete er zunächst als Anwaltsassessor in Rosenheim und eröffnete am 1.1.1933 eine eigene Rechtsanwaltskanzlei in Wasserburg. Nach der Machtübernahme Hitlers trat er niemals der NSDAP bei. Da er eigenen Angaben zufolge als Anwalt mehrmals Personen gegen lokale Parteigrößen verteidigt habe, sei er in NS-Kreisen bald in Ungnade gefallen.

Püls verrichtete von 1. Juni 1940 bis 22. Januar 1945 Dienst als Schreiber in der UK-Abteilung (Abkürzung für unabkömmlich) des Wehrmeldeamts Wasserburg, gemeinsam mit Gabriel Neumeier, seinem späteren Nachfolger im Amt des Bürgermeisters.

Im Februar 1945 wurde er nach einer Denunziation durch einen Bekannten bei der Gestapo als NS-Gegner verhaftet und wegen Zersetzung der Wehrkraft im Untersuchungsgefängnis Berlin Alt-Moabit inhaftiert. Ende April 1945 gelang es ihm zu entkommen und nach mehrwöchigem Fußmarsch zurück nach Wasserburg zu gelangen.

nach Kriegsende 1945

Im September 1945 erhielt der mittlerweile 40jährige anlässlich der Wiedereröffnung des Amtsgerichts Wasserburg eine Zulassung durch die US-Militärregierung und er konnte seinen Anwaltsberuf wieder ausüben.

Püls engagierte sich nach Kriegsende politisch. Er wurde im September 1945 zum Mitglied des Stadtrats ernannt und gehörte im Dezember zu den Mitbegründern der CSU in Wasserburg.[2] Bei der von der US-Militärregierung für den 27. Januar 1946 angesetzten Gemeinderatswahl errang die CSU in Wasserburg die absolute Mehrheit der Stimmen. Der 1. Bürgermeister wurde noch nicht direkt von der Bevölkerung, sondern aus der Mitte des Stadtratsgremiums gewählt und anschließend vom US-Militärgouverneur bestätigt. Die Stadtratsmitglieder wählten am 31. Januar Alfons Püls mit 7 zu 5 Stimmen zum 1. Bürgermeister der Stadt Wasserburg.[3] Seine kurze Amtsperiode war geprägt von den erschwerten Umständen des Neubeginns nach der NS-Zeit mit dem "Hungerwinter" 1946/1947, der Wohnungsnot und der Entnazifizierung in Behörden und Unternehmen.

Am 16. April 1946 übernahm er zusätzlich zum Bürgermeisteramt die Funktion des 2. Vorsitzenden der Spruchkammer Wasserburg und konnte dort seinen juristischen Sachversand einbringen.[4] Zehn Monate war er in beiden Ämtern tätig, trat Ende Februar 1947 aber als 2. Vorsitzender der Spruchkammer zurück.[5] Aufgrund seiner geradlinigen und antinazistischen Haltung fand er auch in der SPD Anerkennung, die ihn am 31. Mai 1946 im Wasserburger Kreistag für das Amt des Landrats vorschlug. Die CSU hielt jedoch an ihrem ursprünglichen Kandidaten fest.[6] Die Amtszeit währte nur zwei Jahre und bei der Kommunalwahl 1948 unterlag Püls dem Bürgermeisterkandidaten der SPD, Gabriel Neumeier, der ihn nach dem Stichwahlentscheid am 9.5.1948 als Ersten Bürgermeister ablöste. Dass er als Bürgermeister nicht wiedergewählt wurde, führte er auf seine Funktion in der Spruchkammer zurück:

Heute ist jeder, der sich in bestem Wollen für diese Tätigkeit zur Verfügung gestellt hat, den schlimmsten Verfolgungen seitens der ehemaligen Nationalsozialisten ausgesetzt, mag er sein Amt noch so gerecht ausgeübt haben.[7]

Er bot seine Dienste erneut dem Sonderministerium an, das den erfahrenen und unbelastenden Juristen für die Zeit von August 1948 bis Ende April 1949 als Senatsvorsitzenden an die Berufungskammer Traunstein berief.[8] Nach dem Ausscheiden konnte er offenbar nicht wieder so richtig im Anwaltsberuf Fuß fassen. Er sei benachteiligt, weil er wegen Vorbehalten von einst entnazifizierten Bürgern nicht im gleichen Maße wie seine Kollegen als Konkursverwalter bestellt werde.[9]

Schließlich folgte er 1952? der Berufung als Richter an das Arbeitsgericht Rosenheim. Er gab daraufhin seine Anwaltspraxis in Wasserburg auf und verlegte 1970 seinen Wohnsitz nach Obing.?

Nach seinem Weggang aus Wasserburg würdigte ihn Karl Neuburger im Namen der Wasserburger CSU für seine schwierige Tätigkeit in Zeiten von Besatzung und Entnazifizierung:

Seine offene Art, sein Gerechtigkeitsgefühl und - nicht zu vergessen - das Erleben des Regimes machten es Püls damals schwer, die großzügigsten Maßstäbe anzulegen. So war mancher Bürger mit diesem ersten Bürgermeister nicht ganz zufrieden. Eingeweihte wissen aber, daß er manches Unheil abgewendet und sich mit ehrlicher Überzeugung und ganzer Kraft für die Belange der Stadt eingesetzt hat.[10]


  1. Im Folgenden, wenn nicht anders angegeben: Lebenslauf, undatiert, BayHStA, MSo 4527 und Lebenlauf vom 21.6.1945, der in der Personalakte Josef Estermann abgelegt ist, BayHStA, MINN 96106.
  2. Weekly intelligence reports for the weeks ending 5.1.1946, Temporary Approval of Political Party 11.1.1946, OMGUS CO 465/01
  3. Vormerkung vom 15.2.1946 in der Personalakte von Bürgmeister Püls, StadtA Wasserburg a. Inn, Reg.Verz.Teil2-XB126.
  4. Vereidigungsprotokoll vom 16.4.1946, MSo 4527
  5. Schreiben des Sonderministeriums vom 7.3.1947, MSo 4527.
  6. Niederschrift über die 1. Kreistagssitzung am 31.5.1946, Landratsamt Rosenheim, Niederschriften des Kreistags Wasserburg
  7. Schreiben an das Sonderministerium vom 19.6.1948, MSo 4527
  8. Aktenvermerk des Sonderministeriums vom 5.5.1949, MSo 4527
  9. Schreiben vom 28.9.1950, MSo 4527
  10. Rechtsanwalt Püls zum Abschied, undatiert, StadtA Wasserburg a. Inn, VI1899