Rotes Tor
Autor: Gerald Dobler
Rotes Tor (An der Stadtmauer 2)
Einführung
Das Rote Tor (1415 Roter Turm, 1615 Pognertor, 1644 Ratzentor, 1703 Ratzentor oder Hageturm, auch Naglertor, Salztor, Ratdienertor, Göttnertor, im 19. Jahrhundert Liebhard- und Schlachthaustor, 1902 Luegingertor) führte durch die Ringmauer der Stadt ursprünglich in die Vorstadt Auf dem Grieß, als westlichstes Tor neben dem um 1878/79 abgebrochenen Schmidtor und dem 1874 abgebrochenen Tränktor, unmittelbar neben der inneren Zwerchmauer, die die Vorstadt in Richtung Westen begrenzte. Der älteste Name Roter Turm ist nicht sicher deutbar. Möglicherweise stand das Tor 1415 zumindest im oberen Teil ziegelsichtig und erschien damit rot. Heute ist der Name Roter Turm für das östlich anschließende Nachbargebäude, den ehemaligen Ebersberger Hof, gebräuchlich.
Geschichte / Baugeschichte
Das Tor dürfte in Zusammenhang mit der Entstehung der Vorstadt Auf dem Grieß auf neuem Schwemmland etwa ab der Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet worden sein, zusammen mit der inneren Zwerchmauer noch vor dem Ausbau der Befestigungen ab 1415.[1] 1802 wurde das Tor an den Bierbrauer Mathias Liebhart verkauft. 1839 erwarb die Stadt das Tor von dessen Sohn zurück und ließ im Jahr darauf die Durchfahrt erweitern und erhöhen und das Innere des Turmes umgestalten.
Der Stadtschreiber Heiserer schrieb 1857 über das Tor:
IV. Das Liebharten- oder Göttner-, Ratzen oder Schlachthaus-Thor. Dieses Thor hat die Stadt mit einem noch näher am Innstrome gelegenen sogenannten Pfendtner - früher äußersten Wachthurm verbunden, und dient jetzt zur Verbindung der Stadt mit einem Theil des untern Grieses und dem Schlachthause. Dieser Thurm wurde von der Stadt früher immer zu einer Wohnung für eine kleine Familie benützt, ist am 25. August 1802 an den Bräuer Mathias Liebhart verkauft, von seinem Sohn aber am 7. November 1839 wieder rückerkauft worden, ist seit dieser Zeit neuerdings Communeigenthum, und dient gegenwärtig zur Aufbewahrung von Decorationsgegenständen. Im Jahre 1840 ist die Durchfahrt erweitert und erhöht, auch der Thurm inwendig zu seinem Zwecke brauchbar umgestaltet worden, die beantragte Anbringung einer eigenen Stiege, eines Nebendurchganges für das Fußvolk und die äußere Gestaltung desselben unterblieb aber auf bessere Zeiten, die zu gleicher Zeit angefertigten Skizzen zum Spitzbogengewölbe unter demselben harren nur auf die Einsetzung. Bey den Acten liegt die Zeichnung dieses Thurms in seiner frühern Gestaltung und für seine künftige Form, auch seine jetzige Form habe ich gezeichnet.[2]
1909 erfolgte der Einbau einer Toilettenanlage.[3] 2010 wurde eine Außenrenovierung durchgeführt,[4] 2020 eine Renovierung der Tordurchfahrt.[5]
Baubeschreibung
Der heutige Bau dürfte im Kern noch der Zeit vor 1415 entstammen. Der Zinnenkranz war bereits 1644 vorhanden.[6] 1830 besaß die Außenseite über der Durchfahrt nur zwei gegeneinander versetzte Fensteröffnungen, bis unter das untere Fenster war offenbar Bruchsteinmauerwerk sichtbar. Heute sind hier in drei Obergeschossen drei Fenster übereinander angeordnet. Die Innenseite besitzt bereits seit mindestens der Mitte des 19. Jahrhunderts in regelmäßiger Anordnung in den drei Obergeschossen je zwei Fenster. Der Zugang zu den Obergeschossen erfolgt bereits mindestens seit dem frühen 19. Jahrhundert über eine hölzerne Außentreppe von der Westseite aus.
Quellen
StadtA Wasserburg a. Inn, II170.
StadtA Wasserburg a. Inn, II2081.
Dobler, Stadtbefestigung, Archivalienforschung.
Barthel & Maus, Stadtmauer Abschnitt Nord.
Empfohlene Zitierweise:
Gerald Dobler, Rotes Tor, publiziert am 10.02.2021 [=Tag der letzten Änderung(en) an dieser Seite]; in: Historisches Lexikon Wasserburg, URL: https://www.historisches-lexikon-wasserburg.de/Rotes_Tor (11.10.2024)
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- ↑ Barthel & Maus, Stadtmauer Abschnitt Nord, 16f.
- ↑ StadtA Wasserburg a. Inn, II170.
- ↑ StadtA Wasserburg a. Inn, II2081.
- ↑ Wasserburger Zeitung vom 11.9.2010.
- ↑ Wasserburger Stimme vom 28.7.2020; Wasserburger Heimatnachrichten 14/2020, 4.
- ↑ Merian, Topographia Bavariae.