Grabdenkmal, Nr. 85, Baumgartner, 1500: Unterschied zwischen den Versionen

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Hans Baumgartner der Jüngere, Rentmeister
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Hans Baumgartner der Jüngere, Rentmeister († 29.3.1500)
  
 
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Die beiden Zitate wurden bislang nicht behandelt, Liedke bietet erstmals eine Lesung, wobei der erste Vers sicher falsch ist (''apertum nihil est tantum''). Nach den drei ersten Buchstaben folgt deutlich ein ''tuu̅'', wobei auf die beiden ''u'' ein Apostroph folgt, sodass die Auflösung ''apertum'' nicht haltbar ist. Möglicherweise geht das Zitat auf eine Stelle bei Plautus zurück ''nihil perpetuum est'' [datum], wobei datum zu ''tantum'' verschrieben wurde. In einer Übersetzung ''Nichts ist ewig [gegeben]'' macht ''tantum'' keinen Sinn. Es wäre aber plausibel ''tantum'' zum zweiten Vers zu ziehen, der eigentlich ''vivit post funera virtus'' lautet (Tugend überlebt den Tod / Tugend kann nicht sterben, noch im Grab verderben). Allerdings bekäme der Vers dann einen anderen Sinn etwa derart, dass ''die Tugend nur/erst nach dem Tod sichtbar wird''. Die Bezeichnung der Männerbüsten, welche die Schriftbänder halten, als Propheten ist wegen der weltlichen Zitate nicht wörtlich zu verstehen.
  
 
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Zur Person: Vergleiche die Familiengeschichte bei Grabdenkmal, Nr. 81, Baumgartner, 1476. Die Angaben zur Tätigkeit des Rentmeisters bei Heiserer<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Heiserer, Geschichte Wasserburg|Heiserer, Geschichte Wasserburg]], 293.</ref> und Geiss<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Geiß, Verwaltungs-Beamte Altbayerns|Geiß, Verwaltungs-Beamte Altbayerns]], 148.</ref> sind falsch. Da Hans Baumgartner der Jüngere bereits im Jahre 1500 verstorben ist, kann er das Amt nicht bis zum 3.6.1502 ausgeübt haben. Das Todesjahr wird durch die Eintragung in den Kirchenrechnungen von 1500 zu St. Jakob bestätigt, wo der Läutlohn vermerkt ist: ''Einnemen lewterlon von den todten. Item lewterlon von dem rentmaister iiii ß vi dl''. Rentmeister Hans Baumgartner schlichtet 1491 einen Streit des Klosters Altenhohenau und siegelt 1492 einen Verkauf für dieses Kloster.<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Mitterwieser, Regesten Kloster Altenhohenau|Mitterwieser, Regesten Kloster Altenhohenau]], 459, 460.</ref> Es ist erstaunlich, dass auf dem Epitaph nicht auch das Wappen einer Ehefrau des Rentmeisters angebracht ist, was die Frage aufgeworfen hat, ob er überhaupt verheiratet war. Die Antwort dazu hat Liedke in den Kirchenrechnungen von St. Jakob für das Jahr 1489 gefunden, wo zu den Kirchenstühlen vermerkt ist: ''Item vor des räntmaisters stuel in dem mittern gang sind newn penkh […] Item die newnt pankh (hat) V ständt … Hanns pawngartnerin''. Damit ist geklärt, dass der Rentmeister Hans Baumgartner verheiratet war. Name und Todesdatum der Ehefrau sind unbekannt. Zuschreibung und Datierung: Seit Halm<ref>[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Halm, Wolfgang Leb|Halm, Wolfgang Leb]], 21.</ref> galt unwidersprochen Wolfgang Leb als Fertiger des Rentmeister-Epitaphs. Für die Datierung sind der Maximiliansharnisch mit der Kugelbrust und die Kuhmaulschuhe maßgebend. Halm legte sich auf ''gegen die Mitte des ersten Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts fest'', Liedke spricht von ''um 1503''. Liedke weist neuerdings dieses Epitaph einem sonst kaum bekannten Meister Asem von Wasserburg zu, gibt jedoch in seinem Manuskript keine Argumente dafür an. Die Versetzung des Wandepitaphs war veranlasst worden, weil dieses Werk, das bislang als eine der wichtigsten Arbeiten des Wasserburger Meisters Wolfgang Leb galt, am Standort in der Estermann-Kapelle hinter dem Hochaltar für die Allgemeinheit unzugänglich war.
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[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Leonhardt, Spätgotische Grabdenkmäler|Leonhardt, Spätgotische Grabdenkmäler]], 146f.<br>
 
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[[Quellen-_und_Literaturverzeichnis#Halm, Wolfgang Leb|Halm, Wolfgang Leb]], 21.<br>
 
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Version vom 16. Dezember 2019, 16:03 Uhr

Autor: Ferdinand Steffan/Redaktion
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Personen

Hans Baumgartner der Jüngere, Rentmeister († 29.3.1500)

Standort

Seit der Kirchenrenovierung 1980 in der südwestlichen Nische beim Aufgang zum Chor.[1]

Früherer Standort

in dasiger Pfarrkirche auf der Epistl Seite des Chor Altar in der letzten, oder sogenannten Paumgartnerischen Kapelle an der Mauer

Beschreibung

Der Verstorbene steht fast in Lebensgröße frontal in einer für Lebs Arbeiten[2] typischen spätgotischen Nische mit Rippengewölbe und kleinem Schlussstein (vergleiche Hochgräber von Attel und Ebersberg, Grabdenkmal, Nr. 131, Perkhofer, 1503 und Kufstein). Rentmeister Baumgartner trägt einen sogenannten Maximiliansharnisch, in der Rechten hält er die Rennfahne, die Linke ist an den Schwertgriff gelegt. Der Helm mit Helmdecke und Kleinod steht beim linken Fuß und überschneidet leicht das Schriftband, das Wappen ruht beim rechten Fuß. Die Füße stecken in typischen Kuhmaulschuhen. Die Zwickel oberhalb des Gewölbes sind mit Prophetenbüsten mit Schriftbändern gefüllt: Rechts mit geflochtenem Bart, links bartlos (die Prophetenbüsten sind vergleichbar mit den Engeln in den Zwickeln der Hochgräber von Attel und Ebersberg sowie mit denen am Epitaph für Propst Petrus I. in Au und Propst Surauer in Gars, die allerdings ein halbes Jahrhundert früher anzusetzen sind). Das umlaufende Schriftband ist beidseitig mit einer schmalen Leiste gerahmt. Auf Grund des Maximiliansharnischs mit Kugelbrust und der Kuhmaulschuhe wird eine Datierung zwischen 1505 und 1510 angenommen.

Material

Rotmarmor.

Maße

Höhe: 260 cm   Breite: 131 cm   Stärke: 27,5 cm
Ausgegründete gotische Minuskel.

Transkription/Übersetzung

Inschrift Original
Hie ligt begraben der edel und
vest hanns Bawmgartner So Renntmeister alhie gewese̅
der an Suntag letare der
heiligen vassten des XVc iars verschiden ist dem got ge̅
rechter Prophet: ppe tuu̅ nichil est tantum [statt datum]
(etwa: Nichts ist auf ewig [gegeben]
linker Prophet: [tantum] post funera virtus
(etwa:die Tugend wird erst nach dem Tod sichtbar)

Die beiden Zitate wurden bislang nicht behandelt, Liedke bietet erstmals eine Lesung, wobei der erste Vers sicher falsch ist (apertum nihil est tantum). Nach den drei ersten Buchstaben folgt deutlich ein tuu̅, wobei auf die beiden u ein Apostroph folgt, sodass die Auflösung apertum nicht haltbar ist. Möglicherweise geht das Zitat auf eine Stelle bei Plautus zurück nihil perpetuum est [datum], wobei datum zu tantum verschrieben wurde. In einer Übersetzung Nichts ist ewig [gegeben] macht tantum keinen Sinn. Es wäre aber plausibel tantum zum zweiten Vers zu ziehen, der eigentlich vivit post funera virtus lautet (Tugend überlebt den Tod / Tugend kann nicht sterben, noch im Grab verderben). Allerdings bekäme der Vers dann einen anderen Sinn etwa derart, dass die Tugend nur/erst nach dem Tod sichtbar wird. Die Bezeichnung der Männerbüsten, welche die Schriftbänder halten, als Propheten ist wegen der weltlichen Zitate nicht wörtlich zu verstehen.

Erläuterung

Zur Person: Vergleiche die Familiengeschichte bei Grabdenkmal, Nr. 81, Baumgartner, 1476. Die Angaben zur Tätigkeit des Rentmeisters bei Heiserer[3] und Geiss[4] sind falsch. Da Hans Baumgartner der Jüngere bereits im Jahre 1500 verstorben ist, kann er das Amt nicht bis zum 3.6.1502 ausgeübt haben. Das Todesjahr wird durch die Eintragung in den Kirchenrechnungen von 1500 zu St. Jakob bestätigt, wo der Läutlohn vermerkt ist: Einnemen lewterlon von den todten. Item lewterlon von dem rentmaister iiii ß vi dl. Rentmeister Hans Baumgartner schlichtet 1491 einen Streit des Klosters Altenhohenau und siegelt 1492 einen Verkauf für dieses Kloster.[5] Es ist erstaunlich, dass auf dem Epitaph nicht auch das Wappen einer Ehefrau des Rentmeisters angebracht ist, was die Frage aufgeworfen hat, ob er überhaupt verheiratet war. Die Antwort dazu hat Liedke in den Kirchenrechnungen von St. Jakob für das Jahr 1489 gefunden, wo zu den Kirchenstühlen vermerkt ist: Item vor des räntmaisters stuel in dem mittern gang sind newn penkh […] Item die newnt pankh (hat) V ständt … Hanns pawngartnerin. Damit ist geklärt, dass der Rentmeister Hans Baumgartner verheiratet war. Name und Todesdatum der Ehefrau sind unbekannt. Zuschreibung und Datierung: Seit Halm[6] galt unwidersprochen Wolfgang Leb als Fertiger des Rentmeister-Epitaphs. Für die Datierung sind der Maximiliansharnisch mit der Kugelbrust und die Kuhmaulschuhe maßgebend. Halm legte sich auf gegen die Mitte des ersten Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts fest, Liedke spricht von um 1503. Liedke weist neuerdings dieses Epitaph einem sonst kaum bekannten Meister Asem von Wasserburg zu, gibt jedoch in seinem Manuskript keine Argumente dafür an. Die Versetzung des Wandepitaphs war veranlasst worden, weil dieses Werk, das bislang als eine der wichtigsten Arbeiten des Wasserburger Meisters Wolfgang Leb galt, am Standort in der Estermann-Kapelle hinter dem Hochaltar für die Allgemeinheit unzugänglich war.

Wappen

Meister

Erhaltung

Literatur

Lobming, Epitaphien Pfarrkirche S. Jacobi Nr 71.
Bezold, Bezirksämter Traunstein und Wasserburg, 2080.
Lehner, Wasserburger Grabsteinbuch, Nr. 9.
Höckmayr, Friedhöfe und Grabdenkmäler, Nr. 34.
Brunhuber, Zur Geschichte St.Jakobs 1911, 40-42.
Steffan, Spätgotische Sepulkralplastik zu St. Jakob, 92f.
Heiserer, Geschichte Wasserburg, 293.
Geiß, Verwaltungs-Beamte Altbayerns, 148.
Kirmayer, Der Rentmeister Hans Baumgartner, 19.
o.V., Kunstwerk am Platz, 15.
Mitterwieser, Regesten Kloster Altenhohenau, 459, 460.
Leonhardt, Spätgotische Grabdenkmäler, 146f.
Halm, Wolfgang Leb, 21.
Sighart, Kunst Erzdiözese Freising, 185.
Sighart, Geschichte der bildenden Künste, 499.
Westenrieder, Historische Schriften, 183–206.


Empfohlene Zitierweise:

Ferdinand Steffan, Grabdenkmal, Nr. 85, Baumgartner, 1500, publiziert am 16.12.2019 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Grabdenkmal,_Nr._85,_Baumgartner,_1500 (04.05.2024)
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