Grabdenkmal, Nr. 81, Baumgartner, 1476

Aus Historisches Lexikon Wasserburg
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Autor: Ferdinand Steffan/Redaktion
 

Grabdenkmal, Nr. 81, Baumgartner, 1476, Gesamtansicht.

Personen

Peter Baumgartner der Ältere († 20.11.1476)

Standort

Pfarrkirche St. Jakob (Innen)
Am südlichen inneren Turmpfeiler an dessen Südwand.

Früherer Standort

Nach Lobming[1] in dasiger Pfarrkirche auf der Epistl Seite des Choraltars in der letzten oder sogenannten Paumgartnerischen Kapelle auf dem Boden (=Kapelle Nr. 14)[2] dort bis 1879 rechts vom Mitteleingang in der südwestlichen Kapelle (= Kapelle 14), dann bei der Renovierung verputzt, am 10.7.1913 von Paul Geigenberger wieder aufgedeckt, seit 18.9.1942 am Turmpfeiler an der Südwand im Austausch mit dem Lunghamer-Epitaph dort bündig eingemauert.

Beschreibung

In vertieftem Feld Vollwappen mit Helmdecke in Distelblattschnitt, Stechhelm mit wachsendem Mann, der eine Hellebarde über der Schulter trägt. Dieses Kleinod kehrt bei allen Epitaphien der Baumgartner wieder. Über dem Wappen Kielbogen aus Astwerk, darüber gotisches Hängewerk. Umlaufende Inschrift in breitem Rahmen.

Material

Rotmarmor.

Maße

Höhe: 220 cm   Breite: 118 cm   Stärke: 24 cm   (Gewicht 36 Zentner)

Transkription/Übersetzung

Inschrift Original
Hie ligt begraben der Peter
Paumgartner der gestorben ist an
Sand Corbinianstag als er erhebt ist worden Anno doni MCCCC
LXXVII dem Gott genade

Erläuterung

Zur Familie Baumgartner/Paumgartner: Peter Baumgartner (der Ältere) gilt als Ahnherr der Wasserburger Sippe und sei aus Voldepp/Tirol (heute Voldöpp, Gemeinde Kramsach) als Webergeselle nach Wasserburg gekommen und habe hier durch die Heirat der Weber(meister)witwe Margarete Perger/Berger Haus, Gewerbe und den Handel mit Gewand erhalten. Sein Sohn Hans sei im Keller seines Hauses auf einen Schatz gestoßen, der ihn zum reichsten Mann der Stadt gemacht haben soll. Dieses Vermögen investierte er in die Ausbildung seiner Söhne Peter den Jüngeren und Wolfgang. Er selbst verlegte seinen Wohnsitz und Handel später nach Kufstein, also in die Nähe seines Herkunftsortes. 1466 verlieh ihm Kaiser Friedrich III. einen Wappenbrief, am 20.2.1491 erhob derselbe Kaiser Hans Baumgartner dem Älteren und dessen Söhne Peter, Hans den Jüngeren und Wolfgang in den Adelsstand mit Verbesserung des Wappens.
Peter Baumgartner der Ältere macht am 10. August 1474 nach der letztwilligen Bestimmung seines Schwiegervaters Niklas Perger eine Stiftung zur Ehre Gottes, der Gottesmutter und des hl. Nikolaus. Die Vermächtnisse sollten am Nikolaustag verteilt werden, womit er auf seinen Schwiegervater Niklas/Nikolaus Bezug nimmt.[3] Die Berger/Perger besaßen ein Gut in Imstetten bei St. Leonhard. Eine korrekte Familiengeschichte der Baumgartner in Wasserburg ist bislang nicht erstellt worden, so dass es Zuordnungsprobleme gibt, zumal einerseits Vornamen mehrfach vorkommen und andererseits bereits vor der ersten urkundlichen Erwähnung des Peter Baumgartner 1452 ein Lienhart Baumgartner 1442, 1447 und 1451 belegt ist[4]. Neben der Peterschen Linie, aus der später die Juristen und Rentmeister hervorgegangen sind, gab es zur gleichen Zeit Kistler und Bäcker mit demselben Familiennamen. Auch dass Dr. Peter Baumgartner einen Neffen Wolfgang hatte, der Doktor beider Rechte war und ebenfalls an der Universität Ingolstadt 1494/96 als Rektor wirkte, erleichtert die Differenzierung nicht gerade. Für gewöhnlich nennt man Hans Baumgartner den Jüngeren als Rentmeister, dass aber sein jüngerer Bruder Wolfgang ebenfalls Rentmeister in Wasserburg vom 2.9.1502 bis 4.2.1503 war und nach Auflösung des Rentamts vor dem Gebirg das Rentamt Burghausen von 1506 bis 12.11.1508 leitete, wird kaum erwähnt. Es ist erstaunlich, dass sich eine Handwerkerfamilie solch ein Epitaph, noch dazu aus einer Münchner Werkstatt leisten konnte. Unverständlich bleibt auch, warum etwa Maximilian von Mann das Wappen der Familie nicht in die Dekoration des Rathaus-Saales aufgenommen hat, obwohl die Familie erhebliche Stiftungen gemacht hatte und zu höchsten Ämtern und Ehre gelangt war. Siehe auch Grabdenkmal, Nr. 85, Baumgartner, 1500.
Zuschreibung des Epitaphs an Hans Haldner, München, durch Volker Liedke.[5]
Urkundliche Belege für Mitglieder der Familie Baumgartner in Wasserburg:
Lienhard Baumgartner, 1442, 1447, 1451.
Peter Baumgartner (d.Ä), 1447, 1452, 1465, 1466, 1471, 1473, 1481 als verstorben bezeichnet.
Magdalena, Tochter des Peter Baumgartner, 1475.
Wolfgang Baumgartner, Sohn des Peter Baumgartner, 1476 (siehe unten).
Hans Baumgartner, Ratsmitglied, einer der Vormünder von Wolfgang Baumgartner, 1477, 1481, 1485, 1489.
Andrä (Andreas) Baumgartner, Kistler, Behausung in der Salzsenderzeile, 1475, 1476, 1480.
Jakob Baumgartner, Bäcker, 1475, 1487, 1497, 1500.
Peter Baumgartner (der Jüngere) zum Frauenstein, Dr. beider Rechte, 1483, 1484, 1512.
Hans Baumgartner (der Jüngere), Rentmeister zu Wasserburg, 1486, 1489, 1492.
Wolfgang Baumgartner zum Frauenstein, Rentmeister zu Burghausen, 1508.[6]

Genealogie der Baumgartner
Peter Baumgartner der Ältere
Weberknappe
1452 erstmals urkundlich erwähnt
Stiftungen 1470/74
† 20.11.1476 in Wasserburg
Grabstein in St. Jakob, Haldner (Bildhauer)
oo Margarete Perger
verwitwete Weber(meister)in
† 21.12.1473
Benigna Scheller v. Gartenau
† 1511
Grabstein in Kufstein
oo Hans Baumgartner der Ältere
1485 noch als Bürgermeister in Wasserburg erwähnt
zieht nach Kufstein (Gewerke und
Leinwandhandel) † 23.8.1493
Grabstein Kufstein Pfarrkirche um 1495,
Wolfgang Leb oder Meister Asem (Bildhauer)
Dr. Peter Baumgartner der Jüngere
Jurist, 1479 Rektor der Universität
Ingolstadt, Rat unter den
Herzögen Georg d. Reichen und
Albrecht VI., 1485 – 90 am
Hofgericht in Landshut, erhält
Herrschaft Frauenstein und Eresing
oo 1496 Anna v. Trenbach
(† 8.1.1533 Moosen a.d.Vils)
† 4.12.1525
Epitaph Jakob Men (Bildhauer)
Hans Baumgartner der Jüngere
Rentmeister von dem Gebirg
seit 1486 (vor 1489) bis
1500 (Angaben 1491-1502 falsch)
verheiratet, aber kinderlos
† 29.3.1500
Wandepitaph in St. Jakob
um 1503, Wolfgang Leb
oder Meister Asem
Gruftplatte um 1500
Wolfgang Leb
Wolfgang Baumgartner
Rentmeister von dem Gebirg
1502-1503, dann
Rentmeister in Burghs.
1508; † 1524 in Mining
bei Braunau
oo mit Margarete von
Nussdorf

Die Todesdaten variieren: Während Lobming[7] irrtümlich 1377 angibt, nennt Liedke 1476[8], klar lesbar sind jedoch die Endziffern 77. In besagter Baumgartner-Kapelle existierte auf dem Boden auch eine schlichte Grab- /Gruftplatte (6 1/2 x 4 Schuh) für Hans Baumgartner mit dem 1491 verbesserten Wappen in Vierpass (Lobming Nr. 72 – Verschollene Epitaphe Nr. XXX), die vielleicht die Bodenplatte für das Grab des Rentmeisters Hans Baumgarnter darstellt, der 1500 starb, dessen Prachtsepitaph aber wohl erst um 1505 geschaffen wurde. Zu den Nachfahren des Rentmeisters Wolfgang Baumgartner von Burghausen gibt es an der St. Jakobskirche von Burghausen noch ein Epitaph für fürstliche Rat Georg Philipp von Baumgarten von 1580.

Wappen

Ursprüngliches Wappen: In Schwarz über einem geflochtenen goldenen Zaun zwei geschrägte Äste. Seit 1491 verbessertes Wappen: statt der gekreuzten Äste schreitender Löwe über dem Zaun.

Erhaltung

Teilweise abgetreten und Buchstaben ausgebrochen, sodass schon Lobming Teile nicht mehr entziffern konnte.

Literatur

Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi Nr 70.
Kebinger, Kapellenkranz St. Jakob, Nr. 14.
Liedke, Haldner Kaisergrabmal, 66f.
Thoma, Urkundenregestern Wasserburg, Nr. 3.
Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch, Nr. 8.
Höckmayr, Friedhöfe und Grabdenkmäler, Nr. 8.
Brunhuber, Nachrichten Paumgartner, Nr. 10.
Hefner, Bayerischen Antiquarius 1, 182ff.
Steffan, Spätgotische Sepulkralplastik zu St. Jakob, 89, 106.



Empfohlene Zitierweise:

Ferdinand Steffan, Grabdenkmal, Nr. 81, Baumgartner, 1476, publiziert am 10.06.2020 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Grabdenkmal,_Nr._81,_Baumgartner,_1476 (28.03.2024)
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