Neues Mauthaus: Unterschied zwischen den Versionen

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Geschichte / Baugeschichte
 
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Das Haus diente ab 1497 als Sitz des herzoglichen Mautners, also des herzoglichen Zolleinnehmers. Ein Grund die Verlegung des Mauthauses von der Ecke zwischen Marktplatz und Bruckgasse, der Straße zur Innbrücke, könnte gewesen sein, dass man so auch die Güter, die über Flösse und Schiffe an der Innlände ankamen und über Land in Richtung Westen weiter transportiert wurden, leichter erfassen konnte.
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Das Haus in der Ecke zwischen Schmidzeile und Schustergasse diente ab 1497 als Sitz des herzoglichen Mautners, also des herzoglichen Zolleinnehmers. Ein Grund die Verlegung des Mauthauses von der Ecke zwischen Marktplatz und Bruckgasse, der Straße zur Innbrücke, könnte gewesen sein, dass man so auch die Güter, die über Flösse und Schiffe an der Innlände ankamen und über Land in Richtung Westen weiter transportiert wurden, leichter erfassen konnte.
  
 
KDB vermutet in Zusammenhang mit der Verlegung des Sitzes des Mautners 1497 die Neuerrichtung des Hauses.
 
KDB vermutet in Zusammenhang mit der Verlegung des Sitzes des Mautners 1497 die Neuerrichtung des Hauses.

Version vom 17. Oktober 2019, 20:44 Uhr

Autor: Gerald Dobler

Neues Mauthaus (auch Irlbeckhaus, Schmidzeile 2)

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Einführung

Inhalt

Geschichte / Baugeschichte

Das Haus in der Ecke zwischen Schmidzeile und Schustergasse diente ab 1497 als Sitz des herzoglichen Mautners, also des herzoglichen Zolleinnehmers. Ein Grund die Verlegung des Mauthauses von der Ecke zwischen Marktplatz und Bruckgasse, der Straße zur Innbrücke, könnte gewesen sein, dass man so auch die Güter, die über Flösse und Schiffe an der Innlände ankamen und über Land in Richtung Westen weiter transportiert wurden, leichter erfassen konnte.

KDB vermutet in Zusammenhang mit der Verlegung des Sitzes des Mautners 1497 die Neuerrichtung des Hauses. Auf dem ältesten Stadtplan von 1615 erscheint es im Gegensatz zum heutigen Zustand mit Arkaden entlang der Schmidzeile und nicht entlang der Schustergasse, ebenso in der Uraufnahme von 1813. Im Vermessungsplan von 1854 sind dann die Arkaden an beiden Seiten eingetragen, entlang der Schmidzeile jedoch zurückgesetzt innerhalb des Hauses. 1804 wurde das Haus an privat verkauft. Vor 1839 besaß es der Seilermeister Alois Heilingbrunner, ab 1839 durch einen Häusertausch der Lederermeister (Rotgerber) Anton Irlbeck Junior.[1] Der vorherige Besitzer sollte seinen Laden im Erdgeschoss behalten, zu dem aus einem Fenster ein eigener Eingang hergestellt werden sollte. Die Ledererwerkstatt des neuen Besitzers sollte in dessem alten Haus in der Ledererzeile bleiben, im neuen Haus sollten aufgrund der befürchteten Geruchsbelästigung nur Leim hergestellt und in dem bereits vorhandenen Laden fertige Lederprodukte verkauft werden. Der Rest des Hauses sollte als "Wohnung und Waarengewölbe" genutzt werden, das Waschhaus ebenfalls als "Verkaufsgewölb". Tatsächlich verlegte Irlbeck jedoch auch einen Teil der Produktion in das Haus, was in den folgenden Jahren zu umfangreichen Auseinandersetzungen mit den Nachbarn führte.[2] 1839 heißt es, dass das Haus einen eigenen Brunnen besitze, unter dem "Bogen" (den Arkaden) befand sich ein Waschhaus, das im folgenden Jahr abgebrochen wurde. 1855 erfolgte eine Erweiterung des Raumes zum Lohegerben. Die eigentliche Werkstatt von Anton Irlbeck befand sich jetzt im Walkhaus des Färbers Unterauer vor der Innbrücke.[3] 1871 erfolgte eine Renovierung (Inschrift unter Engelsbüste)[4]. 1906 (Wohnungserhebung) befanden sich im EG 3 Verkaufsläden, im 1. OG die Wohnung des Hausbesitzers mit 4 Zimmern und im 2. OG eine weitere, vermietete Wohnung mit 5 Zimmern. 1910 wurde ein neuer Dachstuhls errichtet, verbunden mit einer Kaminänderung. Für 1925 wird eine Senkung im Mauerwerk berichtet, weshalb das Gebäude gegen das Haus Marienplatz 22 abgestützt wurde.

- 1937 erfolgten schließlich der Einbau von Zimmern im Dachgeschoss (Bpl. 1937/325), .[5]

Liste der Zöllner / Mautner ab 1497[6]

1506-1514 Lukas Lamprechtsheimer 1529 Georg Endorfer 1537-1542 Stephan Schröttel 1547-1551 Mathes Laitinger 1551 Hieronymus Laglberger 1556-1563 Karl Köck 1573-1588 Jakob Heller 1591 Wolf Schwarzdorfer 1600 Hanns Aindorfer 1633 N. Villenbacher 1636-1644 Johann Mayer 1644 Thomas Woltenberg 1683 Ludwig Gregor Haberschnell 1737-1741 Korbinian Riedel 1746-1760 Joseph Ignaz Borini 1761-1765 Joseph Augustin 1766-1778 Ludwig Bernhard Hupfauf 1780-1787 Franz Joseph von Beyrer 1788-1799 Vinzenz Pallhausen

Baubeschreibung

Das Haus mit der alten Hausnummer 93 befindet sich an der nordwestlichen Ecke des Marktplatzes, des heutigen Marienplatzes, zwischen dem unteren Ende der Schmidzeile, der einzigen alten Zufahrt zur Stadt über die Burg von Westen her und der Schustergasse, der Verbindung zur Stadtpfarrkirche St. Jakob. Das Haus ist viergeschossig mit Vorschussmauer. An der Südostecke ist ein polygonaler Eckerker angebracht, der sich über einer Halbsäule erhebt, über welcher über einer stilisierten Wolke (Wolkenband) die Büste eines geflügelten Engels zwei Schilde in Tartschenform mit den Wappen Wasserburgs (Löwe) oder Pfalz? (KDB) und Bayerns (Rautenschild) in Relief vor sich hält. Die qualitätvolle Skulptur wurde von Hager dem Bildhauer Wolfgang Leb zugeschrieben (KDB 1902, 2118; so auch der Eintrag in der Denkmalliste). Darunter befindet sich der erneuerte Wahlspruch "So Gott mit uns, wer wird wider uns seyn. 1097 [verschrieben, wohl 1497]". Im Erdgeschoss sind gotische Gewölbe ohne Rippen erhalten (Erdgeschosslauben?).

Quellen

StadtA Wasserburg, II2366, Hausakt Schmidzeile Nr. 2, 1830-1939 (= StadtA Wasserburg, Hausakt).

Literatur

Heiserer, Joseph, Topographische Geschichte der Stadt Wasserburg am Inn, in: Oberbayerisches Archiv 19 (1860), 17-299, 273.

KDB 1902, 2117f.

Dehio 2006, 1360.


Empfohlene Zitierweise:
Gerald Dobler, Neues Mauthaus, publiziert am 17.10.2019 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Neues_Mauthaus (08.05.2024)

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  1. StadtA Wasserburg, Hausakt. Die Frau von Anton Irlbeck hieß Anna. 1906 bis 1937 erscheint als Besitzer Jakob Irlbeck.
  2. StadtA Wasserburg, Hausakt.
  3. StadtA Wasserburg, Hausakt.
  4. KDB 1902, 2118
  5. StadtA Wasserburg, Hausakt. Außerdem 1934 und 1935 zwei unbekannte Baumaßnahmen (Bpl. 1934/81, Bpl. 1935/413) und 1937 die Errichtung einer Lagerhalle im Garten "hinter den Mauern", Plannr. 375 (Bpl. 1937/523)
  6. nach Heiserer 1860, 294