Färbergasse
Autor: Matthias Haupt
Färbergasse Straßennamen
Prägung des Namens vor 1813 nach dem Handwerk und der Zunft der Färber (1833 im Plan zur Einteilung der Stadt: Färbergasse oder Verlorne Zeil). 1443 erstmals unter dem urkundlich belegbaren Namen Vergessen Zeil nachweisbar, (Vergessen Zeyl, Kirchenrechnung Pfarr- und Frauenkirche 1506) der wohl spielerisch das mögliche Schicksal, – das Vergessen der Straße – und insofern auch mittelbar eine Lage, beschreibt, indem die Straße, allerdings im Widerspruch zur Darstellung im Vermessungsplan 1813, bis 1839 an der Einmündung zur Salzsenderzeile geschlossen gewesen sein soll. Im Grundriss 1615, Vergessne Zeyl, ist die Verbauung zur Seite der Schustergasse dargestellt und die Straße ebenfalls offen zur Salzsenderzeile. Überregional bekannt wurde die Wasserburger Färbergasse durch die Novelle 'Die Vergessene Zeile' des Chiemgaudichters Wilhelm Jensen (†1911), die im 30jährigen Krieg in Wasserburg spielt. Im September 1925 versuchte der Stadtrat, anlässlich der Erneuerung der Straßenschilder die 1912/1914 amtlich festgelegte Bezeichnung Färbergasse wieder zurückzunehmen und beschrieb das neue Straßenschild in Erinnerung an den historisch überlieferten Namen, mit Verlorene Zeile. Die Anwohner beschwerten sich hierüber mit einer gemeinsamen Eingabe an den Stadtrat, woraufhin die Schilder wiederum abgeändert wurden: Die Färbergasse trug nun für die nächsten Jahre den Untertitel Vergessene Zeile auf dem Straßenschild. 1825 sind in der Straße tatsächlich noch 4 Färber nachweisbar, obwohl die eigentlichen Werkstätten wohl immer an anderer Stelle lagen. Damit vereint der Begriff Färbergasse gleichsam sinnstiftend-traditionsbewahrende wie auch historisch-deskriptive Elemente.[1]
Empfohlene Zitierweise:
Matthias Haupt, Färbergasse, publiziert am 11.09.2024 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/F%C3%A4rbergasse (03.12.2024)
- ↑ Haupt, Straßennamen, 36.