Grabdenkmäler und Gedenksteine (Epigraphik): Unterschied zwischen den Versionen

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Am Ende des 18./Beginn des 19. Jahrhunderts hat Johann Nepomuk Felix Reichsgraf Zech von Lobming auf Neuhofen, kurfürstlicher Kämmerer und Geheimer Rat sowie letzter Vicedom des Rentamtes Straubing (1746 - 1814) eine umfangreiche Dokumentation zu den Grabmälern in Wasserburg angefertigt.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi|Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi]].</ref> Sie umfasst die Pfarrkirche, den Friedhof um die Pfarrkirche, das Hl. Geist-Spital, die Frauenkirche, die Michaelskirche, die Gruftkirche, die Gottesacker-Kirche am Friedhof Im Hag, die Burgkapelle St. Ägidius, das kurfürstliche Schloss und drei Privatkapellen. Dabei hat Zech v. Lobming nicht nur Grabdenkmäler erfasst, sondern auch Fenster mit Wappen, Fresken und Inschriften an Altären. Neben einer fortlaufenden Nummerierung gibt er den jeweiligen Standort und die entsprechenden Maße an und fügt eine recht detailgenaue Zeichnung mit Inschrift bei. Jedes Blatt ist gesiegelt und mit der Bemerkung versehen ''Das[s] gegenwärtige Abzeichnung ihrem Originali in allem durchgehend und vollkom¯en gleichförmig seye, bezeugen Nepom. Felix Reichsgraf etc.'', gefolgt von der Unterschrift. Die Blattgröße beträgt 37 x 24 cm. Graf Zech von Lobming war 1793 zum Vicedom von Staubing berufen worden. Am 25.6.1799 wurden alle Vicedominate aufgelöst und somit der Graf in den Ruhestand versetzt. Da er sich auf den Blättern als ''letzten Vicedom von Straubing'' bezeichnet, dürften sie also erst ab Mitte 1799 angefertigt worden sein. Eine präzise Datumsangabe auf den Blättern fehlt, von denen er einige wohl auch farbig ausgeführt hat.<ref>Anmerkung der Redaktion: Dem Verfasser lagen s/w Kopien des Originals vor, die ihm zur Auswertung zur Verfügung gestellt worden sind. Eine Einsicht in das Original erfolgte nicht.</ref>
 
Am Ende des 18./Beginn des 19. Jahrhunderts hat Johann Nepomuk Felix Reichsgraf Zech von Lobming auf Neuhofen, kurfürstlicher Kämmerer und Geheimer Rat sowie letzter Vicedom des Rentamtes Straubing (1746 - 1814) eine umfangreiche Dokumentation zu den Grabmälern in Wasserburg angefertigt.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi|Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi]].</ref> Sie umfasst die Pfarrkirche, den Friedhof um die Pfarrkirche, das Hl. Geist-Spital, die Frauenkirche, die Michaelskirche, die Gruftkirche, die Gottesacker-Kirche am Friedhof Im Hag, die Burgkapelle St. Ägidius, das kurfürstliche Schloss und drei Privatkapellen. Dabei hat Zech v. Lobming nicht nur Grabdenkmäler erfasst, sondern auch Fenster mit Wappen, Fresken und Inschriften an Altären. Neben einer fortlaufenden Nummerierung gibt er den jeweiligen Standort und die entsprechenden Maße an und fügt eine recht detailgenaue Zeichnung mit Inschrift bei. Jedes Blatt ist gesiegelt und mit der Bemerkung versehen ''Das[s] gegenwärtige Abzeichnung ihrem Originali in allem durchgehend und vollkom¯en gleichförmig seye, bezeugen Nepom. Felix Reichsgraf etc.'', gefolgt von der Unterschrift. Die Blattgröße beträgt 37 x 24 cm. Graf Zech von Lobming war 1793 zum Vicedom von Staubing berufen worden. Am 25.6.1799 wurden alle Vicedominate aufgelöst und somit der Graf in den Ruhestand versetzt. Da er sich auf den Blättern als ''letzten Vicedom von Straubing'' bezeichnet, dürften sie also erst ab Mitte 1799 angefertigt worden sein. Eine präzise Datumsangabe auf den Blättern fehlt, von denen er einige wohl auch farbig ausgeführt hat.<ref>Anmerkung der Redaktion: Dem Verfasser lagen s/w Kopien des Originals vor, die ihm zur Auswertung zur Verfügung gestellt worden sind. Eine Einsicht in das Original erfolgte nicht.</ref>
 
Im Zuge der Umbau- und Renovierungsmaßnahmen von St. Jakob 1826 ff. und 1860 ff. haben Stadtschreiber Joseph Heiserer<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, I1b597|StadtA Wasserburg a. Inn, I1b597]]./ [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, I1b780|StadtA Wasserburg a. Inn, I1b780]].</ref> und später Eduard Wimmer<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, I1b611|StadtA Wasserburg a. Inn, I1b611]].</ref> Inschriften festgehalten, vornehmlich von Grabsteinen, die versetzt oder zu Treppenstufen verarbeitet wurden. Die Abschriften sind ungenau, Personen- und technische Daten fehlen, sodass diese Angaben kaum verwertbar sind.
 
Im Zuge der Umbau- und Renovierungsmaßnahmen von St. Jakob 1826 ff. und 1860 ff. haben Stadtschreiber Joseph Heiserer<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, I1b597|StadtA Wasserburg a. Inn, I1b597]]./ [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, I1b780|StadtA Wasserburg a. Inn, I1b780]].</ref> und später Eduard Wimmer<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, I1b611|StadtA Wasserburg a. Inn, I1b611]].</ref> Inschriften festgehalten, vornehmlich von Grabsteinen, die versetzt oder zu Treppenstufen verarbeitet wurden. Die Abschriften sind ungenau, Personen- und technische Daten fehlen, sodass diese Angaben kaum verwertbar sind.
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Der Wasserburger Zuckerbäcker und spätere Zeichenlehrer an der seit 1818 bestehenden Zeichenschule Joseph Springer (* 4.3.1812 in Wasserburg, † 21.8.1870 in Wasserburg) hat um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine umfangreiche Sammlung kolorierter Tuschezeichnungen<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#StadtA Wasserburg a. Inn, VI1943|StadtA Wasserburg a. Inn, VI1943]].</ref> von Grabmälern hinterlassen, die vor allem die damals teilweise noch farbige Gestaltung der Denkmäler wiedergeben. Die knapp 60 Blätter lassen sich gut mit den Skizzen des Zech v. Lobming<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi|Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi]].</ref> und den späteren detailgetreuen Zeichnungen von August Geigenberger<ref>Enthalten in: [[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#|StadtA Wasserburg a. Inn, VI5779|StadtA Wasserburg a. Inn, VI5779]].</ref> vergleichen und liefern Details, die heute nicht mehr vorhanden sind. Spätere Bearbeiter haben teilweise Blätter entnommen und in ihre Arbeiten eingefügt, etwa M. J. Lehner-Burgstall.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch|Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch]].</ref>
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Die Bestandsaufnahme der Kunstdenkmäler des Königreiches Bayern 6) gibt eine große Anzahl von Grabdenkmälern, vor allem in und an St. Jakob wieder, doch reichen die Angaben von der bloßen Namensnennung samt Todesjahr über Namensangabe, Todesdatum, Wappen, Materialangabe und Maße bis hin zu vollständigen Textwiedergaben, ausführlichen Darstellungen und kunstgeschichtlichen Einordnungen. Eine Vollständigkeit wurde nicht angestrebt, die Objekte des 19. Jahrhunderts sind vom Ansatz der Bestandsaufnahme gänzlich ausgeklammert. Angaben zu den Grabmälern in der Frauenkirche, im Hl. Geist Spital und in der Michaels- und Gruftkirche fehlen völlig, diejenigen zum Friedhof im Hag sind lückenhaft. Diese Auflistung ist eine gute Basisdokumentation, die später in Auszügen und auf wenige Beispiele reduziert in das Standartwerk Dehio übernommen wurde 7). Vornehmlich sind es die großen spätgotischen Epitaphe mit ihren Wappendarstellungen und geharnischten Personen, die in den Reise- und Kunstführern zur Stadt und ihrem Umland Erwähnung finden.
  
  

Version vom 26. Februar 2020, 18:50 Uhr

Autor: Ferdinand Steffan/Redaktion

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Grabdenkmäler und Gedenksteine (Epigraphik) - Einführung

Die historischen Inschriften auf Grabsteinen gehören zu einer Quellen- und teilweise auch Literaturgattung (lateinische Distichen, barocke Reime), die sich nur noch einem kleinen Kreis erschließen. Die Abfassung der Texte für die Geistlichkeit und das gebildete Bürgertum in Latein, die Verwendung gotischer Minuskeln und Majuskeln sowie von Abkürzungen, der oft schlechte Erhaltungszustand durch Verwitterung und Verwendung als Bodenbelag erschweren eine Beschäftigung mit diesen Objekten, die jedoch wichtige Informationen enthalten. Sofern es sich nicht um Reliefs namhafter Steinmetze und Bildhauer handelt, werden sie achtlos übergangen oder finden nur in Spezialliteratur über regionale Werkstätten eine Behandlung und Beachtung, zumal Epitaphe höherer Geistlicher (Äbte, Pröpste) oder des Hochadels fehlen. Erste Erwähnung von herausragenden Grabdenkmälern in der Pfarrkirche St. Jakob finden sich im Grabsteinbuch des Eckher von Kapfing und Liechteneck (1649-1727), ab 1695 Fürstbischof von Freising, der genealogische Daten gesammelt hat.[1] Seine Tätigkeit als Fürstbischof ließ ihm nur noch wenig Zeit für seine Forschungs- und Sammlertätigkeit, sodass er ab 1713 Johann Michael Wilhelm von Prey zu Straßkirchen (1690 – 1747), den er als Hof- und Kammerrat und Archivar angestellt hatte, die Arbeiten fortführen ließ.[2] Sowohl die Skizzen als auch die Standortangaben bei Eckher von Kapfing (Johann Franz) sind recht ungenau. Eine Vollständigkeit des Denkmälerbestandes war offensichtlich nicht angestrebt.

Am Ende des 18./Beginn des 19. Jahrhunderts hat Johann Nepomuk Felix Reichsgraf Zech von Lobming auf Neuhofen, kurfürstlicher Kämmerer und Geheimer Rat sowie letzter Vicedom des Rentamtes Straubing (1746 - 1814) eine umfangreiche Dokumentation zu den Grabmälern in Wasserburg angefertigt.[3] Sie umfasst die Pfarrkirche, den Friedhof um die Pfarrkirche, das Hl. Geist-Spital, die Frauenkirche, die Michaelskirche, die Gruftkirche, die Gottesacker-Kirche am Friedhof Im Hag, die Burgkapelle St. Ägidius, das kurfürstliche Schloss und drei Privatkapellen. Dabei hat Zech v. Lobming nicht nur Grabdenkmäler erfasst, sondern auch Fenster mit Wappen, Fresken und Inschriften an Altären. Neben einer fortlaufenden Nummerierung gibt er den jeweiligen Standort und die entsprechenden Maße an und fügt eine recht detailgenaue Zeichnung mit Inschrift bei. Jedes Blatt ist gesiegelt und mit der Bemerkung versehen Das[s] gegenwärtige Abzeichnung ihrem Originali in allem durchgehend und vollkom¯en gleichförmig seye, bezeugen Nepom. Felix Reichsgraf etc., gefolgt von der Unterschrift. Die Blattgröße beträgt 37 x 24 cm. Graf Zech von Lobming war 1793 zum Vicedom von Staubing berufen worden. Am 25.6.1799 wurden alle Vicedominate aufgelöst und somit der Graf in den Ruhestand versetzt. Da er sich auf den Blättern als letzten Vicedom von Straubing bezeichnet, dürften sie also erst ab Mitte 1799 angefertigt worden sein. Eine präzise Datumsangabe auf den Blättern fehlt, von denen er einige wohl auch farbig ausgeführt hat.[4] Im Zuge der Umbau- und Renovierungsmaßnahmen von St. Jakob 1826 ff. und 1860 ff. haben Stadtschreiber Joseph Heiserer[5] und später Eduard Wimmer[6] Inschriften festgehalten, vornehmlich von Grabsteinen, die versetzt oder zu Treppenstufen verarbeitet wurden. Die Abschriften sind ungenau, Personen- und technische Daten fehlen, sodass diese Angaben kaum verwertbar sind.

Der Wasserburger Zuckerbäcker und spätere Zeichenlehrer an der seit 1818 bestehenden Zeichenschule Joseph Springer (* 4.3.1812 in Wasserburg, † 21.8.1870 in Wasserburg) hat um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine umfangreiche Sammlung kolorierter Tuschezeichnungen[7] von Grabmälern hinterlassen, die vor allem die damals teilweise noch farbige Gestaltung der Denkmäler wiedergeben. Die knapp 60 Blätter lassen sich gut mit den Skizzen des Zech v. Lobming[8] und den späteren detailgetreuen Zeichnungen von August Geigenberger[9] vergleichen und liefern Details, die heute nicht mehr vorhanden sind. Spätere Bearbeiter haben teilweise Blätter entnommen und in ihre Arbeiten eingefügt, etwa M. J. Lehner-Burgstall.[10]

Die Bestandsaufnahme der Kunstdenkmäler des Königreiches Bayern 6) gibt eine große Anzahl von Grabdenkmälern, vor allem in und an St. Jakob wieder, doch reichen die Angaben von der bloßen Namensnennung samt Todesjahr über Namensangabe, Todesdatum, Wappen, Materialangabe und Maße bis hin zu vollständigen Textwiedergaben, ausführlichen Darstellungen und kunstgeschichtlichen Einordnungen. Eine Vollständigkeit wurde nicht angestrebt, die Objekte des 19. Jahrhunderts sind vom Ansatz der Bestandsaufnahme gänzlich ausgeklammert. Angaben zu den Grabmälern in der Frauenkirche, im Hl. Geist Spital und in der Michaels- und Gruftkirche fehlen völlig, diejenigen zum Friedhof im Hag sind lückenhaft. Diese Auflistung ist eine gute Basisdokumentation, die später in Auszügen und auf wenige Beispiele reduziert in das Standartwerk Dehio übernommen wurde 7). Vornehmlich sind es die großen spätgotischen Epitaphe mit ihren Wappendarstellungen und geharnischten Personen, die in den Reise- und Kunstführern zur Stadt und ihrem Umland Erwähnung finden.


Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Steffan, Grabdenkmäler und Gedenksteine (Epigraphik), publiziert am 26.02.2020 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Grabdenkm%C3%A4ler_und_Gedenksteine_(Epigraphik) (02.05.2024)
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