Bäckerzeile

Aus Historisches Lexikon Wasserburg
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Autor: Matthias Haupt
Bäckerzeile Straßennamen

Bäckerzeile (heute Bereich Fletzingergasse) nach dem Brand 1885.

Als urkundlich belegbarer Gewerbename in der Peckhengasse 1449, als Peckhenzeyl in der Kirchenrechnung der Pfarr- und Frauenkirche 1495, erstmals erwähnt. Teilungsentwicklung mit der Fletzingergasse: Nach dem Rustikal Steuerkataster von 1808 und 1814 im Staatsarchiv München trugen die heutige Bäckerzeile und die Fletzingergasse den Namen Bäckerzeile gemeinsam, der Vermessungsplan 1813 weist allerdings bereits die Fletzingergasse (südlicher Straßenteil) aus, nicht aber mehr die Bäckerzeile, die in diesem Plan als Schmidgassl (zusätzlich zur Schmidzeile) bezeichnet wird. Der älteste Grundriss 1615 bezeichnet die gesamte Straße als Peckhen Zeyl; spätestens 1912/1914 der heutigen Lage entsprechend festgelegt. Damit hält der nun traditionsbewahrende Name nur mehr die Erinnerung an das städtische Bäckerhandwerk fest, nicht aber mehr die historischen Lagen des Gewerbes. Einige Wasserburger Bäcker waren tatsächlich im Bereich der heutigen Palmanoanlage (siehe Palmanostraße) angesiedelt. Beim Sieg Kaiser Ludwigs des Bayern über Friedrich den Schönen von Habsburg 1322 auf der Ampfinger Heide bei Mühldorf, soll sich der Sage nach der Wasserburger Bäckerknecht Hans Eggenolff (Egenolt) durch Tapferkeit ganz besonders ausgezeichnet haben, wofür die Bäcken von Wasserburg kaiserliche Freiheiten erhielten, wie den Handel mit Getreide und Wein; Freiheiten, die kein Handwerk der Bäcken im ganzen Land hatte. Die Zunftfahne der Bäcker zeigt noch das Bild des Bäckerknechts im Harnisch mit dem Stadtbanner. Ein heute geschlossener/verbauter, privater Durchgang zwischen Ledererzeile und Sedlmeiergasse ist als ehrender Personenname noch als Egolf-Durchgang bekannt (1927 benannt). Stadtgeschichtlich bzw. auch für die Geschichte des Wasserburger Stadtrechtes[1]. bedeutender, ist sicher die erste urkundliche Erwähnung der Wasserburger Bäcker am 8.9.1347, in der Wernhart Wischer, Bäcker und Bürger in Wasserburg, dem Tristan von Hof seine Brotbank, gemäß der Regelung des Stadtrechts, verkaufte. Wasserburg war zu allen Zeiten bekannt für die Vielzahl seiner Bäcker, seiner Bierbrauereien (die keinen eigenen Straßennamen haben) und seiner Schänken. So sind für 1668 nicht weniger als 24 Bäcker, 20 Tafernwirte, 17 Bierbrauer und 20 Metschänken nachgewiesen. Die anliegenden Gebäude der historischen Peckhenzeyl (heute Fletzingergasse) verbrannten am 5.8.1885 zu einem Großteil und wurden später abgerissen. Die heutige Bäckerzeile findet man in den Quellen kurzzeitig auch als Kindl Gasse. [2]


Empfohlene Zitierweise:
Matthias Haupt, Bäckerzeile, publiziert am 29.05.2019 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/B%C3%A4ckerzeile (19.03.2024)